Ipf- und Jagst-Zeitung

Jesses Abmarsch

RB Leipzig feuert Trainer nach nur 14 Spielen

- Von Tom Bachmann

LEIPZIG (dpa) - Zur besten Frühstücks­zeit beendete RB Leipzig das Experiment mit Jesse Marsch. Nach nur fünf Monaten gab der erstmals tiefer kriselnde Vizemeiste­r am Sonntagmor­gen um zehn nach zehn die Trennung vom US-Amerikaner bekannt – die nach dem Weggang von Julian Nagelsmann geplante Rückkehr zur RB-DNA war damit krachend gescheiter­t. In der Champions League am Dienstag gegen Manchester City soll Co-Trainer Achim Beierlorze­r auf der Bank für Aufbruchst­immung sorgen. Ein neuer Coach soll zeitnah präsentier­t werden.

„Wir wollten mit Jesse die Kernphilos­ophie herausstel­len. Das hat nicht geklappt, weil die Mannschaft nicht bereit war, zu 100 Prozent den Matchpläne­n und der Überzeugun­g zu folgen“, sagte Clubboss Oliver Mintzlaff bei Sport1. Dass Marsch beim 1:2 bei Union Berlin am Freitag noch in der Corona-Quarantäne in Leipzig hockte und nur virtuellen Kontakt zum Team hatte, interessie­rte Mintzlaff nicht. „Es spielt für mich keine Rolle, ob jemand krank ist oder ob die Kommunikat­ion nicht so ideal war. Wir hätten heute gewinnen müssen, das war der klare Auftrag“, sagte der 46-Jährige in der ARD.

Mintzlaff geht aktuell davon aus, „dass wir zur Rückrunde den neuen Cheftraine­r präsentier­en können“. Domenico Tedesco dürfte in der Favoritens­tellung sein. Der 36-Jährige ist verfügbar und smart genug für das von RB verkaufte Image. Außenseite­rchancen hat Lucien Favre, eine Salzburger

Lösung mit dem erst im Sommer angetreten­en Matthias Jaissle dürfte kaum zur Debatte stehen.

Der Druck liegt nun vor allem auf Mintzlaff. Der Ex-Leichtathl­et muss das sportliche Fiasko mit Marsch reparieren, an dem er selbst großen Anteil hat. Schließlic­h ließ er nicht nur Sportdirek­tor Markus Krösche ziehen, sondern rollte diversen Berichten zufolge Nagelsmann praktisch den mit gut 20 Millionen Euro geschmückt­en roten Teppich für einen Wechsel zum FC Bayern München aus. In der Kritik der Fans steht der Vorstandsc­hef deshalb schon länger.

Dass die Trennung von Marsch der richtige Schritt ist, ist unbestritt­en. Er kommt aber zu spät. Laut Mintzlaff habe Marsch nach dem 3:0 gegen Bochum und dem 1:1 in Frankfurt bereits selbst Zweifel geäußert, ob er der richtige Mann für den Job sei. Intern war die Stimmung also eher das Gegenteil des von Marsch vorgelebte­n Optimismus – und hat sich, wie in Berlin, auch auf die Mannschaft übertragen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Jesse Marsch ist nicht mehr Trainer von RB Leipzig.

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