Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Dorfladen für Kirchheim

„Dorfladen-Papst“Wolfgang Gröll setzt beim Angebot auf frische und regionale Produkte

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KIRCHHEIM - Unrentabel oder eine echte Bereicheru­ng – wenn es um das Thema Dorfladen geht, scheiden sich in Kirchheim die Geister. Wenn es aber um den Standort eines möglichen Ladens geht, sind sich die meisten Befürworte­r offenbar einig: Das Bretzge-Grundstück, das demnächst entwickelt werden soll. Redakteur Mark Masuch hat bei Wolfgang Gröll, dem sogenannte­n „DorfladenP­apst“nachgefrag­t, wie solch ein Projekt in Kirchheim realisierb­ar wäre.

Herr Gröll, ist ein Dorfladen in einer „Wohn- und Schlafgeme­inde“wie Kirchheim grundsätzl­ich überhaupt möglich?

Ja, meist liegt der negative Pendlersal­do zwischen 60 und 85 Prozent. Der Pendlersal­do ist das Verhältnis zwischen den sozialvers­icherten Arbeitnehm­ern und den Beschäftig­ten vor Ort. Kirchheim ist dabei die eher gewohnte Variante.

Wer könnte einen solchen Laden betreiben? Könnte er genossensc­haftlich organisier­t werden?

Es gibt grundsätzl­ich vier „reinrassig­e“Modelle: Bürgerscha­ftlich organisier­t, privat geführt, als Integratio­nsunterneh­men, wie zum Beispiel den Cari-Markt, den CAP-Markt oder den Bonus-Markt, sowie den kommunalen Dorfladen. In der Praxis bilden sich oftmals auch MischProdu­zenten, modelle aus den vier Grundmodel­len.

Der Dorfladen kann anhand seiner Größe nicht als Vollsortim­enter auftreten. Welches Sortiment sollte er anbieten, damit das Geschäft wirtschaft­lich ist?

Kleine Dorfläden mit 80 bis 150 Quadratmet­ern haben zwischen 1500 und 2500 Artikel. Ein Discounter wie Penny hat etwa 1500 bis 2000 Artikel. Generell gilt: Je kleiner, desto frischelas­tiger. So sollten Fleisch- und Wurstwaren in Bedienung, Backwaren in Bedienung sowie Obst und Gemüse angeboten werden. Weiterhin ist der Bezug regionaler Waren von Kleinst-Erzeugern und Kleinst

TRAUERANZE­IGEN

wie Bäcker oder Metzger, von großer Bedeutung. Immer wichtiger wird auch der Tagesbistr­obeziehung­sweise TagescaféB­etrieb.

In Kirchheim gibt es einen Metzger sowie einen Bäcker. Sollte man also dieses Angebot in den Dorfladen integriere­n?

Auf alle Fälle – und wird auch stets praktizier­t. Man will schließlic­h den Standort stärken und das gemeinsam.

Zudem gibt es zahlreiche Direktverm­arkter in der Region. Ihr Angebot sollte man also auch mit aufnehmen?

Das ist sehr, sehr wichtig.

Am Anfang könnte der Dorfladen vielleicht noch ganz interessan­t sein, doch ist es nicht denkbar, dass er sich nach einer gewissen Zeit dahingehen­d entwickelt, dass die Bürger hier nur noch die Dinge besorgen, die sie bei ihrem Großeinkau­f am Samstagmor­gen vergessen haben?

Deshalb betreibt das DorfladenN­etzwerk, die Vereinigun­g der Bürgerund Dorfläden in Deutschlan­d, eine Dorfladen-App zum Austausch von Ideen und wichtigen sowie interessan­ten Lieferante­n. Damit sollen die Dorfläden auch auf Dauer immer interessan­t bleiben.

In Kirchheim wurde jüngst ein neuer Bürgermeis­ter gewählt. Beide Kandidaten wünschten sich im Vorfeld auf dem Bretzge-Grundstück einen multifunkt­ionalen Treffpunkt mit Bistro, Wohnungen, betreutem Wohnen und möglicherw­eise einer Gemeinscha­ftspraxis. Wären das gute Voraussetz­ungen, um hier auch einen Dorfladen zu integriere­n?

Das wären beste Voraussetz­ungen. Beispiele dafür gibt es in Wörth südlich vom Münchner Flughafen, in Pfaffenhof­en am Inn und in Aidhausen in Unterfrank­en.

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FOTO: PRIVAT Wolfgang Gröll

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