„Ein extremer Fall“
Bei dem Fußball-Regionalligisten VfR Aalen geht die Ausfallserie weiter – Spiel fraglich
AALEN - Etliche Pressekonferenzen starten mit Personalfragen. Und da kann man viel erleben, wenn Trainer ihre Verletztenliste herunter beten, ob sie wollen oder nicht. Es ist halt eine Info, die meistens am Anfang kommt.
Als Beobachter des Fußballs hat man schon viel erlebt, und da brauchte es keine Corona-Pandemie. Uwe Wolf hat auch schon viel erlebt im Fußball, doch vor dem nächsten Spiel, da gibt es etwas, das auch ihn die Antwort erschweren lässt, auch ohne Pressekonferenz. „Das habe ich noch nie erlebt“, sagte der Trainer des Fußball-Regionalligisten VfR Aalen im Gespräch mit „schwäbische.de“, er der schon selbst auf Verletztenlisten stand oder sie als Trainer aufzählte.
Man hätte ihn eher fragen müssen, wer denn an diesem Sonntag noch das Trikot des VfR überstreifen kann um an diesem Sonntag (14 Uhr) das erste Auswärtsspiel in der Rückrunde beim TSV Schott Mainz zu begehen. Nach nur elf Spielern plus zwei Ersatztorhütern und einen AJugendlichen
auf der Bank (Mario Szabo) beim jüngsten, tollen 4:3-Sieg gegen Mainz 05 II zum Rückrundenstart fehlen dem Trainer weitere Spieler! Auch Mittelfeldmann Kolja Herrmann ist Corona-positiv und es gibt auch noch so was wie klassische Fußballerverletzungen, die sich muskuläre Probleme nennen: Kapitän und Top-Torjäger Alessandro Abruscia (elf Treffer) und Linksverteidiger Kristjan Arh Cesen würden am Sonntag ausfallen. Wenn denn gespielt wird: Der VfR hat bei der Regionalliga Südwest GbR eine Spielverlegung beantragt, an diesem Freitag soll es eine Entscheidung geben.
Normalerweise hadert Wolf nicht bei personellen Fragen, so hat man ihn in Aalen nicht kennen gelernt, doch das ist „ein extremer Fall“. Maximal könnten noch weitere A-Jugendliche aus der U 19 hochgezogen werden in das Profikaderchen, aber bei allem Jugendstil den der VfR fährt: Kicker aus der U 19-Oberliga sind noch nicht so weit in der vierten Liga im Herrenbereich die Akzente zu setzen. Seine Mannschaft für das Spiel gegen die nächste Mainzer Mannschaft wäre „nicht wettbewerbsfähig“. Gleichwohl hat seine junge, schon gegen Mainz 05 II dezimierte Mannschaft ein Ausrufezeichen gesetzt, und gezeigt, dass man ausgestattet mit viel Willen Berge versetzen kann oder eben den Spitzenreiter schlägt, doch da verfügte Wolf zumindest noch über elf Profis in der Startelf.
Um die Personalfrage weiter zu betreiben: Vielleicht könnten Linksverteidiger-Backup Eduard Heckmann (nach Corona) und Defensivallrounder Daniel Stanese (Adduktorenprobleme) wieder in das Aufgebot zurückkehren, doch eine Vollbelastung wäre nicht anzustreben. Vielleicht hätten auch die Blessuren von Abruscia und Arh Cesen behoben werden können, doch wer betreut die Fußballerbeine?
Nach dem jüngsten Abgang von Masseur Achim Hägele und einen weiterhin fehlenden Physiotherapeuten benötigt der Verein professionelle Hände, die nicht nur massieren und therapieren sondern auch einen Tape-Verband fachgerecht anlegen. Ein Zustand der dem Trainer verständlicherweise missfällt. „Die Mannschaft geht auf der letzten Rille“,
erklärte Wolf. Das Trainingspensum wurde schon heruntergefahren, auch auf dem Kunstrasenplatz haben die Aalener bisher noch nicht trainiert ob der höheren Verletzungsgefahr, doch auf solchen Geläuf würde es am Sonntag gehen auf der Bezirksssportanlage Mombach in dem Mainzer Stadtteil.
Auch wenn dort der Tabellenletzte auf die Aalener wartet: Bekanntlich ist kein Spiel in dieser Liga einfach oder wie es Wolf wieder beschrieb: „Die Spiele sind immer eng.“Es würde zwar keine Tormaschine auf die Aalener warten, die Amateure aus Mainz stellen den schlechtesten Angriff der Liga – doch es gibt beim Tabellenachten Aufstellungssorgen und ein Spiel auf ungeliebtem Kunstrasenplatz. Sollte das Spiel stattfinden, trainieren die Aalener in den letzten beiden Einheiten vor der Abreise auf Kunstrasen. Was sie bis zu diesem Spiel in dieser Situation geleistet haben, sorgt beim Trainer für Respekt. „Man kann die Leistung meiner Mannschaft gar nicht hoch genug einschätzen“, befand Wolf. Das spielende Personal hat bisher einen guten Job gemacht.