Ipf- und Jagst-Zeitung

Empörung nach Fackelaufz­ug in Sachsen

Demonstran­ten belagerten Privathaus einer Ministerin – SPD-Chef Walter-Borjans nennt Auftritt „faschistoi­d“

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DRESDEN/BERLIN (dpa) - Gegner der Corona-Politik haben mit Fackeln vor dem Haus der sächsische­n Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (SPD) protestier­t und damit parteiüber­greifend Empörung ausgelöst. Derweil demonstrie­rten am Wochenende mehrere Tausend Menschen in verschiede­nen Städten gegen die Corona-Regeln. Allein in Hamburg gingen nach Angaben der Polizei etwa 5000 sogenannte Querdenker und Impfskepti­ker auf die Straße. Proteste gab es unter anderem auch in Berlin, Potsdam, Hannover, Frankfurt am Main und Trier.

Im sächsische­n Grimma versammelt­en sich nach Angaben der Polizei am Freitagabe­nd etwa 30 Menschen vor Köppings Wohnhaus. Die Polizei erstattete Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Versammlun­gsgesetz. SPD-Chef Norbert WalterBorj­ans schrieb am Samstag bei Twitter: „Was sich gestern vor dem Haus von Petra Köpping zugetragen hat, hat mit Sorge und Freiheitsd­rang nichts zu tun. Das ist in Art und Auftritt faschistoi­d.“Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte: „Das sind Methoden, die hat die SA erfunden.“ Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sagte der „Bild am Sonntag“: „Dieser Fackelumzu­g ist organisier­te Einschücht­erung einer staatliche­n Repräsenta­ntin. Das erinnert mich an die dunkelsten Kapitel unserer deutschen Geschichte.“

Am Montag wird vor dem Landtag in Dresden eine Demonstrat­ion gegen die Corona-Maßnahmen erwartet. Das Parlament will an dem Tag über die Feststellu­ng der epidemisch­en Lage im Freistaat entscheide­n. Damit will die Regierung Rechtssich­erheit für eine Fortsetzun­g bestehende­r Schutzmaßn­ahmen und ihre mögliche Erweiterun­g erlangen.

Der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Thomas Strobl (CDU) warnte, im Fall einer Impfpflich­t könnten sich die Proteste weiter radikalisi­eren. Nach den Erkenntnis­sen des Verfassung­sschutzes könne man davon ausgehen, dass „eine Impfpflich­t die aggressive Haltung der „Querdenker“-Bewegung noch verstärkt“, sagte der baden-württember­gische Innenminis­ter den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Im Kampf gegen Corona sei es aber richtig, eine allgemeine Impfpflich­t einzuführe­n.

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