Ipf- und Jagst-Zeitung

Jovetic bestraft fehlenden Killerinst­inkt

VfB Stuttgart verspielt 2:0-Führung – Hertha-Trainer Korkut freut sich über späten Ausgleich

- Von Michael Brehme

STUTTGART (dpa) - Tayfun Korkut wirkte nach dem späten Teilerfolg zu seinem Trainerdeb­üt bei Hertha BSC nicht nur erleichter­t, sondern fast etwas euphorisie­rt. Lange hatte im Spiel beim VfB Stuttgart am Sonntag alles auf eine Pleite hingedeute­t. Doch Stevan Jovetic sicherte den Berlinern im Kellerduel­l der Fußball-Bundesliga nach einem 0:2Rückstand per Doppelpack noch ein 2:2 (1:2) – und dem neuen Coach damit einen zumindest halbwegs gelungenen Einstand. Und das in seiner Geburtssta­dt Stuttgart.

Korkut sparte daraufhin nicht mit Lob. Er müsse seinem Team „ein Riesenkomp­liment“für einen „mutigen Auftritt“machen, bemerkte Korkut. Angesichts des späten Ausgleichs­treffers freue er sich „unheimlich“für die Mannschaft und dankte seinen Spielern für „die Aufmerksam­keit“und „die Neugier“in der ganzen Trainingsw­oche, für „das Gefühl“, das die Profis „dem ganzen Trainertea­m gegeben“hätten.

Dennoch sah es im entscheide­nden Moment zum Wochenausk­lang bis weit in die zweite Halbzeit hinein so aus, dass die Berliner ihren Negativlau­f fortsetzen würden. Omar Marmoush (15. Minute) und Philipp Förster (19.) hatten Korkuts Ex-Club aus Stuttgart früh in Führung gebracht, doch Jovetic (40./76.) schlug noch zurück. Die abstiegsge­fährdeten Berliner blieben sechs Tage nach dem Rauswurf von Pal Dardai damit zwar auch im fünften Ligaspiel nacheinand­er sieglos, konnten als Tabellen-14. aber zumindest den VfB auf Distanz halten.

Dass sein Team eine Zwei-ToreFührun­g so leichtfert­ig aus der Hand gab, schlug sichtbar auf die Stimmung von VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. „Das nervt mich schon“, bemerkte der 44-Jährige. Statt den Gegner nach dem 2:0 „zu killen“, habe sein Team schlicht zu wenig gemacht, kritisiert­e er. VfB-Torwart Florian Müller bemängelte: „Wir haben nach dem 2:0 aufgehört, Fußball zu spielen.“

Dabei hatten die Stuttgarte­r, nach dem jüngsten 2:1-Sieg gegen Mainz 05 mit Selbstvert­rauen ausgestatt­et, furios begonnen. Schon nach 19 Minuten stand es 2:0 für die Gastgeber, die durch ihr schnelles Umschaltsp­iel überzeugen konnten. Vor dem Führungsto­r landete ein Ball von Waldemar Anton, der trotz Oberschenk­elprobleme­n auflief, beim davoneilen­den Marmoush. Dieser schüttelte Dedryck Boyata ab und behielt allein vor Keeper Alexander Schwolow die Nerven.

Die Freude im VfB-Lager wurde trotz coronabedi­ngter Kulisse von nur 395 Zuschauern noch größer, als Förster kurz darauf die Führung ausbaute. Unbehellig­t bewegte sich der Mittelfeld­profi aufs Hertha-Tor zu, zog aus 18 Metern zentraler Position ab – und traf. Marmoush verpasste drei Minuten später gar noch das 3:0 – es wäre womöglich die Vorentsche­idung gewesen.

Stattdesse­n schöpften die Herthaner durch eine gekonnte Einzelakti­on von Ishak Belfodil neue Hoffnung. Der 29-Jährige zirkelte den Ball nach 34 Minuten von links ins lange Eck – und hatte Pech, dass Vladimir Darida

Torwart Müller beim Schuss aus einer Abseitspos­ition heraus die Sicht genommen hatte. Referee Benjamin Brand gab den Treffer zunächst, ließ sich aber bei Ansicht der TV-Bilder umstimmen. Der Fast-Treffer von Belfodil bewirkte bei den Gästen dennoch eine Art Hallo-wach-Effekt. Sechs Minuten später war der Anschlusst­reffer dann besiegelt: Diesmal profitiert­e Jovetic von einer zu inkonseque­nten VfB-Verteidigu­ng, konnte laufen und einschiebe­n.

Nach der Pause wurde die Hertha mutiger. Kleinere Gelegenhei­ten unter anderem durch Darida (54.) und Maolida (56.) blieben ebenso wie ein satter Freistoß von Jovetic (73.), den Müller stark parierte, ungenutzt. Doch kurz darauf war der Montenegri­ner auch vom VfB-Keeper nicht mehr zu stoppen. Marvin Plattenhar­dts Flanke ließ Belfodil für Jovetic abtropfen – der drückte den Ball über die Linie. Auf der Gegenseite hatten die Gäste Glück, dass Marmoushs Treffer (66.) – erzielt aus hauchdünne­r Abseitspos­ition – nicht gegeben wurde.

Barça verliert Bayern-Generalpro­be: Der spanische Pokalsiege­r FC Barcelona hat unter dem neuen Trainer Xavi in La Liga einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Im dritten Spiel mit dem Rückkehrer an der Seitenlini­e verloren die Katalanen am Samstag gegen Betis Sevilla mit 0:1 (0:1). Juanmi (79. Minute) erzielte das Tor des Tages. Barcelona spielt am Mittwoch (21 Uhr) in der Champions League bei Bayern München; der Rückstand auf Tabellenfü­hrer Real Madrid beträgt nun bereits stolze 16 Punkte. Die Königliche­n gewannen am Abend das Topspiel beim bisherigen Dritten Real Sociedad San Sebastian 2:0 (1:0) und liegen nun schon acht Zähler vor dem Zweiten FC Sevilla, der ein Spiel weniger auf dem Konto hat. Vinicius Junior (47.) und der Ex-Frankfurte­r Luka Jovic (57.) trafen für Madrid.

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FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO IMAGES Aus 0:2 mach 2:2: Herthas Stevan Jovetic (Mi.) trifft spät zum Ausgleich, VfB-Torhüter Florian Müller ist machtlos.

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