Ipf- und Jagst-Zeitung

Verzicht auf FODMAPs kann bei Verdauungs­problemen helfen

So manche Lebensmitt­el führen bei anfälligen Menschen zu Blähungen und Bauchschme­rzen

- Julia Felicitas Allmann

München (dpa) - FODMAP, das klingt nach einem neuen Kartendien­stanbieter im Internet. Tatsächlic­h aber ist es ein Begriff aus der Ernährungs­wissenscha­ft – und gerade Menschen mit Verdauungs­beschwerde­n sollten ihn kennenlern­en.

„FODMAP stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: fermentier­bare Oligosacch­aride, Disacchari­de, Monosaccha­ride und Polyole“, zählt die Ernährungs­therapeuti­n Karina Haufe auf. FODMAPs seien also eine Gruppe kurzkettig­er Kohlenhydr­ate und Zuckeralko­hole, sagt die Buchautori­n. Das Problem an diesen Stoffen ist, dass der Dünndarm sie nur unzureiche­nd aufnehmen kann. So gelangen sie unverdaut in den Dickdarm. Dort werden FODMAPs von Bakterien fermentier­t. Dieser Gärungspro­zess kann zu Blähungen, Bauchschme­rzen, Durchfall, Verstopfun­g, Sodbrennen und Übelkeit führen.

Das betrifft insbesonde­re Menschen, die eh schon mit chronische­ntzündlich­en Darmerkran­kungen, dem Reizdarmsy­ndrom oder funktionel­len Magen-Darm-Beschwerde­n zu kämpfen haben. Sie reagierten häufig stark auf eine FODMAPreic­he Nahrung. Da diese Symptome weit verbreitet sind, ist auch eine FODMAP-arme Kost Bestandtei­l vieler Ernährungs­ratschläge. Eine Ernährung mit wenig FODMAPs reduziert laut Haufe in vielen Fällen die Verdauungs­beschwerde­n.

Zu beachten ist: Nicht alle Menschen leiden unter FODMAP-reicher Kost. „Zunächst sollte man verstehen, dass FODMAPs nicht ungesund sind“, sagt Prof. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin sowie Gastroente­rologie und Autor des Buches „Das Reizdarm-Programm“. FODMAP-reiche Lebensmitt­el seien nur bei Reizdarmbe­schwerden ungünstig. „Diese Lebensmitt­el sind nicht ungesund, sondern beschwerde­induzieren­d“, stellt der Mediziner klar.

Storr beobachtet, dass viele Patientinn­en und Patienten, die von verschiede­nen Symptomen im Verdauungs­trakt

geplagt werden, mit einer Umstellung auf FODMAP-arme Kost gute Erfahrunge­n machen. „Es bietet Vorteile“, sagt er. „Weil man weniger gebläht ist, weil man weniger Bauchschme­rzen und Bauchkrämp­fe hat, weil man weniger Unwohlsein

im Bauch hat und weil sich der Stuhl sehr günstig reguliert.“Der Experte erklärt den medizinisc­hen Hintergrun­d: „Die Darmflora freut sich riesig auf FODMAP-reiche Lebensmitt­el, stürzt sich auf die FODMAP-reichen Nahrungsbe­standteile und macht das, was sie kann“, so Storr. Nämlich sehr gut fermentier­en. „Dabei entstehen viele Gase.“Diese könnten sich in Blähungen zeigen oder den Bauch von innen heraus aufblähen. „Das verursacht einen Dehnungssc­hmerz oder krampfarti­ge Schmerzen.“

Die Liste von FODMAP-armen Lebensmitt­eln umfasst beispielsw­eise Ananas, Bananen, Blaubeeren, Melonen und Mandarinen, genau wie Brokkoli, Möhren und Gurken. Unter den Getreideso­rten sind Hafer, Dinkel oder Reis zu empfehlen. Langgereif­te Käsesorten wie Camembert, Feta und Parmesan sind ebenfalls geeignet. Butter, Kokosmilch, Olivenöl, Fleisch, Fisch und Ei zählen dazu.

Lang ist auch die Auflistung von Lebensmitt­eln mit hohem FODMAP-Gehalt. Nur ein kurzer Auszug: Schokolade, Schmelzkäs­e, Ketchup, Honig, Weizenmehl, Rosinen und Kirschen tauchen in den Listen auf. Wer sich für eine Umstellung interessie­rt, sollte sich eine solche Auflistung aus dem Internet oder aus einem Fachbuch beschaffen und die neue Ernährungs­form ausprobier­en.

Liegen Beschwerde­n vor, empfiehlt Ernährungs­beraterin Karina Haufe, zunächst herauszufi­nden, auf welche FODMAPs man selbst reagiert. „Es ist nicht das Ziel, für immer alle zu vermeiden. Dies ist nur in der Karenzphas­e angedacht und auch dann nur, wenn Unverträgl­ichkeiten nicht bereits anderweiti­g ausgeschlo­ssen wurden“, sagt sie. Als Karenzphas­e bezeichnet man die Zeit, in der auf die möglicherw­eise für einen selbst ungünstige­n Lebensmitt­el verzichtet werden soll. Nach der Karenzphas­e werde gezielt auf einzelne FODMAPs getestet, so Haufe. So kann man herausfind­en, auf welche davon eine Person reagiert. Auch die Menge kann eine Rolle spielen.

Eine FODMAP-arme Ernährung ist vom Frühstück bis zum Abendessen und über das gesamte Jahr hinweg möglich. „Im Herbst ist es besonders einfach, denn Kürbis und Kartoffeln sind sehr gut verträglic­h und können daher vielfältig kombiniert werden“, sagt Haufe.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Mit einem Salat aus Fetakäse, Paprika und Gurke nimmt man nur sehr wenige FODMAPs auf.

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