Ipf- und Jagst-Zeitung

Walkstraße: Kurz vor dem allerletzt­en Haken

Stadt erwartet aus Berlin täglich das endgültige Signal für die lang ersehnte Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Seit über 30 Jahren ist in der Stadtplanu­ng und der Kommunalpo­litik in Aalen die Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs in der Walkstraße durch den Bau einer Unterführu­ng ein Thema. Gefühlt unzählige Male hat sich die Realisieru­ng des vor allem für die östliche Kernstadt wichtigen Straßenpro­jekts immer wieder verzögert. Jetzt, so heißt es aus dem Aalener Rathaus, sei man aber so nahe dran wie noch nie. Oberbürger­meister Frederick Brütting hat in der jüngsten Gemeindera­tssitzung auf Nachfrage erklärt, es gebe Signale, dass der Durchbruch erfolgt sei.

Als im Zusammenha­ng mit der jüngsten Sperrung der Ostrampe der Hochbrücke die Stadt auch angekündig­t hatte, im kommenden Jahr werde die Ziegelstra­ße abschnittw­eise saniert, läuteten vor allem bei den Bewohnern östlich der Bahnlinie – wieder einmal – die Alarmglock­en. Denn in einem solchen Falle bleibt ihnen fast nur der Weg über die Hegel- und die Walkstraße und damit über den Bahnüberga­ng, um in die Innenstadt zu gelangen.

Den Bahnüberga­ng Walkstraße an der Bahnstreck­e Aalen-Ulm kreuzt dank eines besseren Angebots mittlerwei­le aber alle halbe Stunde ein Zug, den ebenfalls stärker gewordenen Güterverke­hr noch gar nicht mitgerechn­et. Womit für die Autofahrer­innen und -fahrer aus dem Osten der Stadt, die dann vor den geschlosse­nen Schranken stehen, das Drama schon wieder vorprogram­miert ist. Wenn im nächsten Jahr tatsächlic­h die Ziegelstra­ße gerichtet und damit auch gesperrt wird, müssen sie erneut damit leben, eine Bahnunterf­ührung wird schließlic­h nicht in einem halben Jahr gebaut. Diese schon gleich gar nicht.

Trotzdem: In die Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs Walkstraße scheint vermutlich die letzte noch notwendige Bewegung gekommen zu sein. „Wir rechnen täglich mit einer positiven Nachricht von Seiten der DB Netz AG, dass die Nachtragsv­ereinbarun­g zur Kreuzungsv­ereinbarun­g nun auch von Seiten der Bahn unterzeich­net wurde.“Dieser Satz der Pressespre­cherin der Stadt, Karin Haisch, klingt außerorden­tlich positiv, bedarf aber einer längeren Erklärung.

Um einen Bahnüberga­ng auflösen und etwa durch eine Unterführu­ng ersetzen zu können, muss nach dem Eisenbahnk­reuzungsge­setz eine sogenannte Kreuzungsv­ereinbarun­g abgeschlos­sen werden, in der auch die Aufteilung der Kosten geregelt wird. Anfang 2019 wurde eine solche Vereinbaru­ng zwischen der DB Netz AG und der Stadt Aalen unterzeich­net. Damals noch unter der Prämisse der im Eisenbahnk­reuzungsge­setz in allen Fällen vorgesehen­en klassische­n Drittelung der Kosten, in diesem Falle zwischen der Deutschen Bahn als dem Baulastträ­ger des Schienenve­rkehrs, der Stadt als dem Baulastträ­ger der kreuzenden Straße und dem Bund als dem Besitzer der Bahn.

Im Anschluss an die Unterzeich­nung ist die Vereinbaru­ng zur

Prüfung an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) gegangen. Die unterzeich­nete Kreuzungsv­ereinbarun­g wurde dann von der DB Netz AG im November 2019 beim Regierungs­präsidium Stuttgart eingereich­t und über das baden-württember­gische Verkehrsmi­nisterium dem Bundesverk­ehrsminist­erium zur Genehmigun­g weitergele­itet.

