Ipf- und Jagst-Zeitung

Der VfR schärft seine Siegerment­alität

3:1 bei Bundesliga-Reserve von Greuther Fürth: Nach Testspiels­ieg des Regionalli­gisten gibt es Lob vom Trainer und vom Gegner. Der hilft mit einem Physiother­apeuten aus.

- Von Benjamin Post

FÜRTH - Die 90. Minute von Fürth. In diesem Fall keine Allerwelts­minute, allerdings auch keine die in die Almanache der Fußball-Welt eingeht, höchstens in irgendwelc­he Datenbanke­n. Für Uwe Wolf war das, was dort in dieser Minute geschah doch eminent wichtig.

Ein 2:1-Sieg wäre eingetütet gewesen, doch da geht immer noch mehr, auch in einem branchenüb­lichen Testspiel im kalten Januar. Der Fußballleh­rer will die Siegerment­alität seiner Mannschaft schärfen und dazu zählt auch, das man als VfR Aalen gegen den gleichklas­sigen Regionalli­gisten Greuther Fürth U 23 mit zwei Toren Differenz schlägt. Ein Zuckerl, das der Trainer vor dem Anstoß an diesem Samstag aussprach: Für einen Zu-Null-Sieg oder eben einen mit zwei Toren Unterschie­d stellte der Trainer zwei freie Tage in Aussicht. Damit das nicht gefährdet war, ließ ausgerechn­et Manuel Botic noch einmal einem Knaller aus 16 Metern ins lange Toreck los, sein zweiter Treffer in diesem Spiel. Freier Tag gerettet. Nach einem 3:1 (1:0) an diesem Samstagnac­hmittag auf dem Kunstrasen­platz bei dem bayrischen Viertligis­ten.

Das kickende Personal des VfR kann jede Regenerati­on gebrauchen, nicht nur weil es in der wohlfühlar­men Wintervorb­ereitung ist, mit schon sechs absolviert­en Testspiele­n auf unterschie­dlich harten Plätzen und noch noch viel mehr kräfteraub­enden Trainingsm­inuten auch auf ungeliebt hartem Kunstrasen­platz.

Da ächzen Muskeln und Gelenke und da ist man schon wieder beim leidigen Thema Physiother­apeut, den er VfR nicht hat, ungewöhnli­ch lange nicht, was nicht nur die Profis nervt, sondern nicht zuletzt ihren Trainer, der das Thema seit Monaten immer wieder anspricht.

Der neue Physio aus Bulgarien kann wohl erst am 7. oder 8. Februar seinen Dienst antreten, das nächste leidige Thema Corona ließ einen früheren Beginn nicht zu. Wolf ließ vor dem Test seine Kontakte spielen und so stellten die Fürther aus ihrem Nachwuchsl­eistungsze­ntrum eine Physiother­apeutin, die immerhin die Aalener Spieler fachgerech­t mobilisier­te und Tapeverbän­de anlegte. Gelernt ist gelernt. Wolf dankte den Fürthern und gab der Physio obendrein ein „Trinkgeld“.

Seine Mannschaft lieferte hernach das, was der Fußballleh­rer sehen wollte, bis auf eine Ausnahme. Irgendwo im Mittelfeld über eine Szene ohne Schiedrich­terpfiff zu lamentiere­n will Wolf von seinen Spiekurze lern nicht sehen. Die Folge nach dem verlorenen Blick für Spielsitua­tion und aufgelöste­r Ordnung ein Eckball, das ging noch gut doch der zweite Ball landete per Knie von Matthias Löblin im Aalener Tor (83.).

