Rentenhöhe von Beitragsjahren abhängig
Experten empfehlen zusätzliche private Vorsorge, um mögliche Finanzlücken zu schließen
STUTTGART - Wer sich an das Thema Altersvorsorge herantraut, steht zunächst vor der Frage, mit welchem Alterseinkommen man im Ruhestand rechnen kann. Denn nur auf dieser Basis kann man eine eventuelle Rentenlücke für sich selbst berechnen. Die voraussichtliche Höhe der gesetzlichen Renten teilt die Rentenversicherung jedes Jahr schriftlich mit. Dabei ist nicht nur das Lebensalter entscheidend, es spielt auch die Anzahl der Beitragsjahre eine wichtige Rolle für die Höhe einer, wohlgemerkt, abschlagsfreien Rente.
Grundlage der gesetzlichen Rente ist das Umlageverfahren, wonach die aktuellen Beitragszahler die aktuellen Rentner finanzieren. Derzeit liegt der gesetzliche Rentenversicherungsbeitrag bei 18,6 Prozent, der hälftig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen wird. Eigene Ansprüche sammelt ein Beitragszahler durch Entgeltpunkte, auch Rentenpunkte genannt, die sich nach der Höhe des Arbeitseinkommens bemessen. Einen Entgeltpunkt gibt es für den, der genauso viel verdient wie die Deutschen im Durchschnitt. 2021 liegt dieses Durchschnittseinkommen bei brutto 41 541 Euro. Für Modellrechnungen wird gerne der sogenannte Eckrentner herangezogen. Das ist ein Beitragszahler, der 45 Jahre lange immer den deutschen Durchschnitt verdient hat. Ein solcher Rentner kann 2021 mit einer Bruttorente von 1538 Euro rechnen.
Nach Abgaben an die Kranken- und Pflegeversicherung und vor Steuern bleiben dann monatlich noch 1350 Euro in der Kasse. „Diese Rente wird den wenigsten im Alter reichen, um den Lebensstandard zu halten“, sagt Martin Klotz vom Geldratgeber „Finanztip“. Umso mehr rät er, sich früh mit der möglichen Finanzierungslücke im Alter zu beschäftigen und zusätzlich privat vorzusorgen.
Im Jahr 2012 sind die Grenzen für Altersrenten angehoben worden. Allerdings geschieht dies in Stufen – und zwar abhängig vom Geburtsjahr der Beitragszahler. Außerdem: Wer früher Rente beziehen will, muss in der Regel Abschläge in Kauf nehmen. So können Beitragszahler, die in den Jahren von 1952 bis 1964 geboren sind, zwischen dem 65. und dem 67. Lebensjahr mit ihrem abschlagsfreien Rentenbeginn rechnen. Denjenigen, die später geboren sind, winkt mit Vollendung des 67. Lebensjahrs die abschlagsfreie Rente. Einen Rechner dafür gibt es auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung. „Grundsätzlich sollte man im Auge behalten, dass es insbesondere bei den Abschlägen große Unterschiede bezogen auf den Rentenbeginn gibt“, sagt Matthias Reiter, Leiter Vermögensmanagement bei der Kreissparkasse Ravensburg.
Die gestaffelte Regelung soll dem Umstand Rechnung tragen, dass es immer mehr Rentner gibt, die immer länger Rentenzahlungen bekommen. Damit auch für spätere Generationen noch Geld in der Rentenkasse ist, wird das Renteneintrittsalter Schritt für Schritt angepasst.
Beispielsweise kann ein 1957 geborener Beitragszahler abschlagsfrei erst mit 65 Jahren und elf Monaten seine Rente antreten. Anwärter des Jahrgangs 1964 müssen dagegen bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, um diesen Status zu erreichen.
Dennoch gibt es immer noch die Möglichkeit, schon vor 65 oder 67 in Rente zu gehen. Der Anspruch ist abhängig davon, wie viele Beitragsjahre man gesammelt hat. Wer 45 Jahre lang in die Rentenversicherung eingezahlt hat, kann auch schon mit 63 in Ruhestand gehen – und zwar ganz ohne Abschläge. Zeiten der betrieblichen Ausbildung, Kindererziehungszeiten oder Zeiten, in denen man Angehörige gepflegt hat, werden als Beitragszeiten für die Rentenversicherung anerkannt.
Für diejenigen, die auf 35 oder weniger Beitragsjahre kommen, kostet jeder Monat, den sie früher in Ruhestand gehen, 0,3 Prozent ihrer Rente. Damit kann man auf bis zu 14,4 Prozent kommen, die man dann pro Monat weniger im Geldbeutel hat. Das ist eine ganze Menge.
Außerdem sammeln all jene, die früher in Rente gehen, weniger Rentenpunkte. Schließlich zahlt man während der Frührente auch nichts mehr ein. Es fehlen unterm Strich also mehr als die genannten bis zu 14,4 Prozent. Dies gilt auch deshalb, weil man gerade in den letzten Arbeitsjahren in der Regel am besten verdient.