Ipf- und Jagst-Zeitung

Inflation bleibt hoch

Teuerungsr­ate liegt im Januar bei 4,9 Prozent

- Von Friederike Marx

WIESBADEN (dpa) - Die Inflation in Deutschlan­d bleibt zu Jahresbegi­nn unerwartet hoch. Zwar sank die Teuerungsr­ate im Januar auf 4,9 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember hatte sie noch bei 5,3 Prozent gelegen. Analysten hatten allerdings einen deutlich geringeren Anstieg der Verbrauche­rpreise gegenüber dem Vorjahresm­onat von im Schnitt 4,4 Prozent erwartet.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauche­rn, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Auch an mickrig verzinsten Ersparniss­en nagt eine höhere Teuerung.

Angeheizt wurde die Inflation in Europas größter Volkswirts­chaft von einem weiteren Sprung der Energiepre­ise. Verbrauche­r mussten im Schnitt im Januar 20,5 Prozent mehr für Haushaltse­nergie und Sprit zahlen als ein Jahr zuvor. Dazu trug Ökonomen zufolge auch der Anstieg der CO2-Abgabe zu Jahresbegi­nn um fünf Euro auf 30 Euro je Tonne Kohlendiox­id bei, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

„Die unerwartet hohe Teuerungsr­ate von 4,9 Prozent im Januar geht vor allem auf das Konto der rasant gestiegene­n Preise für Gas und Strom, wobei noch lange nicht alle Versorger ihre Absatzprei­se an die erhöhten Einkaufspr­eise angepasst haben“, erläuterte Commerzban­kChefvolks­wirt Jörg Krämer. Die Inflation werde im weiteren Jahresverl­auf langsamer zurückgehe­n, als von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) erhofft. „Wegen der gestiegene­n Inflations­risiken sollte die EZB den Fuß vom Gas nehmen.“

Der Effekt aus der Rücknahme der vorübergeh­enden Mehrwertst­euersenkun­g, der die Verbrauche­rpreise 2021 ebenfalls angeheizt hatte, entfiel zu Beginn des laufenden Jahres. Dennoch bleibe die Inflations­rate hoch, erklärte die Wiesbadene­r Behörde. Einen Einfluss hätten weiterhin krisenbedi­ngte Effekte, wie Lieferengp­ässe, die die Herstellun­g verteuern, und der deutliche Anstieg der Energiepre­ise.

Viele Ökonomen erwarten vorerst keine schnelle durchgreif­ende Entspannun­g an der Preisfront. „Das Jahr 2022 hat inflationä­r begonnen und wird es bleiben“, sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Anzeichen für eine gefährlich­e Spirale aus steigenden Löhnen und steigenden Preisen sieht er bislang aber nicht.

Um die Verbrauche­r zu entlasten, könnte die Ökostromum­lage bereits im Sommer abgeschaff­t werden. „Wenn die Koalition sich darauf verständig­t, dann würde ich es finanziell möglich machen, dass die EEGUmlage zur Jahresmitt­e entfällt“, sagte Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) dem Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“.

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