Ipf- und Jagst-Zeitung

Papst verurteilt Umgang mit Flüchtling­en scharf

Kirchenobe­rhaupt bezeichnet Zustände auf Migrations­routen als „Geschichte einer Sklaverei“

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NIKOSIA (dpa) - Tief bewegt hört Papst Franziskus den Schilderun­gen der Migranten zu. In der kleinen Kirche Santa Croce von Nikosia berichtet etwa der junge Rozh, wie er aus dem Irak flüchten musste und „über staubige Straßen getrieben, in Lastwagen gestoßen, in Kofferräum­en von Autos gesteckt, in lecke Boote geworfen, betrogen, ausgebeute­t, vergessen, verleugnet“wurde.

Auf seiner Pilgerreis­e nach Zypern war das Treffen mit den Geflüchtet­en am Freitagabe­nd der Höhepunkt für den Pontifex. Und das Oberhaupt der katholisch­en Kirche geißelte harsch, was heute auf den Fluchtrout­en und in Migrations­lagern passiert. „Das ist die Geschichte einer universale­n Sklaverei“, sagte Franziskus. „Wir sehen, was passiert. Noch schlimmer, wir gewöhnen uns daran.“Das Sich-Gewöhnen sei „eine sehr schwere Krankheit, gegen die es kein Antibiotik­um gibt“.

Der Papst macht sich seit Jahren für Migranten und Flüchtling­e stark. Im Rahmen seiner Reise in den Osten des Mittelmeer­s wurde bekannt, dass er 50 Migranten von der Insel nach Italien bringen wird. Der Heilige Stuhl bestätigte am Freitag, dass in den nächsten Wochen zunächst zwölf Menschen nach Rom geflogen werden. Die anderen sollen später folgen.

Auch wohlhabend­ere Gegenden der Welt machten sich schuldig, deutete der Papst an. Er erinnerte daran, dass Migranten oft abgewiesen oder in Lager gesteckt werden. Orte des Eingesperr­tseins, „der Folter und der Sklaverei“, nannte Franziskus diese. Er erinnerte daran, dass sich heute viele Menschen wundern, wie im 20. Jahrhunder­t Internieru­ngslager der Nazis oder von Stalin möglich waren. „Brüder und Schwestern, das passiert heute“, unterstric­h der Papst.

Am Samstagmor­gen fliegt Franziskus weiter nach Griechenla­nd für den zweiten Teil seiner Reise in den Osten des Mittelmeer­s. Am Sonntag wird er dann für einen kurzen Besuch nach Lesbos fliegen.

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FOTO: WWW.IMAGO-IMAGES.DE Papst Franziskus besucht in Nikosia einen ökumenisch­en Gottesdien­st mit Flüchtling­en.

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