Verzicht auf FODMAPs kann bei Verdauungsproblemen helfen
So manche Lebensmittel führen bei anfälligen Menschen zu Blähungen und Bauchschmerzen
München (dpa) - FODMAP, das klingt nach einem neuen Kartendienstanbieter im Internet. Tatsächlich aber ist es ein Begriff aus der Ernährungswissenschaft – und gerade Menschen mit Verdauungsbeschwerden sollten ihn kennenlernen.
„FODMAP stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole“, zählt die Ernährungstherapeutin Karina Haufe auf. FODMAPs seien also eine Gruppe kurzkettiger Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, sagt die Buchautorin. Das Problem an diesen Stoffen ist, dass der Dünndarm sie nur unzureichend aufnehmen kann. So gelangen sie unverdaut in den Dickdarm. Dort werden FODMAPs von Bakterien fermentiert. Dieser Gärungsprozess kann zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Sodbrennen und Übelkeit führen.
Das betrifft insbesondere Menschen, die eh schon mit chronischentzündlichen Darmerkrankungen, dem Reizdarmsyndrom oder funktionellen Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen haben. Sie reagierten häufig stark auf eine FODMAPreiche Nahrung. Da diese Symptome weit verbreitet sind, ist auch eine FODMAP-arme Kost Bestandteil vieler Ernährungsratschläge. Eine Ernährung mit wenig FODMAPs reduziert laut Haufe in vielen Fällen die Verdauungsbeschwerden.
Zu beachten ist: Nicht alle Menschen leiden unter FODMAP-reicher Kost. „Zunächst sollte man verstehen, dass FODMAPs nicht ungesund sind“, sagt Prof. Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin sowie Gastroenterologie und Autor des Buches „Das Reizdarm-Programm“. FODMAP-reiche Lebensmittel seien nur bei Reizdarmbeschwerden ungünstig. „Diese Lebensmittel sind nicht ungesund, sondern beschwerdeinduzierend“, stellt der Mediziner klar.
Storr beobachtet, dass viele Patientinnen und Patienten, die von verschiedenen Symptomen im Verdauungstrakt
geplagt werden, mit einer Umstellung auf FODMAP-arme Kost gute Erfahrungen machen. „Es bietet Vorteile“, sagt er. „Weil man weniger gebläht ist, weil man weniger Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe hat, weil man weniger Unwohlsein
im Bauch hat und weil sich der Stuhl sehr günstig reguliert.“Der Experte erklärt den medizinischen Hintergrund: „Die Darmflora freut sich riesig auf FODMAP-reiche Lebensmittel, stürzt sich auf die FODMAP-reichen Nahrungsbestandteile und macht das, was sie kann“, so Storr. Nämlich sehr gut fermentieren. „Dabei entstehen viele Gase.“Diese könnten sich in Blähungen zeigen oder den Bauch von innen heraus aufblähen. „Das verursacht einen Dehnungsschmerz oder krampfartige Schmerzen.“
Die Liste von FODMAP-armen Lebensmitteln umfasst beispielsweise Ananas, Bananen, Blaubeeren, Melonen und Mandarinen, genau wie Brokkoli, Möhren und Gurken. Unter den Getreidesorten sind Hafer, Dinkel oder Reis zu empfehlen. Langgereifte Käsesorten wie Camembert, Feta und Parmesan sind ebenfalls geeignet. Butter, Kokosmilch, Olivenöl, Fleisch, Fisch und Ei zählen dazu.
Lang ist auch die Auflistung von Lebensmitteln mit hohem FODMAP-Gehalt. Nur ein kurzer Auszug: Schokolade, Schmelzkäse, Ketchup, Honig, Weizenmehl, Rosinen und Kirschen tauchen in den Listen auf. Wer sich für eine Umstellung interessiert, sollte sich eine solche Auflistung aus dem Internet oder aus einem Fachbuch beschaffen und die neue Ernährungsform ausprobieren.
Liegen Beschwerden vor, empfiehlt Ernährungsberaterin Karina Haufe, zunächst herauszufinden, auf welche FODMAPs man selbst reagiert. „Es ist nicht das Ziel, für immer alle zu vermeiden. Dies ist nur in der Karenzphase angedacht und auch dann nur, wenn Unverträglichkeiten nicht bereits anderweitig ausgeschlossen wurden“, sagt sie. Als Karenzphase bezeichnet man die Zeit, in der auf die möglicherweise für einen selbst ungünstigen Lebensmittel verzichtet werden soll. Nach der Karenzphase werde gezielt auf einzelne FODMAPs getestet, so Haufe. So kann man herausfinden, auf welche davon eine Person reagiert. Auch die Menge kann eine Rolle spielen.
Eine FODMAP-arme Ernährung ist vom Frühstück bis zum Abendessen und über das gesamte Jahr hinweg möglich. „Im Herbst ist es besonders einfach, denn Kürbis und Kartoffeln sind sehr gut verträglich und können daher vielfältig kombiniert werden“, sagt Haufe.