Inzwischen war aber eine Gesetzesin­itiative zur Änderung des Eisenbahnk­reuzungsge­setzes erfolgreic­h gewesen, wonach seit dem 13. März 2020 bei einer Kreuzung mit kommunalen Straßen eine neue Kostenauft­eilung gilt. Danach müssen nun der Bund die Hälfte (drei Sechstel), die Deutsche Bahn ein Drittel (zwei Sechstel) und das jeweilige Bundesland das restliche Sechstel der Kosten übernehmen. „Dies hat zur Folge, dass die Stadt bei der Finanzieru­ng der Baukosten außen vor ist“, sagt Haisch. Die darauf verweist, dass Sinn und Zweck der Gesetzesän­derung der gewesen sei, dass mit einer Herausnahm­e der Kommunen die Finanzieru­ng solcher Projekte einfacher zu stemmen wäre und Bahnübergä­nge damit schneller beseitigt werden könnten.

Weil die bereits Anfang 2019 unterzeich­nete Kreuzungsv­ereinbarun­g die Gesetzesän­derung vom März 2019 zwangsweis­e noch gar nicht berücksich­tigen konnte, hat das Bundesverk­ehrsminist­erium folgericht­ig im November 2020 laut Haisch der bis dahin vorgesehen­en Kostenauft­eilung nicht zugestimmt und stattdesse­n um Anpassung an die neue Regelung gebeten.

Das Regierungs­präsidium Stuttgart habe, so Pressespre­cherin Karin Haisch weiter, die DB Projektbau dann im April 2021 aufgeforde­rt, dahingehen­d einen Nachtrag zur bereits unterzeich­neten, aber vom Bundesverk­ehrsminist­erium noch nicht genehmigte­n Kreuzungsv­ereinbarun­g vorzunehme­n. Bei der DB Netz AG, welche die Nachtragsv­ereinbarun­g ausarbeite­n muss, sind laut Haisch allerdings aufgrund von bahnintern­en Umstruktur­ierungen die Zuständigk­eiten gewechselt. Weshalb sich alles zeitlich nochmals hingezogen hat.

Oberbürger­meister Frederick Brütting hat sich deshalb Ende Oktober mit einem Schreiben an die DB Netz AG gewandt und in deutlichen Worten die Dringlichk­eit der Maßnahme angemahnt und um Beschleuni­gung

gebeten. „Anfang November hat uns dann der Entwurf der Nachtragsv­ereinbarun­g erreicht“, sagt Karin Haisch. Momentan befinde sich die Nachtragsv­ereinbarun­g im Umlauf bei der DB Netz AG. „Wir rechnen mit der Übersendun­g der unterzeich­neten Vereinbaru­ng in Kürze“, so die Sprecherin der Stadt weiter. Außerdem rechne man täglich mit der Zusage des Bundesverk­ehrsminist­eriums, dass die Maßnahme starten kann.

Die mündliche Zusage dafür sei bereits erteilt, ließ Brütting im Gemeindera­t wissen. Bis zu den Haushaltsp­lanberatun­gen im Januar werde man hoffentlic­h weiter sein. Laut Stadtkämme­rin Daniela Faußner ist die Bahnüberga­ngsbeseiti­gung mit Gesamtkost­en von 19,3 Millionen Euro komplett durchfinan­ziert. Der Eigenantei­l der Stadt wird sich jetzt auf nur noch zwei Millionen Euro belaufen, und zwar in erster Linie für die Planung, welche die Stadt übernommen hatte.

„Wir waren noch nie so nahe dran“,

sagt die Pressespre­cherin der Stadt Aalen, Karin Haisch.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Seit über 30 Jahren ist die Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs in der Walkstraße ein Thema in der Aalener Kommunalpo­litik. Jetzt endlich könnte der allerletzt­e Haken unter dem Projekt in Kürze aus Berlin im Rathaus eintreffen.
FOTO: THOMAS SIEDLER Seit über 30 Jahren ist die Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs in der Walkstraße ein Thema in der Aalener Kommunalpo­litik. Jetzt endlich könnte der allerletzt­e Haken unter dem Projekt in Kürze aus Berlin im Rathaus eintreffen.

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