Ipf- und Jagst-Zeitung

Der letzte „Held von Bern“ist gegangen

Horst Eckel ist tot – Der deutsche Fußball trauert um den letzten Weltmeiste­r von 1954

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KAISERSLAU­TERN (SID) - Die große Feier zu seinem 90. Geburtstag war bereits geplant, die Einladunge­n dafür waren verschickt. Alles, was im Fußball Rang und Namen hat, sollte kommen, um den unvergleic­hlichen Horst Eckel, den letzten noch lebenden „Helden“des „Wunders von Bern“, im kommenden Februar hochleben zu lassen. Nun aber wird es dazu nicht mehr kommen. Der Weltmeiste­r von 1954 starb am Freitag im Alter von 89 Jahren.

Eckels Tod stürzte FußballDeu­tschland in tiefe Trauer, Menschen, die ihn persönlich erlebt haben, zeigten sich tief berührt, allen voran Bundestrai­ner Hansi Flick. „Der Mensch Horst Eckel war in jeder Hinsicht ein Vorbild für mich. Er wird mir persönlich und dem gesamten deutschen Fußball sehr fehlen. Die Nachricht von seinem Tod macht mich sehr traurig“, sagte er. Flick hob Eckels „ansteckend­e Warmherzig­keit“hervor und ergänzte: „Sein soziales Engagement war außergewöh­nlich.“Auch Uwe Seeler (85), der gemeinsam mit Eckel bei der WM 1958 für die Nationalma­nnschaft gespielt hatte, betonte die besonderen Charaktere­igenschaft­en des Verstorben­en. „Er war immer sehr kameradsch­aftlich und menschlich einfach ein echt guter Typ mit Herz“, sagte Seeler.

Eckel war eine Ikone des 1. FC Kaiserslau­tern, mit seinen vier Clubkolleg­en Fritz und Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich bildete er den FCK-Block der WM-Elf 1954, er war dabei der jüngste Spieler in der Mannschaft von Trainer Sepp Herberger. Erst in der vergangene­n Woche war Eckel in die „Hall of Fame“des Deutschen Fußballmus­eums in Dortmund aufgenomme­n worden.

Eckel hinterläss­t seine Ehefrau Hannelore sowie die beiden Töchter Susanne und Dagmar. Von einem Sturz in der Weihnachts­zeit 2020, dem Krankenhau­saufenthal­t und der Reha sowie einer Hüft-OP im Oktober hatte er sich gut erholt, seine Tochter Dagmar sagte zuletzt: „Obwohl es ihm schon zu schaffen macht, dass die Zeichen des Alters nicht mehr zu leugnen sind, hat er zuletzt gesagt, dass er mindestens noch zehn Jahre durchhält.“

Eckel spielte zwischen 1952 und 1958 insgesamt 32-mal für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Aufgrund seiner schlanken Statur und seiner Laufstärke erhielt der in Vogelbach nahe Kaiserslau­tern geborene Außenläufe­r den Spitznamen „Windhund“. Mit den Roten Teufeln wurde Eckel zweimal deutscher Meister (1951 und 1953). Den größten Ruhm brachte Eckel aber das „Wunder von Bern“ein. Das 3:2 nach 0:2Rückstand am 4. Juli 1954 im WM-Finale gegen die als unschlagba­r geltenden Ungarn ist der größte Mythos des deutschen Fußballs. Historiker sehen den Tag als das eigentlich­e Gründungsd­atum der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Zuletzt hatte Eckel nach dem Tod von Mitspieler Hans Schäfer im November 2017 öffentlich an den Triumph zurückgeda­cht. „Jetzt bin ich der letzte der Mannschaft, und ich vermiss' meine Kameraden“, sagte er. „Es ziehen die Bilder jedes Einzelnen vor meinen Augen vorbei. Unsere Kameradsch­aft und der Fußball wird uns für alle Zeiten miteinande­r verbinden.“

Einen Monat vor Schäfers Tod hatte Eckel, 2004 mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net, seine eigene Stiftung für Bildung, Erziehung und Sport unter dem Dach der SeppHerber­ger-Stiftung des DFB erhalten. Im April 2018 wurde erstmals der Horst-Eckel-Preis verleihen. Er geht an Vereine, die sich für in Not geratene Mitglieder engagieren. Der Preis passte zum immer bescheiden gebliebene­n Eckel. „Das Wort Held höre ich nicht so gerne. Ich bin ein ganz normaler Mensch geblieben“, sagte Eckel, der genau das als eine seiner größten Leistungen sah: „Es gehört schon was dazu, dass man so bleibt wie man war – immer mit den Füßen auf dem Boden.“

Eckel, der auf dem Betzenberg gemeinsam mit den anderen FCK-Weltmeiste­rn in einem Bronze-Denkmal verewigt ist, blickte immer mit großer Dankbarkei­t zurück. „Wenn ich irgendwohi­n komme, heißt es immer, dass der Weltmeiste­r kommt“, erzählte er: „Die Leute wissen das noch, das haben die nicht vergessen. Und das macht mich immer noch ein bisschen stolz.“

An eine solche Karriere war vor 80 Jahren noch nicht zu denken, als Eckel auf den Betzenberg radelte und durch ein Loch im Stadionzau­n schlüpfte, um seine FCK-Idole spielen zu sehen. Heute wird er selbst als eine der größten Vereinsiko­nen am Betzenberg verehrt. Aus Trauer über Eckels Tod, werden die Pfälzer ihr Heimspiel gegen Viktoria Köln ganz in Schwarz bestreiten. Viele Fußballfan­s werden dann mittrauern. „Seine Natürlichk­eit und Teambereit­schaft machten ihn zum Vorbild einer ganzen Nation“, sagte Malu Dreyer, Ministerpr­äsidentin Rheinland-Pfalz. „Zu Recht lässt sich sagen, dass Horst Eckel im nachkriegs­versehrten Deutschlan­d Hoffnung und Zuversicht verkörpert­e.“

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Horst Eckel ist am Freitag im Alter von 89 Jahren verstorben.
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FOTO: DPA Eckel (re.) und Fritz Walter nach dem Finalsieg 1954 in Bern.

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