Stadtarchiv platzt aus allen Nähten
Christoph Remmele hat Bericht über die Arbeit von 2019 bis 2021 erstattet
Aalen 780 (-37) Abtsgmünd 81 (-18) Adelmannsfelden 28 (-10) Bopfingen 259 (-8) Ellenberg 21 (+2) Ellwangen (Jagst) 204 (-22) Essingen 49 (+8) Hüttlingen 93 (-7) Jagstzell 3 (0) Kirchheim am Ries 39 (-14) Lauchheim 69 (-11) Neresheim 131 (-10) Neuler 37 (0) Oberkochen 80 (+6) Rainau 52 (+8) Riesbürg 36 (+3) Rosenberg 19 (+2) Schwäbisch Gmünd 804 (-68) Stödtlen 16 (+3) Tannhausen 28 (-10) Unterschneidheim 72 (0) Westhausen 66 (+3)
Wört 22 (-1)
Bei 33 weiteren Fällen fehlte am 5. Dezember noch die Zuordnung zu einer Gemeinde. Quelle: Landratsamt Ostalbkreis.
Stand: 5. Dezember, 0 Uhr. In Klammern: Vergleich zum 3. Dezember, 8.10 Uhr.
ELLWANGEN (R.) - Er ist der „Herr der Akten“: Christoph Remmele, der Leiter des Stadtarchivs, hat dem Kulturausschuss Bericht über die Jahre 2019 bis 2021 erstattet. Er präsentierte enorme Zahlen, wies auf fehlende Lagerkapazitäten hin, berichtete über eine lustige Anfrage und machte Appetit auf eine künftige Reihe: „Kriminalfälle aus dem Stadtarchiv“.
Externe Anfragen seien überwiegend von Privatpersonen gekommen sowie von Hochschulen und Dienststellen des Landes, sagte Remmele. Auffällig sei die starke Zunahme von Anfragen während der Lockdowns. Mit 24 Anfragen sei der März 2021 der bisher anfragestärkste Monat überhaupt. Im Schnitt gebe es 120 bis 130 Anfragen pro Jahr. Von Remmele genannte Beispiele wie die Anfrage „Wie alt ist der Kult um die Ellwanger Kuttelsuppe?“sorgten für Heiterkeit.
Im Unterschied zu 2019, als der Oktober zu den aufkommensstärksten Monaten des Jahres gehört habe, seien im Oktober 2021 die Nutzeranfragen regelrecht eingebrochen. Auch der November habe sich schleppend entwickelt. Auch bei den geschichtlichen Themen, meinte Remmele, mache sich offenbar Resignation breit.
Die Digitalisierung der Akten beginne jetzt. Dadurch könne viel Papier und damit viel Platz ohne Einbußen an Aussagekraft oder Rechtssicherheit eingespart werden. Die hohe Bautätigkeit der vergangenen Jahre habe zum Überhandnehmen insbesondere von Bauakten und Statik-Beiakten geführt: „Es muss etwas passieren“, so Remmele. „Baustopp“, scherzte der OB. Vor 100 Jahren seien Bauakten wesentlich dünner gewesen: „Und die Häuser stehen immer noch“, kam eine Stimme aus dem Off.
Die Registratur habe im Oktober dieses Jahres 850 laufende Meter Sachakten, 510 laufende Meter Bauakten, 110 laufende Meter Baustatiken, 40 laufende Meter Personalakten sowie 30 laufende Meter Ratsprotokolle aufgenommen, insgesamt 1560 laufende Meter. Viele Akten müssten dringend ins historische Archiv überführt werden. Fehlende Lagerkapazitäten behinderten die Arbeit inzwischen erheblich. Die Pflege von Sammlungsbeständen wie Nachlässen, Plänen, Plakaten und ähnlichem sei kaum mehr möglich. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, so Remmele. Ihm schwebe ein Raumtausch vor, sagte er, ohne in Details zu gehen.
Nach wie vor seien Altregistraturen der Teilorte im Keller des Peutinger-Gymnasiums untergebracht, bei ungünstigem Raumklima, wenn auch bis jetzt ohne Schimmelbildung. Im Keller des Rathauses sei kein Platz dafür vorhanden. Ein echter Fortschritt sei die Gemäldedepotanlage im Wertsicherungsraum. Den mehrere Hundert Bilder umfassenden Bestand der städtischen Kunstsammlung habe man hier sachgerecht lagern können. Auch seien sie professionell fotografiert und viele Bilder im Zuge der neuen Dauerausstellung im Rathausflur der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Ebenso erfreulich sei die Anschaffung eines wartungs- und bedienungsfreundlichen Archivscanners der Firma Nagel für 14 000 Euro. Gebundene Archivalien könnten nun von oben gescannt werden und müssten nicht mehr umgedreht werden, was vielfach bereits zur Zerstörung der Bindung geführt habe: „Wir nutzen den Scanner täglich“, so
Remmele.
Der Archivleiter schult Kleingruppen in Grundlagen des Aktenplans und der Aktenführung. Für nicht-technische Probleme des Dokumentenmanagement-Systems, kurz DMS, sei er eine Art Notarzt und fünf bis zehn Anfragen täglich nicht ungewöhnlich. Bis zum nächsten Bericht könnte die Anbindung des Stadtarchivs an DMS abgeschlossen sein.
Seit Herbst 2018 wird alle vier Wochen mit dem Archivale des Monats ein Objekt aus dem Stadtarchiv in einer Vitrine vor dem Kulturamt präsentiert. Durch die Rathausschließung im Frühjahr 2020 verlagerte sich die Reihe in die Stadtinfo. In der neuen Vortragsreihe „Kriminalfälle aus dem Stadtarchiv“soll künftig einmal im Jahr ein authentischer Fall auf Grundlage der überlieferten Inquisitionsakten des 17. und 18. Jahrhunderts vorgestellt werden.
Er sei begeistert vom „leidenschaftlichen Engagement“des Archivleiters inmitten der „Digitalwüste“Deutschland, so Rudolf Wiedmann (CDU). Die Betonwände seien erfreulich dick, entgegnete Remmele auf Wiedmanns Frage nach dem Raumklima im Rathauskeller. Allerdings gebe es viele Leitungen an der Decke: „Alles, was platzen oder lecken kann.“Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009 habe ihn dazu bewogen, Archivar zu werden. Auch Wiedmanns Parteikollege Fritz Widmann lobte seinen Einsatz: „Unter Ihren Händen wird das Archiv plastisch“, sagte er. „Es ist noch viel Arbeit“, so Remmele abschließend.
Bei einer seiner nächsten Sitzungen will der Ausschuss das Stadtarchiv in Augenschein nehmen.