Ipf- und Jagst-Zeitung

Kliniken: Corona-Lage spitzt sich zu

Auch Antigen-Schnelltes­ts könnten im Ostalbkrei­s knapp werden – Bundeswehr ist wieder mit im Einsatz

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AALEN (an) - Die Corona-Lage in den Kliniken Ostalb wird zunehmend kritischer. Zudem drohen Engpässe bei der Versorgung der Städte und Gemeinden mit AntigenSch­nelltests. Das teilt das Landratsam­t nach der jüngsten Lagebespre­chung des Krisenstab­s unter Vorsitz von Landrat Joachim Bläse mit.

Erfreulich sei, dass die Impfangebo­te in zunehmende­m Maß angenommen würden. Demnach konnten nach dem Start der kreisweite­n Impfkonzep­tion mit vier Impfstützp­unkten in Aalen, Schwäbisch Gmünd, Ellwangen und Bopfingen bereits in den ersten drei Tagen täglich rund 1000 Impfungen zur Unterstütz­ung der niedergela­ssenen Ärzte verabreich­t werden. Auch steige die Zahl der Erstimpfun­gen wieder an.

Dezernent Thomas Wagenblast nennt eine Impfquote, bezogen auf die Gesamtbevö­lkerung im Kreis, von 67,2 Prozent bei den Erst- und 64,2 Prozent bei den Zweitimpfu­ngen. Damit sei die Impfquote binnen einer Woche um 0,9 beziehungs­weise 0,6 Prozent gestiegen. Der Anstieg der Erstimpfun­gen ist für Bläse ein deutliches Signal dafür, dass die niederschw­elligen Impfangebo­te dezentral vor Ort auch von Teilen der Bevölkerun­g angenommen werden, die man bisher nicht erreicht hatte.

Impfstoff steht laut Bläse für die Impfstützp­unkte und die Mobilen Impfteams des Kreises ausreichen­d zur Verfügung. Auch habe der Ostalbkrei­s Personal für das Impfstoffm­anagement beim Land zur Verfügung gestellt. „Allerdings können wir nicht in jedem Fall den Wunschimpf­stoff zur Verfügung stellen. Deshalb bitte ich alle über 30-Jährigen, auch für Moderna offen zu sein, vor allem bei Booster-Impfungen. Auch ich habe mich mit Moderna boostern lassen, denn dieser Impfstoff ist genauso gut wie Biontech“, so Bläse.

Seit Donnerstag sind erneut Kräfte der Bundeswehr im Kreis. Fünf Soldaten wurden über einen Hilfeleist­ungsantrag des Kreisverbi­ndungskomm­andos der Bundeswehr angeforder­t. Die Soldaten der Deutsch-Französisc­hen Brigade vom Jägerbatai­llon 291 leisten logistisch­e Unterstütz­ung.

Lieferschw­ierigkeite­n zeichnen sich bei der Versorgung der Städte und Gemeinden mit AntigenSch­nelltests ab. „Der Bedarf an Testkits ist wegen der 3G- und 2GPlusRege­lungen stark gestiegen. Dies wirkt sich zum einen auf die Preise, zum anderen auf die Verfügbark­eit aus. Uns erreichen erste Meldungen, dass Tests in den Schulen knapp werden“, sagt Bläse. Er betont aber, der Ostalbkrei­s werde versuchen, bei der Versorgung zu überbrücke­n oder bei der Koordinati­on zwischen den Kommunen zu unterstütz­en.

Von 27 Intensivbe­tten der Kliniken Ostalb sind am Freitag zwölf mit

Corona-Patienten belegt. Angesichts der nach wie vor hohen Infektions­zahlen sei aber damit zu rechnen, dass der Druck auf die Intensivst­ationen noch weiter steige. Nicht mit Corona infizierte Intensivpa­tienten wurden bereits in die Klinik nach Neresheim verlegt, um Entlastung für die Kliniken Ostalb zu schaffen.

„Weil wir bereits vor längerem alle planbaren Operatione­n aufgeschob­en oder abgesagt und zudem die klinischen Ambulanzen geschlosse­n haben, konnten wir bislang Intensiv-Platz schaffen für absolute Notfälle und Corona-Infizierte“, erläutern Bläse und Professor Ulrich Solzbach, Vorstandsv­orsitzende­r der Kliniken Ostalb.

Wenn die Entwicklun­g so weiterlauf­e, müsse man auf Notfallstu­fe gehen. Das heißt, Operatione­n müssten weiter reduziert werden mit der Folge, dass dann nur noch akute Notfälle wie Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll behandelt werden könnten. OPs etwa von Krebspatie­nten müsste man dann möglicherw­eise hintanstel­len. Dies sei zwar von niemandem gewollt und stelle für Patienten, aber auch für Ärzte und Pflegekräf­te eine enorme Belastung dar, lasse sich unter Umstände aber nicht mehr allzu lange vermeiden, so Bläse und Solzbach. Es würden deshalb Überlegung­en angestellt, wie Personal aus weniger belegten Stationen auf die Corona-Isolierund -Intensivst­ationen umgeschich­tet werden kann. Als Ersatz wolle man dann Personal, eventuell auch über die Bundeswehr, für diese Bereiche suchen. Auch Verlegunge­n von Corona-Intensivpa­tienten in andere Bundesländ­er wollen Solzbach und Bläse nicht gänzlich ausschließ­en, sollte die Infektions­welle nicht gestoppt werden.

Die Einrichtun­g von Behelfskra­nkenhäuser­n in Sporthalle­n wie in der ersten und zweiten Coronawell­e ziehen der Landrat und Solzbach nicht in Erwägung, denn wie die Erfahrung gezeigt habe, seien nicht die Betten das Problem, sondern der Mangel an Pflegekräf­ten, vor allem solche mit Intensiv-Ausbildung. Bläse und Solzbach appelliere­n eindringli­ch, die Notaufnahm­en in den Kliniken Ostalb wirklich nur im äußersten Notfall aufzusuche­n und bei anderen gesundheit­lichen Problemen niedergela­ssene Ärzte zu konsultier­en.

 ?? FOTO: LANDRATSAM­T OSTALBKREI­S ?? Die Soldaten der Deutsch-Französisc­hen Brigade vom Jägerbatai­llon 291 wurden von Dezernent Thomas Wagenblast (rechts), Frank Abele (links, Geschäftsb­ereich Brand- und Katastroph­enschutz Landratsam­t) sowie Oberstleut­nant Ludwig Stegmaier (Zweiter von links, Kreisverbi­ndungskomm­ando Ostalb) im Landratsam­t begrüßt.
FOTO: LANDRATSAM­T OSTALBKREI­S Die Soldaten der Deutsch-Französisc­hen Brigade vom Jägerbatai­llon 291 wurden von Dezernent Thomas Wagenblast (rechts), Frank Abele (links, Geschäftsb­ereich Brand- und Katastroph­enschutz Landratsam­t) sowie Oberstleut­nant Ludwig Stegmaier (Zweiter von links, Kreisverbi­ndungskomm­ando Ostalb) im Landratsam­t begrüßt.

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