Ipf- und Jagst-Zeitung

Was tun gegen die Corona-Kilos?

Der Ellwanger Ernährungs­berater Josef Köppel hat in der Pandemie alle Hände voll zu tun

- Von Alexandra Rimkus

ELLWANGEN - Josef Köppel weiß, wie es sich anfühlt, wenn man zu viel auf die Waage bringt. Er weiß aber auch, wie man überflüssi­ge Pfunde wieder los wird. Der 32-jährige studierte Betriebswi­rt aus Ellwangen hat selbst mal 160 Kilo mit sich herum geschleppt, heute läuft er beim Halbmarath­on mit und hilft als Ernährungs­berater anderen Menschen beim Abnehmen. Und in dieser Funktion ist Köppel derzeit gefragter denn je. Denn: Die Pandemie entfaltet mittlerwei­le auch auf vielen Waagen ihre Wirkung, sagt Köppel im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Köppel, Sie haben täglich mit Menschen zu tun, die mit Übergewich­t kämpfen. Würden Sie sagen, das Problem ist während der Pandemie größer geworden und der Beratungsb­edarf ist gewachsen?

Unbedingt. Anfangs haben wir die Folgen noch nicht so gespürt. Aber das hat sich mittlerwei­le geändert. Immer mehr Menschen kämpfen mit den Folgen der Corona-Lockdowns und zu diesen Folgen zählt leider oftmals auch eine Gewichtszu­nahme.

Worauf führen Sie das zurück?

Für viele Menschen bedeutet die Pandemie eine ganz enorme psychische Belastung. Man sitzt isoliert im Homeoffice, verbringt die meiste Zeit sitzend vor einem Rechner und hat so gut wie keine Bewegung. Am Abend belohnt man sich dann mit Essen. Viel zu oft kommen dabei ungesunde Lebensmitt­el auf den Tisch. Ein Teufelskre­is.

Sie haben Ihr Team erweitert, arbeiten mittlerwei­le zu Dritt, um den Teufelskre­is zu durchbrech­en und Menschen beim Abnehmen zu helfen.

Das stimmt. Neben dem Personaltr­ainer und Ernährungs­berater Jannik Eggs werde ich seit diesem Sommer auch noch von Jonas Schöneborn unterstütz­t. Sein Schwerpunk­t liegt auf der Positiven Psychologi­e. Dabei geht es darum, dass psychische Wohlbefind­en und die persönlich­e Entwicklun­g eines Menschen nachhaltig zu verbessern. Themen wie Achtsamkei­t und Schulung der Selbstwahr­nehmung spielen dabei eine große Rolle. Dieses Angebot wird bei uns aktuell besonders stark nachgefrag­t. Denn Abnehmen hat nicht allein was mit Ernährung

oder Sport zu tun. Abnehmen ist vor allem auch Kopfsache. Deshalb müssen die beiden wichtigste­n Faktoren beim Abnehmen, Ernährung und Sport, auch in Einklang gebracht werden mit den anderen Puzzelteil­en des Lebens, wie etwa dem Beruf oder der Familie.

Man sollte eigentlich meinen, dass den meisten Menschen klar ist, wie es mit dem Abnehmen funktionie­rt. Warum suchen trotzdem so viele Hilfe bei Ihnen?

Das Thema ist medial in der Tat omnipräsen­t und sehr viele Menschen glauben auch zu wissen, wie es funktionie­rt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Je mehr die Leute über das Thema lesen, hören und sehen, desto verunsiche­rter sind sie. Viele landen bei uns total verzweifel­t nach der zehnten gescheiter­ten Diät. Wobei wir oft die letzte Wahl sind – weil es bei uns eben keine schnellen Bauchfett-weg-Verspreche­n gibt. Wer 16 Kilo in drei Wochen verlieren möchte, ist bei uns nicht an der richtigen Adresse. Das kann man zwar durchaus schaffen, aber der Jojo-Effekt ist dann vorprogram­miert.

Wo setzen Sie und Ihr Team den Hebel an?

Von Null auf 100 funktionie­rt bei der Ernährung nicht. Man darf sich nicht alles verbieten. Es muss Schritt für Schritt gehen. Kleine Veränderun­gen können da schon Großes bewirken. Statt Weizennude­ln kommen dann eben mal Vollkornnu­deln auf den Teller. Beim Trinken versucht man, auf die empfohlene­n drei Liter Wasser am Tag zu kommen. Abends lässt man vor dem Fernseher den Schokolade­nsnack weg und nascht stattdesse­n Obst. Außerdem ist Bewegung wichtig. Gerade auch in Zeiten des Lockdowns. Ein kurzer Spaziergan­g an der frischen Luft ist immer noch besser als gar kein Spaziergan­g. Das sind alles kleine Umstellung­en, die nicht sonderlich schwer fallen, aber langfristi­g zu einer Gewichtsab­nahme und einem gesünderen Leben führen.

Glauben Sie, dass eine Ernährungs­umstellung vor Weihnachte­n, womöglich noch im nächsten Lockdown, überhaupt gelingen kann? Das ist vielleicht doch ein ungünstige­r Zeitpunkt?

Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für die Umstellung der Ernährung. Mit Weihnachte­n, Ostern oder Urlaubsrei­sen wird man immer wieder konfrontie­rt. Deshalb gilt: Der richtige Zeitpunkt dafür ist immer jetzt.

Interessie­rte können Josef Köppel auf Instagram folgen. Hier erzählt der Ellwanger Ernährungs­coach seine Geschichte und gibt Tipps https://www.instagram.com/ josef_koeppel/?hl=de

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Er hat’s geschafft: Josef Köppel wog mal 160 Kilo und ist heute rank und schlank. Der studierte Betriebswi­rt arbeitet mittlerwei­le als Ernährungs­berater und hilft anderen Menschen beim Abnehmen.
FOTO: PRIVAT Er hat’s geschafft: Josef Köppel wog mal 160 Kilo und ist heute rank und schlank. Der studierte Betriebswi­rt arbeitet mittlerwei­le als Ernährungs­berater und hilft anderen Menschen beim Abnehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany