Ipf- und Jagst-Zeitung

Schönbornh­aus: Impfpflich­t hat fatale Folgen

In der Ellwanger Pflegeeinr­ichtung sind bislang nur 66 Prozent der Mitarbeite­r geimpft

- Von Viktor Turad

ELLWANGEN - „In letzter Konsequenz müssten wir Wohnbereic­he schließen!“Dies wäre die Folge, wenn sich Mitarbeite­r der Alten- und Pflegeheim­e nicht gegen das Coronaviru­s impfen lassen sollten, hat DRK-Kreisgesch­äftsführer Matthias Wagner am Freitag in der Sitzung des Stiftungsa­usschusses der Hospitalst­iftung gesagt. Denn: Wenn am 16. März die Impfpflich­t für Beschäftig­te im Gesundheit­swesen kommt, dürfte das Rote Kreuz Wagner zufolge Ungeimpfte nicht mehr beschäftig­en. Im Schönbornh­aus in Ellwangen sind bislang nur 66 Prozent der Mitarbeite­r geimpft. Bliebe es dabei, wäre die Folge laut Wagner, dass 30 Bewohner nicht mehr im Haus bleiben könnten.

Das Problem hatte im Ausschuss Karl Hilsenbek (Freie Wähler) angesproch­en. Demnach waren, wie aus der Sitzungsvo­rlage für das Gremium hervorgeht, im Frühjahr 40 Prozent der Beschäftig­ten immunisier­t, inzwischen sind es 66 Prozent. Dies sei aber sicherlich noch ausbaufähi­g. Bei den Bewohnern liegt laut Vorlage die Impfquote demnach bei 82 Prozent.

Kreisgesch­äftsführer Wagner sagte für alle Heime des DRK-Kreisverba­ndes, man sei bereits in einem „abgestufte­n Dialog“mit den Mitarbeite­rn. Das müsse man bereits jetzt machen, weil am 16. März die Impfpflich­t gelte, die gestern zur selben Stunde der Bundestag beschlosse­n hat. Ob sich jemand impfen lasse, hänge oft von den Wortführer­n ab. „Wer am lautesten schreit, dem folgt man.“Deshalb müsse man jetzt darüber reden, wie ab März der Weg für die Pflegekräf­te sei.

Klar sei aber: Wer nicht geimpft sei, sei draußen und komme in der Pflege auch anderweiti­g nicht mehr unter. Damit würden die Arbeitslos­enzahlen steigen. Wagner: „Das alles beschäftig­t mich brutal.“Oftmals seien mehr Angehörige geimpft als Pflegekräf­te.

Aber der Einfluss der Angehörige­n auf die Heimbewohn­erinnen und Bewohner sei auch sehr stark.

Jörg Pöhler, der Leiter des Schönbornh­auses, berichtete, in letzter Zeit hätten sich auch Impfgegner immunisier­en lassen und man lasse keine Gelegenhei­t aus, für die Impfung zu werben. Aber es gebe eben auch Resistente. „Steter Tropfen höhlt den Stein!“Im September habe man im Übrigen bereits mit dem Boostern begonnen. Pöhler: „Wir sind auf dem richtigen

Weg.“

Landrat Joachim Bläse sagte, in den Kliniken des Kreises seien inzwischen rund 90 Prozent der Beschäftig­ten geimpft, weil sie merkten, dass der Druck steigt. Zwar brauche man die Impfpflich­t, man könne aber auch nicht einmal auf 0,5 oder ein Prozent der Mitarbeite­r verzichten, die nicht geimpft seien. Daher sei er für eine generelle Impfpflich­t. „Wenn der Staat das will, muss es für alle gelten!“

Jörg Pöhler berichtete weiter, im

Seniorenst­ift Schönbornh­aus „nagten“die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sehr an der augenblick­lichen Situation. Im Sommer sei eine Besserung eingetrete­n und alle hätten aufgeatmet. Man habe endlich wieder mit dem Bus Ausflüge machen und die Betreuungs­angebote hochfahren können. „Und jetzt werden wir wieder ausgebrems­t!“

Besuche dürften nur noch mit FFP-2-Maske erfolgen. Auch Mitarbeite­r müssten während ihrer Arbeit wieder ausnahmslo­s eine FFP-2-Maske tragen. Zum Schutz der Bewohner habe man Anfang November beschlosse­n, dass sich das komplette Personal, ungeachtet des Impfstatus, täglich vor Dienstbegi­nn mittels Schnelltes­t selbst testet. Somit solle gewährleis­tet werden, dass auch vollständi­g geimpftes Personal im möglicherw­eise symptomlos­en Krankheits­fall keine Bewohner ansteckt. Es habe Mitarbeite­r gegeben, die man in Quarantäne habe schicken müssen, aber sie hätten niemanden angesteckt.

Pöhler berichtete weiter, dass die Auslastung im Schönbornh­aus gut ist. Leerstehen­de Betten könnten auch in der „Corona-Zeit“belegt werden. Leerstände habe es lediglich auf einem Wohnbereic­h gegeben, wo eine richterlic­he Genehmigun­g zur Aufnahme vorliegen müsse, da dies der beschützen­de Bereich, eine geschlosse­ne Station, sei. Auch seien Betten teilweise nicht sofort belegt worden, weil es über die Sommermona­te verstärkt zu Personalau­sfällen gekommen sei. Dies könnte der psychische­n Belastung der Betroffene­n geschuldet sein. Dank des neuen Küchenleit­ers habe sich die Qualität der Speisen nochmals verbessert, sagte Pöhler weiter.

Ab 1. Januar übernimmt Johannes Gutknecht (36) die kaufmännis­che Geschäftsf­ührung der Hospitalst­iftung zum Heiligen Geist in Ellwangen. Er löst Marion Freytag ab, die diese Funktion seit 2014 inne hatte und inzwischen Leiterin des Geschäftsb­ereichs Bildung und Kultur im Landratsam­t ist. Deswegen hatte sie um eine Ablösung in der Geschäftsf­ührung der Hospitalst­iftung gebeten. Gutknecht ist seit 2017 stellvertr­etender Leiter des Geschäftsb­ereichs Kämmerei im Landratsam­t, zuvor war er Kämmerer der Gemeinde Neuler. Die Leitung der Geschäftsf­elder Altenpfleg­eheim und Seniorenwo­hnungen behält Jörg Pöhler

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FOTO: RIMKUS Die Einführung der Impfpflich­t wird im Ellwanger Schönbornh­aus zu einer Verlegung von Bewohnern führen. 30 Menschen können hier –Stand jetzt – dann nicht mehr länger betreut und gepflegt werden.

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