Grüne Schwäche auf dem Land
Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung: Dieses Sprichwort sollen schon die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann so verehrten Griechen in der Antike gebraucht haben. Den ersten Schritt sind die Grünen am Samstag also gegangen. Sie haben offenbar eingesehen, dass sie im ländlichen BadenWürttemberg wenig ankommen. Wenn sie diesen Missstand nicht bald bessern, kann ihnen das spätestens 2026 zum Verhängnis werden.
Drei Oberbürgermeister, vier Bürgermeister und eine Bürgermeisterin: Die Verankerung der Grünen in kommunaler Verantwortung ist mehr als überschaubar. In Freiburg haben sie 2018 den Chefsessel im Rathaus abgeben müssen, in Stuttgart im vergangenen Jahr – und ihres Provokateurs Boris Palmer in Tübingen würden sie sich nur zu gerne entledigen. In der Hälfte der Gemeinderäte im Land ist die Partei gar nicht vertreten. Den Südwest-Grünen fehlt eine kommunale Verwurzelung.
Vor allem dort, wo sie es nicht sind, haben viele Menschen vor ihnen Angst. Wollen die das Auto verbieten? Sprit und Strom teurer machen? Landwirte drangsalieren? Und wissen die überhaupt, wie das Leben auf dem Land ist? Es scheint, als hätten die Grünen mit Ideen wie der Förderungen von Lastenfahrrädern oft eine rein städtische Brille auf.
Stärkste Partei sind sie bei den letzten beiden Landtagswahlen trotzdem geworden, weil ihr Mann fürs Regieren Winfried Kretschmann heißt, im ländlichen Laiz wohnt und völlig schamlos erklärt, dass er natürlich einen Diesel fahre. Bis zum Ende seiner Amtszeit 2026 wolle er regieren, hat Kretschmann nun unmissverständlich betont. Diese Zeit müssen die Südwest-Grünen dringend nutzen, um sich ländlich sowie kommunal stärker zu verankern. Tun sie das nicht, werden sie bei der nächsten Landtagswahl feststellen, dass sie weniger die BadenWürttemberg-Partei sind, als die sie sich selbst so gerne bezeichnen, sondern vielmehr eine WinfriedKretschmann-Partei waren.