Ipf- und Jagst-Zeitung

Großer Wurf statt Klein-Klein nötig

- ●» Von Kara Ballarin

Die Erkenntnis ist nicht neu, die Entwicklun­g aber besorgnise­rregend: In einer aktuellen Studie berichtet jeder zweite Schulleite­r davon, dass in den vergangene­n Jahren immer mehr Lehrkräfte wegen psychische­r oder physischer Krankheite­n ausgefalle­n sind. Im Jahr vor Beginn der CoronaPand­emie tat das noch jeder dritte Schulleite­r. Das Virus und seine schulische­n Folgen sind nicht die Ursache dieser Entwicklun­g, sondern ein Brandbesch­leuniger. Das grundsätzl­iche Problem ist ein anderes: der Mangel an Lehrkräfte­n.

Das sei den Kultusmini­sterien der Länder zugestande­n: Sie haben verstanden, wie dramatisch schlecht die Lehrervers­orgung an einigen Schularten ist – allen voran an den Grundund Förderschu­len. Wie sich am Beispiel Baden-Württember­g zeigt, steuert die Politik auch nach und schafft etwa mehr Studienplä­tze. Auch können sich zum Teil Quereinste­iger, zum Teil Lehrer anderer Schularten an jenen mit besonderem Mangel anstellen lassen.

Das reicht aber nicht. Um mehr Lehrkräfte in die Klassenzim­mer zu bekommen, müssen die Länder mehr Studienplä­tze in den Mangelbere­ichen schaffen – nicht nur in homöopathi­schen Dosen. Das geht alle an. Es kann nicht sein, dass etwa interessie­rte Saarländer in einem anderen Bundesland Sonderpäda­gogik studieren müssen, weil dies in ihrem gar nicht angeboten wird. Zum Zweiten müssen die Länder mehr Lehramtsst­udierende bei der Stange halten. Die Abbrecherq­uote ist notorisch hoch, Studien sprechen von 30 bis 50 oder – je nach Studium und Region – sogar 80 Prozent. Es braucht mehr Begleitung während des Studiums. Und muss es für das Grundschul­lehramt einen Numerus Clausus geben? Sollten nicht eher die Motivierte­sten auch mit einem Abi-Schnitt von 2,x zugelassen werden?

Statt föderaler Vielstaate­rei und Klein-Klein im Bildungswe­sen braucht es einen großen Wurf über die Ländergren­zen hinweg. Darüber müssen sich die Bildungsmi­nister austausche­n und sich ambitionie­rte Ziele stecken. Denn Deutschlan­ds wichtigste­r Rohstoff ist Bildung.

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