Ipf- und Jagst-Zeitung

Lieferengp­ässe vermeiden

Baden-Württember­gs Wirtschaft fordert mehr EU-Hilfe

- Von Simon Müller

STUTTGART - Die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut fordert wegen der Lieferengp­ässe bei Chips und anderen elektronis­chen Bauteilen deutlich mehr Engagement von der Europäisch­en Union. „Die Transforma­tion der Wirtschaft hin zur Klimaneutr­alität kann nur gelingen, wenn die Wertschöpf­ungsketten funktionie­ren. Hier zeigt die europäisch­e Wirtschaft gerade ihre Achillesfe­rse“, sagte Nicole Hoffmeiste­r-Kraut. Europa müsse seine Abhängigke­iten verringern. Die CDU-Politikeri­n hatte am Montag anlässlich des „Wirtschaft­sgipfels Baden-Württember­g – EU“in Stuttgart mit Vertretern der Europäisch­en Union gesprochen und ihnen ihre Forderunge­n mitgeteilt.

Gerade für exportstar­ke Regionen wie Baden-Württember­g sei es wichtig, dass die EU die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n im Blick behält. Angesichts der Lieferengp­ässe hätten besonders Leitbranch­en wie der Fahrzeugba­u und die Metall- und Elektroind­ustrie zu kämpfen. Die Wirtschaft­sministeri­n sprach sich deswegen unter anderem für koordinier­te und strategisc­he Handelsall­ianzen aus. So sollen asiatische Hersteller mehr Chips für den europäisch­en Markt produziere­n. Außerdem müssten europäisch­e Genehmigun­gsverfahre­n für die Produktion von Mikroelekt­ronikteile­n, wie beispielsw­eise den knappen Halbleiter­n, beschleuni­gt werden. Die Versorgung mit Elektrotei­len stockt aktuell weltweit, weil die asiatische Produktion der Chips in mehreren Ländern infolge der Lockdowns unterbroch­en war oder Hersteller die Produktion für andere Branchen umgestellt hatten.

Für Nicole Hoffmeiste­r-Kraut spielte im Rahmen des Wirtschaft­sgipfels auch der Umbau der europäisch­en Wirtschaft hin zur Klimaneutr­alität eine wichtige Rolle. Europa soll ab dem Jahr 2050 als erster Kontinent klimaneutr­al sein – dieses Ziel hat sich die Europäisch­e Kommission vor etwas mehr als einem Jahr in ihrem sogenannte­n Green Deal gesteckt. Die Ministerin forderte, dass Baden-Württember­g bei den anstehende­n Transforma­tionsproze­ssen eine Vorreiterr­olle einnimmt. „Für uns ist der Green Deal viel mehr als nur ein Pflichtenh­eft. Die Transforma­tion unserer Wirtschaft ist eine Herkulesau­fgabe für unsere Gesellscha­ft, denn die Hauptlast schultern unsere Unternehme­n“, betonte sie.

Der Südwesten sei in Sachen Innovation­skraft die Nummer eins, aber um das Potenzial der Betriebe auch stärker zu aktivieren, bräuchten insbesonde­re kleine und mittlere Unternehme­n Beinfreihe­it. „Kleinteili­ge Regulierun­gen bringen uns nicht weiter. Das ist kontraprod­uktiv“, erklärte Nicole Hoffmeiste­rKraut.

Die Unternehme­n dürfe die Politik beim Umbau zur Klimaneutr­alität nicht noch mehr belasten. „Es darf hier kein lähmendes Bürokratie­monster geben. Klimaneutr­ale Investitio­nen sind nur mit Freiraum möglich“, sagte sie. Die Aufgabe des Staates sei es, nachhaltig­e Investitio­nen zu ermögliche­n und zu unterstütz­en.

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