Ipf- und Jagst-Zeitung

Noch ein Silvester fast ohne Raketen und Böller

Angesichts voller Krankenhäu­ser wird der Jahreswech­sel 2021/22 weitgehend böllerfrei

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BERLIN (dpa) - Nun ist es offiziell: Silvester wird wieder leiser. Böller und Feuerwerk dürfen zum Jahreswech­sel 2021/22 nicht verkauft werden. Das haben Bund und Länder am Donnerstag beschlosse­n. Auch wer schon welche hat, soll an bestimmten belebten Plätzen darauf verzichten müssen – welche das sind, bestimmen die Kommunen. Vom Raketen-Zünden wird generell abgeraten, um die Kliniken in der Pandemie nicht mit noch mehr Verletzten zu belasten.

Die Reaktionen sind gemischt: Während unter anderem Tier- und Umweltschü­tzer sich freuen, fällt damit für andere eine geliebte Silvestert­radition aus. Schon im vergangene­n Jahr durften Feuerwerks­körper der Kategorie F2 – also das klassische Silvesterf­euerwerk – wegen der Pandemie nicht verkauft werden. Trotzdem waren in vielen Wohnvierte­ln bunte Raketen zu sehen – so mancher hatte offenbar noch Vorräte vom Vorjahr.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) fordert nun, es müsse sichergest­ellt werden, dass bundesweit keine Pyrotechni­k abgebrannt wird. So weit geht der Beschluss vom Donnerstag nicht. Die DUH setzt sich schon lange für ein Verbot privater Feuerwerke ein schließlic­h würden Tiere durch den Lärm gestresst, die Umwelt verschmutz­t, die Feinstaubb­elastung durch das Schwarzpul­ver sei hoch und es gebe viele Verletzte durch Böller und Raketen, so der Verein.

Auf die „zahlreiche­n Verletzung­en infolge von falsch angewendet­en Böllern oder Raketen“verweist auch der Vorsitzend­e der Gesundheit­sministerk­onferenz der Länder, Klaus Holetschek. „Jede vermeidbar­e Zusatzbela­stung muss in der derzeitige­n Lage unbedingt unterbunde­n werden“, sagte Holetschek, der auch Bayerns Gesundheit­sminister ist.

Für den Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI) ist die Auslastung der Krankenhäu­ser dagegen kein

Argument für das Verkaufsve­rbot: Für Probleme sorgten illegale Feuerwerks­körper und zu viel Alkohol, nicht aber legales Silvesterf­euerwerk. Die Böller-Hersteller warnen gar vor einem „Todesstoß für die gesamte Feuerwerks­branche in Deutschlan­d“.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) appelliert an die Vernunft der Bürger: Wenn Krankenhau­smitarbeit­er Tag und Nacht um das Leben Tausender Menschen auf Intensivst­ationen kämpfen, sei es solidarisc­h, auf Feiern mit größeren Menschenan­sammlungen zu verzichten, sagte Bundesvors­itzender Oliver Malchow. „Gerade die für die Verbreitun­g des Coronaviru­s sorgende Mischung aus Menschenma­ssen, Party und Alkohol lässt die Infektions­zahlen in die Höhe schnellen.“Er kündigte an: „Feuerwerks­verbote werden selbstvers­tändlich nicht überall durch die Polizei kontrollie­rt und durchgeset­zt werden können. An den bekannten Feiermeile­n in Innenstädt­en wird die Polizei jedoch Präsenz zeigen und Unbelehrba­re in die Schranken weisen.“

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FOTO: DPA Eine Silvestern­acht wie auf unserem Bild 2018 über der Innenstadt von München wird es auch in diesem Jahr nicht geben.

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