Sommerferien-Streit im tiefsten Winter
Die Bundesländer debattieren einmal mehr über den Start in die unterrichtsfreie Zeit – Bayern und Baden-Württemberg unter Druck
BERLIN man den gelegentlich sehr frühen eigenen Ferienbeginn Mitte Juni. Sommerferien vor dem 1. Juli kämen für Hamburg künftig nicht mehr infrage, sagt ein Sprecher der dortigen Schulbehörde. Begründung: „Schulorganisatorisch ist es wichtig, zwei ungefähr gleich lange Halbjahre in einem Schuljahr zu haben.“Bei einem deutlich kürzeren zweiten Halbjahr ließen sich „Klausuren und andere Leistungsüberprüfungen bei gleichzeitig gebotenem Mindestabstand zwischen den Prüfungen kaum unterbringen“. Ähnlich argumentiert man in Berlin, wo die noch amtierende Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) den frühen Ferienstart für „ungerecht“hält.
Bleibt es aber bei den Sonderrechten für Bayern und Baden-Württemberg und rutscht der früheste Ferienstart auf Anfang Juli, dann droht nach Ansicht von Tourismusexperten erst recht Chaos. Denn gerecht wäre es nicht, wenn etwa Hamburger, Ruhrgebietler und Ostdeutsche sich im Juli eng an eng an überfüllten Stränden drängen, während Schwaben und Bayern im ruhigen Spätsommer ausspannen können.
Aus der Branche kommt noch ein weiteres Argument, warum ein späterer Start in die Ferien von Nachteil sei: Es drohen Einnahmeverluste. Bis zu 120 Millionen Euro pro Tag entgehen nach Angaben des Deutschen Tourismusverbands den Beherbergungsbetrieben und Gaststätten in den deutschen Ferienregionen, sollten die Ferien künftig später beginnen. Folgt die KMK den Wünschen Berlins und Hamburgs und fängt mit dem Rollieren erst Anfang Juli an, drohen im Gesamtzeitraum elf Urlaubstage wegzufallen. Das entspräche Einnahmeverlusten von rund 1,32 Milliarden Euro, die nur schwer etwa durch eine höhere Bettenkapazität wieder auszugleichen wären.
Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ingrid Hartges, warnt deshalb vor steigenden Preisen. Ähnlich sieht es DRV-Präsident Fiebig. Er fordert deshalb die Kultusministerkonferenz dazu auf, „den möglichen Zeitraum zwischen 20. Juni und 15. September“für die Sommerferien-Planung voll auszuschöpfen.
Zustände wie beispielsweise in Frankreich, wo die Schulferien im Sommer landesweit am selben Tag beginnen und enden, will in der Reisebranche niemand. Die deutsche Bevölkerung geht da offenbar mit. Laut einer Umfrage des Instituts YouGov lehnt eine Mehrheit von 53 Prozent das Prinzip ab.