Es geht auch ohne Olga Lenski
Polizeiruf 110: Hermann (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)
- Es ist der 18. Fall des deutsch-polnischen Kommissariats in Frankfurt/ Oder, der elfte von Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) – und der erste ohne Olga Lenski (Maria Simon). Und es ist längst nicht die schlechteste Folge. Eine Frauenleiche, abgelegt im Bauschutt, führt den Kommissar an seine frühere Arbeitsstelle nach Cottbus. Dort freut sich Ex-Kollegin Luschke (Gisa Flake) über das Wiedersehen, die beiden ermitteln gemeinsam. Ein guter Einfall, den stets überlegt wirkenden Raczek auf eine draufgängerische Kollegin treffen zu lassen, die so ganz anders ist als Olga Lenski und trotzdem eine Wucht. Bei Weitem nicht nur körperlich. Recherchiert wird in alle Richtungen, ein paar Verdächtige werden verhört. Der Fall gestaltet sich aber wenig spektakulär. Die Tote war Ingenieurin und beaufsichtigte die Sanierung eines Häuserblocks. Dort herrschen ungeklärte Besitzverhältnisse, die vor Gericht ausgetragen werden. Ein aus Israel angereister früherer Hausbewohner – in seiner Kindheit hieß er Hermann – und die jetzige langjährige Hausbesitzerin treffen dort aufeinander. Interessant: Beide wollen das Haus eigentlich gar nicht, es sind ihre Kinder, die sie bis vors Gericht drängen.
Dass die beiden alten Menschen eine gemeinsame Vergangenheit haben, ist die eigentliche Geschichte, die einfühlsam, ruhig und nicht zu emotional von Starregisseur Dror Zahavi erzählt wird. Es ist kein verzwickt konstruierter Kriminalfall, eher ein Drama, wie es vermutlich tausendfach im Osten Deutschlands vorgekommen ist und dessen Folgen immer noch zu spüren sind. Nicht wirklich spannend, aber sehr berührend. Selbst Cottbus darf ein paar schöne Seiten zeigen.