Der VfR schärft seine Siegermentalität
3:1 bei Bundesliga-Reserve von Greuther Fürth: Nach Testspielsieg des Regionalligisten gibt es Lob vom Trainer und vom Gegner. Der hilft mit einem Physiotherapeuten aus.
FÜRTH - Die 90. Minute von Fürth. In diesem Fall keine Allerweltsminute, allerdings auch keine die in die Almanache der Fußball-Welt eingeht, höchstens in irgendwelche Datenbanken. Für Uwe Wolf war das, was dort in dieser Minute geschah doch eminent wichtig.
Ein 2:1-Sieg wäre eingetütet gewesen, doch da geht immer noch mehr, auch in einem branchenüblichen Testspiel im kalten Januar. Der Fußballlehrer will die Siegermentalität seiner Mannschaft schärfen und dazu zählt auch, das man als VfR Aalen gegen den gleichklassigen Regionalligisten Greuther Fürth U 23 mit zwei Toren Differenz schlägt. Ein Zuckerl, das der Trainer vor dem Anstoß an diesem Samstag aussprach: Für einen Zu-Null-Sieg oder eben einen mit zwei Toren Unterschied stellte der Trainer zwei freie Tage in Aussicht. Damit das nicht gefährdet war, ließ ausgerechnet Manuel Botic noch einmal einem Knaller aus 16 Metern ins lange Toreck los, sein zweiter Treffer in diesem Spiel. Freier Tag gerettet. Nach einem 3:1 (1:0) an diesem Samstagnachmittag auf dem Kunstrasenplatz bei dem bayrischen Viertligisten.
Das kickende Personal des VfR kann jede Regeneration gebrauchen, nicht nur weil es in der wohlfühlarmen Wintervorbereitung ist, mit schon sechs absolvierten Testspielen auf unterschiedlich harten Plätzen und noch noch viel mehr kräfteraubenden Trainingsminuten auch auf ungeliebt hartem Kunstrasenplatz.
Da ächzen Muskeln und Gelenke und da ist man schon wieder beim leidigen Thema Physiotherapeut, den er VfR nicht hat, ungewöhnlich lange nicht, was nicht nur die Profis nervt, sondern nicht zuletzt ihren Trainer, der das Thema seit Monaten immer wieder anspricht.
Der neue Physio aus Bulgarien kann wohl erst am 7. oder 8. Februar seinen Dienst antreten, das nächste leidige Thema Corona ließ einen früheren Beginn nicht zu. Wolf ließ vor dem Test seine Kontakte spielen und so stellten die Fürther aus ihrem Nachwuchsleistungszentrum eine Physiotherapeutin, die immerhin die Aalener Spieler fachgerecht mobilisierte und Tapeverbände anlegte. Gelernt ist gelernt. Wolf dankte den Fürthern und gab der Physio obendrein ein „Trinkgeld“.
Seine Mannschaft lieferte hernach das, was der Fußballlehrer sehen wollte, bis auf eine Ausnahme. Irgendwo im Mittelfeld über eine Szene ohne Schiedrichterpfiff zu lamentieren will Wolf von seinen Spiekurze lern nicht sehen. Die Folge nach dem verlorenen Blick für Spielsituation und aufgelöster Ordnung ein Eckball, das ging noch gut doch der zweite Ball landete per Knie von Matthias Löblin im Aalener Tor (83.).
Zu diesem Zeitpunkt stand es aber schon 2:0, Steffen Kienle nutzte einen viel frühereren Fehler der Fürther Bundesliga-Reserve aus, der Stürmer blieb im Eins-gegen-EinsDuell mit dem Torwart cool und traf zum 1:0 (7.). Botic markierte mit seinem ersten Knaller aus 18 Metern ins
Toreck später das 2:0 (70.). Der leistungsschwankende Österreicher mit wenig Einsatzzeit in der Hinrunde sammelte bei seiner Darbietung im Mittelfeld nach seiner Einwechslung Pluspunkte. „Er hat seine Qualität im Abschluss gezeigt“, befand Wolf im Gespräch mit „schwäbische.de“. Gegen die Fürther Niederlage konnte auch ein Beckenbauer nichts ausrichten, immerhin der Enkel vom großen Franz namens Luca lief für den fränkischen Nachwuchs auf.
„Das war ein gutes Spiel. Die Mischung
stimmt. Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Wolf zum Spiel seines Teams in den Bereichen Defensive und Offensive. Vor allem die Defensive soll in der Vorbereitung geschärft werden, nicht nur die Siegermentalität. „Klasse ist, dass alle die spielen ihre Aufgabe erfüllen. Das ist die Basis“, lobte Wolf seine im hohen Pressing agierenden Akteuren. Lob gab‘s auch vom gegnerischen Trainer, Petr Ruman, vor dem Jahreswechsel nach seinem Engagement beim Drittligisten Türkgücü München zum Fürther Nachwuchs zurückgekehrt, würdigte gegenüber seinem Kollegen die Art und Weise des Aalener Auftritts beim 1:3.
Aalen in Schuss in der Präparation auf die restliche Rückrunde, die am Freitag, 11. Februar (19 Uhr) mit dem Heimspiel gegen die TSG Balingen beginnt. Hoffentlich mit einem fachkundigen Physio. Der VfR darf bisher keine größeren Verletzungen verzeichnen, doch Akteure wie Kapitän Alessandro Abruscia (Rücken), Benjamin Kindsvater (Sprunggelenk), Ali Odabas (Wade), Steffen Kienle (Oberschenkel) und SeanAndreas Seitz (muskuläre Probleme) plagen unterschiedliche Blessuren, die eingedämmt gehören, optimalerweise auch nach einem Spiel.
„Die Leistung der Jungs kann man gar nicht hoch genug anrechnen“, würdigte Wolf bei viel Belastung aber kaum Behandlung. Zwei Tage frei helfen dem VfR vielleicht vorerst. Belastungssteuerung ist das große Thema im neuzeitlichen Profifußball, Verletzungsprävention und Nachsorge entscheidende Stellschrauben.
An diesem Dienstag geht es mit dem Training weiter, schon am Mittwoch (18 Uhr) läuft der VfR zu Testspiel Nummer sieben auf beim Oberligisten FC Nöttingen um den Ex-Aalener Niko Dobros. Am Samstag (14 Uhr) folgt die Generalprobe beim Liga-Konkurrenten TSG Hoffenheim II. Klar wollen die Aalener mit ihrer Siegermentalität auch diese Spiele gewinnen und sowieso den Pflichtspielstart gegen Balingen. Und verletzungsfrei bleiben, versteht sich von selbst, vor allem in schweren Zeiten mit 90 Minuten und mehr.
VfR Aalen: Paterok (46. Layer) Herrmann (46. Knipfer), Schmidt (60. Schaupp), Odabas, (60. Bagci), Arh Cesen (46. Heckmann) Stanese (60. Elfadli) - Volz, Müller (60. Botic), Abruscia (60. Arslan), Kindsvater (46. Gucciardo) - Kienle (60. Bux).
Tore: 0:1 Kienle (7.)., 0:2 Botic (70.), 1:2 Löblein (83.), 1:3 Botic (90.).