365-Euro-Ticket kommt: Was das für den Ostalbkreis bedeutet
Ingo-Benedikt Gehlhaus vom Geschäftsbereich Nachhaltige Mobilität schätzt Finanzaufwand auf 400 000 Euro
AALEN - Sicher ist: Zum 1. September kommenden Jahres wird im Ostalbkreis ein 365-Euro-Ticket für Schüler, Auszubildende, Studenten und Jugendliche eingeführt. Daran führt kein Weg vorbei, weil das Land es so will, hat es in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags geheißen. Unsicher aber ist noch, was genau das für die Finanzen des Kreises bedeuten wird. Ingo-Benedikt Gehlhaus vom Geschäftsbereich Nachhaltige Mobilität des Landratsamts sprach in einem, wie er sagte, Versuch einer Annäherung zum Finanzaufwand von 400 000 Euro. Man sei noch in einem frühen Stadium, ergänzte Landrat Joachim Bläse, ein konkreter Vorschlag für die Einführung des Tickets folge noch.
Gehlhaus verwies darauf, dass es sich bei dem Ticket, mit dem die jungen Menschen das ganze Land bereisen dürften, um das erste konkrete Umsetzungsprojekt aus dem Koalitionsvertrag der neu gebildeten grünschwarzen Koalition in Stuttgart handele. Das Ticket bekommen können alle Personen in einem Ausbildungsverhältnis bis zum 27. Lebensjahr. Im Ostalbkreis wären dies rund 20 000 Schüler, Auszubildende und Studenten. 70 Prozent der Kosten soll das Land übernehmen, 30 Prozent der Kreis als so genannter Aufgabenträger. Unklar sei allerdings noch, wie das alles umgesetzt werden soll. Derzeit liefen die Kalkulationsverfahren.
Klar sei aber, so Gehlhaus und Landrat Joachim Bläse weiter, dass an einer Einführung des Tickets im Ostalbkreis kaum ein Weg vorbei führt. Für die derzeitigen rund 15 000 Nutzer des Ostalb-Abos sah er einen Mehrwert und einen Anreiz für potenzielle künftige Nutzer. Die Tarifstruktur würde vereinfacht, Eltern würden entlastet und die Wirkung für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wäre positiv.
Am Ende müsse das Ganze eben jemand bezahlen, sagte der Landrat und verwies darauf, dass auch andere Gruppierungen wie etwa die Senioren ein solches Ticket gerne haben würden. Und die Linke habe bereits ein 365-Euro-Ticket für alle ins Gespräch gebracht. Das Ticket für Jugendliche sei nur ein Einstieg, sagte auch Christoph Konle (CDU). Seine Fraktion sei zwar offen für das Thema. Im ländlichen Raum müsse man aber genau hinschauen und müsse Mobilität
Sie sehe eine Festlegung auf die Zahl 365 kritisch, sagte Gabriele Ceferino (Grüne). „Da kommt man nie weiter nach oben oder weiter nach unten.“Im übrigen gebe es einen kostendeckenden ÖPNV ebenso wenig wie andere Verkehrsangebote. Alles sei ein Zuschussgeschäft. Aber als Einstieg sei das geplante Ticket gut. Damit beeinflusse man das Nutzerverhalten künftiger Nutzer, pflichtete Egon Ocker (SPD) bei. Denn Jugendliche könnten so lernen, dass man auch mit dem Bus überall ganzheitlich betrachten. hinkommen könne und nicht unbedingt ein Auto brauche.
Zustimmung signalisierte auch Herbert Witzany (Freie Wähler). Er sah aber „eine schöne Summe“auf den Kreis zukommen. Eigentlich müsste der Auftrag, also das Land, alle Kosten übernehmen, denn wer bestelle, der bezahle. Er habe Bauchweh, denn momentan handele es sich um einen ungedeckten Scheck, und es sei absehbar, dass die Kosten im ÖPNV drastisch steigen werden. Der Ausschuss votierte schließlich einstimmig für die Einführung des Tickets.