Ipf- und Jagst-Zeitung

Trauer um Comedian Mirco Nontschew

Er brachte Millionen zum Lachen – Nun ist der Komiker überrasche­nd mit 52 Jahren gestorben

- Von Gregor Tholl,

BERLIN (dpa) - Millionen konnten über Mirco Nontschew lachen. Mit seinen Grimassen und Geräuschen war er ein Angstgegne­r bei Kolleginne­n und Kollegen und doch nie ein Alphatier der Comedy-Branche, sondern eher Teamplayer. Im Alter von nur 52 Jahren ist der als EnsembleMi­tglied von „RTL Samstag Nacht“in den 90er-Jahren bekannt gewordene Komiker überrasche­nd in Berlin gestorben. Die Todesumstä­nde blieben zunächst unklar.

Fans und Kollegen trauerten am Wochenende um den Comedian, der in den Nullerjahr­en in Kinokomödi­en den Zwerg Tschakko mimte – an der Seite von Otto Waalkes oder auch Ralf Schmitz („7 Zwerge – Männer allein im Wald“, „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“).

Später spielte er auch bei der Klamotte „Otto’s Eleven“mit und wirkte zuletzt bei dem von Michael „Bully“Herbig präsentier­ten Format „LOL – Last One Laughing“des Streamingd­ienstes Prime Video mit. Bei der Show von Amazon geht es darum, dass Comedy-Promis stundenlan­g eingeschlo­ssen sind und sich zum Lachen bringen sollen, selbst aber nicht lachen dürfen. Wer zweimal die Miene verzieht, fliegt raus. Sieger ist, wer sich am längsten das Lachen verkneift.

„Du hast die Menschen glücklich gemacht. Wir haben so unendlich viele Lachtränen wegen Dir vergossen“, schrieb Bully Herbig bei Instagram. Nun seien die Tränen schmerzhaf­t. „The show must go on… für Dich Mirco!“

Erst vor Kurzem zeichnete Nontschew, der zweifacher Vater war und zuletzt laut „Bild“in Berlin-Steglitz lebte, an der Seite etwa von Anke Engelke, Carolin Kebekus und Christoph Maria Herbst die neue Staffel auf. Sie sollte bislang Anfang 2022 ausgestrah­lt werden. Laut „Bild“will der Streamingd­ienst die Episoden trotz allem veröffentl­ichen – vielleicht auch schon früher.

In der am 1. April veröffentl­ichten ersten „LOL“-Staffel flößte Nontschew seinen Kollegen Respekt ein: „Davor hatten alle Angst. Die Geräuschku­lisse von Mirco Nontschew“, hieß es damals.

Schließlic­h flog Nontschew raus, weil er selber der berüchtigt­en Kinski-Parodie des Kollegen Max Giermann nicht ernst genug widerstehe­n konnte. „Klaus Kinski ist halt der Mörder“, kommentier­te Nontschew damals trocken. „Besser kann man’s nicht machen.“

Nontschews Entdecker Hugo Egon Balder, der den Comedian als Produzent Anfang der 90er zu „Samstag Nacht“geholt hatte, äußerte seine Trauer bei Instagram: „Ich bin fassungslo­s, unendlich traurig und jetzt einfach nur stumm.“„Samstag Nacht“-Weggefährt­en waren zum Beispiel Wigald Boning, Olli Dittrich, Tanja Schumann und Stefan Jürgens. Boning twitterte: „Echte Genies sind rar. Mirco war ein solches, und obendrein ein besonders liebenswer­tes. Ich bin furchtbar traurig.“

Torsten Sträter, der die erste „LOL“-Staffel, bei der Nontschew auf Platz sechs landete, gewonnen hat, nannte Nontschew bei Twitter ein „Genie der absurden Comedy“: „einzigarti­g in der Fülle dessen, was er war und konnte“. „Dieser Mann war 100 Komiker in einem, eine verrückte Wundertüte des Humors, ein Stern. Es ist so ungerecht.“

Prime Video postete bei Instagram: „Wir trauern um einen großartige­n Menschen.“Gedanken und Mitgefühl seien bei Angehörige­n und Freunden.

Der Berliner Comedian Mario Barth schrieb über seinen „Freund Mirco“, er sei „gelähmt und voller tiefer Trauer“: „Es gibt keine Worte für diesen wahnsinnig­en Verlust.“

Die „Bild“hatte den überrasche­nden Tod am Samstagmit­tag gemeldet und dazu Manager und Freund Bertram Riedel zitiert: „Wir bestätigen den Tod unseres Freundes und Familienmi­tglieds. Die Familie bittet um Rücksichtn­ahme in dieser schweren Zeit.“Die Polizei in Berlin teilte am Samstag lediglich mit, dass am Freitagnac­hmittag ein 52 Jahre alter Mann tot in einem Mehrfamili­enhaus in Berlin gefunden worden sei. Es wurden demnach Ermittlung­en zur Todesursac­he aufgenomme­n, es deute aber bislang nichts auf ein Fremdversc­hulden hin.

Nontschew kam 1969 in Berlin (Ost) auf die Welt. Sein Vater stammte aus Bulgarien. Ende der 80er war der agile Nontschew als Breakdance­r und Beatboxer (Geräusche-, vor allem Schlagzeug-Imitator) unterwegs. Balder wurde auf ihn aufmerksam. Ab 1993 setzte „RTL Samstag Nacht“mit albernen

Sketchen („Kentucky schreit Ficken“und so weiter) neue Maßstäbe im Fernsehen.

2001 erhielt Nontschew bei Sat.1 seine eigene Sendung „Mircomania“, die jedoch kein sehr großer Erfolg war. Später war er in der gruppenget­riebenen Improvisat­ionscomedy „Frei Schnauze“bei RTL dabei, danach auch im Sat.1-Comedy-Format „Die dreisten Drei“.

2010 erzählte Nontschew der Deutschen Presse-Agentur, er habe sich einst erst daran gewöhnen müssen, auf der Straße erkannt zu werden. „Das war damals wirklich neu für mich und manchmal sehr anstrengen­d. Diese Anonymität, die mir verloren gegangen ist, hätte ich gerne manchmal wieder“, so Nontschew damals.

Von den Internetmö­glichkeite­n in Sachen Freundscha­ft hielt er nicht viel. Er „gehöre zu der Generation, die gerne mal Leute anruft oder trifft“, betonte er damals. „Ich habe auch nicht 20 000 Freunde, sondern ich habe drei. Und das reicht mir auch.“

 ?? FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA ?? Mirco Nontschew ist tot. Im Alter von nur 52 Jahren ist der als Ensemble-Mitglied von „RTL Samstag Nacht“in den 90erJahren bekannt gewordene Komiker überrasche­nd in Berlin gestorben.
FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Mirco Nontschew ist tot. Im Alter von nur 52 Jahren ist der als Ensemble-Mitglied von „RTL Samstag Nacht“in den 90erJahren bekannt gewordene Komiker überrasche­nd in Berlin gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany