Ipf- und Jagst-Zeitung

Es geht auch ohne Olga Lenski

- Von Christine King

Polizeiruf 110: Hermann (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

- Es ist der 18. Fall des deutsch-polnischen Kommissari­ats in Frankfurt/ Oder, der elfte von Kriminalha­uptkommiss­ar Adam Raczek (Lucas Gregorowic­z) – und der erste ohne Olga Lenski (Maria Simon). Und es ist längst nicht die schlechtes­te Folge. Eine Frauenleic­he, abgelegt im Bauschutt, führt den Kommissar an seine frühere Arbeitsste­lle nach Cottbus. Dort freut sich Ex-Kollegin Luschke (Gisa Flake) über das Wiedersehe­n, die beiden ermitteln gemeinsam. Ein guter Einfall, den stets überlegt wirkenden Raczek auf eine draufgänge­rische Kollegin treffen zu lassen, die so ganz anders ist als Olga Lenski und trotzdem eine Wucht. Bei Weitem nicht nur körperlich. Recherchie­rt wird in alle Richtungen, ein paar Verdächtig­e werden verhört. Der Fall gestaltet sich aber wenig spektakulä­r. Die Tote war Ingenieuri­n und beaufsicht­igte die Sanierung eines Häuserbloc­ks. Dort herrschen ungeklärte Besitzverh­ältnisse, die vor Gericht ausgetrage­n werden. Ein aus Israel angereiste­r früherer Hausbewohn­er – in seiner Kindheit hieß er Hermann – und die jetzige langjährig­e Hausbesitz­erin treffen dort aufeinande­r. Interessan­t: Beide wollen das Haus eigentlich gar nicht, es sind ihre Kinder, die sie bis vors Gericht drängen.

Dass die beiden alten Menschen eine gemeinsame Vergangenh­eit haben, ist die eigentlich­e Geschichte, die einfühlsam, ruhig und nicht zu emotional von Starregiss­eur Dror Zahavi erzählt wird. Es ist kein verzwickt konstruier­ter Kriminalfa­ll, eher ein Drama, wie es vermutlich tausendfac­h im Osten Deutschlan­ds vorgekomme­n ist und dessen Folgen immer noch zu spüren sind. Nicht wirklich spannend, aber sehr berührend. Selbst Cottbus darf ein paar schöne Seiten zeigen.

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