Ipf- und Jagst-Zeitung

Gezeichnet und ratlos

RB Leipzig ist weit von den Ansprüchen entfernt – Die Kritik an Trainer Marsch wächst

- Von Gerald Fritsche

LEIPZIG (dpa) - Jesse Marsch hat seine amerikanis­che Leichtigke­it verloren. Der Trainer des Fußball-Bundesligi­sten RB Leipzig wirkte bei der Online-Pressekonf­erenz vor der Partie der Sachsen am Freitagabe­nd (20.30 Uhr/DAZN) beim 1. FC Union Berlin verzweifel­t. Und das nicht nur wegen seiner weiter andauernde­n Quarantäne nach der Corona-Erkrankung. Vielmehr beschäftig­t den Trainer das ständige Auf und Ab in den Leistungen seiner Mannschaft, die im Vergleich zu den Vorjahren trotz des breitesten Kaders einen Rückschrit­t gemacht hat. Wodurch Marsch nun selbst massiv in die öffentlich­e Kritik geraten ist.

Vonseiten seines Arbeitgebe­rs fühlt sich Marsch (noch) nicht unter Druck gesetzt. „Wir hatten von Anfang an eine gute Verbindung und starkes Vertrauen. Wir reden offen und ehrlich miteinande­r“, sagte Marsch auf die Frage, ob er die Rückendeck­ung der Vereinsspi­tze noch spürt. Fakt aber ist, dass RB von seinen eigenen Zielen und Ansprüchen derzeit weit entfernt ist. Internatio­nal geht es nur noch darum, wenigstens in der Europa League zu überwinter­n. Die viel wichtigere Qualifikat­ion für die nächste Champions-League-Saison

ist mit dem derzeitige­n achten Platz aber in Gefahr. Und das liegt an den inkonstant­en Leistungen, wofür der Trainer die Verantwort­ung trägt. „Ich habe immer versucht, das Beste zu liefern. Man muss die Frage stellen, ob es nicht genau passt. Aber ich werde immer mein Bestes für die Gruppe, für den Verein geben. Nicht für mich“, sagte Marsch und es klang bereits wie ein erster Abgesang. Er habe Fehler gemacht, alle hätten Fehler gemacht.

Und nun kommt das Union-Spiel, bei dem Marsch erneut nicht dabei sein und voraussich­tlich von Marco Kurth, dem zweiten Co-Trainer neben

Achim Beierlorze­r, vertreten wird. „Wir müssen unser bestes Spiel der Saison liefern. Wir haben großen Respekt vor Union und ihrem Trainer. Wir müssen mental bereit sein für dieses Spiel. Es geht nicht mehr darum, dass wir bis Weihnachte­n 30 Punkte haben. Bei dieser fehlenden Konstanz können wir nur an jedes einzelne Spiel denken“, sagte Marsch.

Er lebe in der Realität und stelle sich Tag für Tag die Frage, was die Mannschaft lernen kann, was wichtig ist für den nächsten Tag, für das nächste Spiel. „Wir haben mit unserem Spielstil etwas Flexibilit­ät probiert, mehr Themen aus den vergangene­n zwei Jahren übernommen. Aber mein Stil ist auch Aggressivi­tät, Intensität mit dem Ball und gegen den Ball. Die ganze Kombinatio­n passt manchmal perfekt und manchmal passt sie nicht. Das verstehe und akzeptiere ich nicht“, sagte Marsch. Dennoch wolle er weiter die richtige Lösung versuchen zu finden.

Gegen Union dürfte von den zuletzt wegen der Corona-Infektion fehlenden Spielern Mohamed Simakan in den Kader zurückkehr­en, der bereits das Mannschaft­straining wieder absolviert. Ob der zuletzt ebenfalls infizierte Kapitän Peter Gulacsi im Tor stehen wird, bleibt offen, da er zunächst nur individuel­l trainierte.

 ?? FOTO: UWE ANSPACH ?? Jesse Marsch kann sich die Leistungss­chwankunge­n seiner Mannschaft nicht erklären.
FOTO: UWE ANSPACH Jesse Marsch kann sich die Leistungss­chwankunge­n seiner Mannschaft nicht erklären.

Newspapers in German

Newspapers from Germany