Großer Wurf statt Klein-Klein nötig
Die Erkenntnis ist nicht neu, die Entwicklung aber besorgniserregend: In einer aktuellen Studie berichtet jeder zweite Schulleiter davon, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Lehrkräfte wegen psychischer oder physischer Krankheiten ausgefallen sind. Im Jahr vor Beginn der CoronaPandemie tat das noch jeder dritte Schulleiter. Das Virus und seine schulischen Folgen sind nicht die Ursache dieser Entwicklung, sondern ein Brandbeschleuniger. Das grundsätzliche Problem ist ein anderes: der Mangel an Lehrkräften.
Das sei den Kultusministerien der Länder zugestanden: Sie haben verstanden, wie dramatisch schlecht die Lehrerversorgung an einigen Schularten ist – allen voran an den Grundund Förderschulen. Wie sich am Beispiel Baden-Württemberg zeigt, steuert die Politik auch nach und schafft etwa mehr Studienplätze. Auch können sich zum Teil Quereinsteiger, zum Teil Lehrer anderer Schularten an jenen mit besonderem Mangel anstellen lassen.
Das reicht aber nicht. Um mehr Lehrkräfte in die Klassenzimmer zu bekommen, müssen die Länder mehr Studienplätze in den Mangelbereichen schaffen – nicht nur in homöopathischen Dosen. Das geht alle an. Es kann nicht sein, dass etwa interessierte Saarländer in einem anderen Bundesland Sonderpädagogik studieren müssen, weil dies in ihrem gar nicht angeboten wird. Zum Zweiten müssen die Länder mehr Lehramtsstudierende bei der Stange halten. Die Abbrecherquote ist notorisch hoch, Studien sprechen von 30 bis 50 oder – je nach Studium und Region – sogar 80 Prozent. Es braucht mehr Begleitung während des Studiums. Und muss es für das Grundschullehramt einen Numerus Clausus geben? Sollten nicht eher die Motiviertesten auch mit einem Abi-Schnitt von 2,x zugelassen werden?
Statt föderaler Vielstaaterei und Klein-Klein im Bildungswesen braucht es einen großen Wurf über die Ländergrenzen hinweg. Darüber müssen sich die Bildungsminister austauschen und sich ambitionierte Ziele stecken. Denn Deutschlands wichtigster Rohstoff ist Bildung.