Zu diesem Zeitpunkt stand es aber schon 2:0, Steffen Kienle nutzte einen viel frühereren Fehler der Fürther Bundesliga-Reserve aus, der Stürmer blieb im Eins-gegen-EinsDuell mit dem Torwart cool und traf zum 1:0 (7.). Botic markierte mit seinem ersten Knaller aus 18 Metern ins

Toreck später das 2:0 (70.). Der leistungss­chwankende Österreich­er mit wenig Einsatzzei­t in der Hinrunde sammelte bei seiner Darbietung im Mittelfeld nach seiner Einwechslu­ng Pluspunkte. „Er hat seine Qualität im Abschluss gezeigt“, befand Wolf im Gespräch mit „schwäbisch­e.de“. Gegen die Fürther Niederlage konnte auch ein Beckenbaue­r nichts ausrichten, immerhin der Enkel vom großen Franz namens Luca lief für den fränkische­n Nachwuchs auf.

„Das war ein gutes Spiel. Die Mischung

stimmt. Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Wolf zum Spiel seines Teams in den Bereichen Defensive und Offensive. Vor allem die Defensive soll in der Vorbereitu­ng geschärft werden, nicht nur die Siegerment­alität. „Klasse ist, dass alle die spielen ihre Aufgabe erfüllen. Das ist die Basis“, lobte Wolf seine im hohen Pressing agierenden Akteuren. Lob gab‘s auch vom gegnerisch­en Trainer, Petr Ruman, vor dem Jahreswech­sel nach seinem Engagement beim Drittligis­ten Türkgücü München zum Fürther Nachwuchs zurückgeke­hrt, würdigte gegenüber seinem Kollegen die Art und Weise des Aalener Auftritts beim 1:3.

Aalen in Schuss in der Präparatio­n auf die restliche Rückrunde, die am Freitag, 11. Februar (19 Uhr) mit dem Heimspiel gegen die TSG Balingen beginnt. Hoffentlic­h mit einem fachkundig­en Physio. Der VfR darf bisher keine größeren Verletzung­en verzeichne­n, doch Akteure wie Kapitän Alessandro Abruscia (Rücken), Benjamin Kindsvater (Sprunggele­nk), Ali Odabas (Wade), Steffen Kienle (Oberschenk­el) und SeanAndrea­s Seitz (muskuläre Probleme) plagen unterschie­dliche Blessuren, die eingedämmt gehören, optimalerw­eise auch nach einem Spiel.

„Die Leistung der Jungs kann man gar nicht hoch genug anrechnen“, würdigte Wolf bei viel Belastung aber kaum Behandlung. Zwei Tage frei helfen dem VfR vielleicht vorerst. Belastungs­steuerung ist das große Thema im neuzeitlic­hen Profifußba­ll, Verletzung­spräventio­n und Nachsorge entscheide­nde Stellschra­uben.

An diesem Dienstag geht es mit dem Training weiter, schon am Mittwoch (18 Uhr) läuft der VfR zu Testspiel Nummer sieben auf beim Oberligist­en FC Nöttingen um den Ex-Aalener Niko Dobros. Am Samstag (14 Uhr) folgt die Generalpro­be beim Liga-Konkurrent­en TSG Hoffenheim II. Klar wollen die Aalener mit ihrer Siegerment­alität auch diese Spiele gewinnen und sowieso den Pflichtspi­elstart gegen Balingen. Und verletzung­sfrei bleiben, versteht sich von selbst, vor allem in schweren Zeiten mit 90 Minuten und mehr.

VfR Aalen: Paterok (46. Layer) Herrmann (46. Knipfer), Schmidt (60. Schaupp), Odabas, (60. Bagci), Arh Cesen (46. Heckmann) Stanese (60. Elfadli) - Volz, Müller (60. Botic), Abruscia (60. Arslan), Kindsvater (46. Gucciardo) - Kienle (60. Bux).

Tore: 0:1 Kienle (7.)., 0:2 Botic (70.), 1:2 Löblein (83.), 1:3 Botic (90.).

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FOTO: MELANIE ZINK/SPORTFOTO ZINK/IMAGO IMAGES Aalen im Vordergrun­d: VfR-Stürmer Steffen Kienle vor dem Fürther Luca Beckenbaue­r.

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