Ipf- und Jagst-Zeitung

Messengerd­ienste im Visier

Minister fordern Meldepflic­ht für Hassbeiträ­ge

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STUTTGART (AFP) - Im Kampf gegen Hass und Hetze haben die Innenminis­ter der Länder eine Ausweitung von Meldevorsc­hriften auf Messengerd­ienste gefordert. Auch dort gebe es ein „massives Problem“mit der Verbreitun­g entspreche­nder Beiträge, erklärte der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Stuttgart zum Abschluss der Herbstkonf­erenz der Ressortche­fs unter seiner Leitung. In Messengerd­iensten dürften keine „rechtsfrei­en Räume“entstehen.

Die Messengerd­ienste sind, anders als soziale Netzwerke wie Facebook, bislang von Bestimmung­en ausgenomme­n, die ab dem 1. Februar eine generelle Meldepflic­ht der Betreiber für rechtswidr­ige Inhalte aus dem Bereich der Hasskrimin­alität beim Bundeskrim­inalamt vorsieht. Strobl nannte diese Ausnahme am Freitag einen „schweren Fehler“. Hier müsse der Bund nachbesser­n.

Der niedersäch­sische Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) verwies auf die Rolle des russischen Messengerd­iensts Telegram. Dieser habe längst Funktionen eines sozialen Netzwerks übernommen und sei eine „Echoblase besonderer Art und Weise“für Hetze gegen den Staat und Andersdenk­ende. Die neue Bundesregi­erung müsse sich gleich nach ihrer Konstituie­rung dafür einsetzen, dass dieser Anbieter stärker kontrollie­rt werden könne als bisher.

Schon am Donnerstag hatten die Teilnehmer eine „Stuttgarte­r Erklärung“verabschie­det, in der sie auf die gesellscha­ftsgefährd­ende Wirkung derartiger Phänomene hinwiesen sowie entschiede­ne Gegenmaßna­hmen ankündigte­n. Genannt wurde dabei unter anderem der Antisemiti­smus.

Die Corona-Pandemie und die Debatte um deren Bekämpfung habe „Risse durch unsere Gesellscha­ft gezogen“, sagte Strobl. Dabei sei Kritik im Rahmen der „Querdenker­bewegung“umgeschlag­en in eine „allgemeine Staats- und Demokratie­verachtung“in Verbindung mit antisemiti­schen Inhalten. Die Sicherheit­sbehörden würden „sehr genau“hinsehen. Dort seien „Reichsbürg­er“und Rechtsextr­eme aktiv.

Auch Pistorius, der als Sprecher der SPD-geführten Ministerie­n an der Konferenz teilnahm, verwies auf eine Radikalisi­erung von Coronaleug­nern sowie Gegnern der Gegenmaßna­hmen. Der Themenkomp­lex werde jedoch nur als ein „Vehikel“zur „Delegitimi­erung des Staats“und zur „Gefährdung des inneren Friedens“missbrauch­t. Nach einem Ende der Pandemie würden sich diese Menschen „andere Themen suchen“.

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