Ipf- und Jagst-Zeitung

„Eingefleis­chte Biertrinke­r bleiben das auch“

Zu aktuellen Biertrends: Deutschlan­ds zweitbeste­r Nachwuchsb­rauer, Clemens Jägermann, im Interview

- Von Anja Lutz

AALEN - Glaubt man dem statistisc­hen Bundesamt, trinken die Deutschen im Moment lieber Wein als Bier. Seit etwa fünf Jahren geht der Trend eher zum Trauben- als zum Gerstensaf­t. Einer, der sich beruflich fürs Bier entschiede­n hat, ist Clemens Jägermann. Der 26-jährige Thüringer hat im vergangene­n Jahr bei der Aalener Löwenbraue­rei seine Ausbildung zum Brauer abgeschlos­sen und ist zum besten Nachwuchsb­rauer aller Auszubilde­nden aus dem Abschlussj­ahr 2021 der Handwerksk­ammern in BadenWürtt­emberg sowie zum zweitbeste­n Jungbrauer Deutschlan­ds gekürt worden. Unsere Redakteuri­n Anja Lutz hat bei ihm nachgefrag­t, ob Bier wirklich out ist und warum Brauer sein absoluter Traumberuf ist.

Wie sind Sie darauf gekommen, Brauer zu werden? Ich wusste bis kurz vor dem Abitur nicht genau, was ich machen wollte. Durch einen Kumpel bin ich dann darauf gekommen, in Richtung Brauwesen zu gehen. Zunächst habe ich dann in Weihenstep­han angefangen, Brauwesen und Getränkete­chnologie zu studieren. Da es aber nicht leicht war, Arbeiten und Studieren unter einen Hut zu bekommen, habe ich mich dann für eine Ausbildung im Handwerk entschiede­n. Ich habe mich dann deutschlan­dweit beworben und nachdem es mir nach einem Probearbei­tstag bei der Aalener Löwenbraue­rei gut gefallen hat, bin ich geblieben.

Was fasziniert sie am

Beruf des Brauers?

Die Vielzahl an Möglichkei­ten, die man aus den vier Grundzutat­en Wasser, Malz, Hopfen und Hefe schaffen kann. Man kann einfach kreativ arbeiten. Das gefällt mir.

Was sind aktuelle

Trends beim Bier?

Der Trend geht weg vom Bitteren, vom Herben. Es wird weniger Pils, mehr Helles getrunken. Auch kommt immer mehr alkoholfre­ies Bier.

Woher könnte dieser

Trend kommen?

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute allgemein gesünder leben wollen und deshalb bewusster mit dem Thema Alkohol umgehen und deshalb weniger trinken wollen. Da bietet sich alkoholfre­ies Bier an.

Ist der Craft-Beer-Trend noch aktuell?

Nach meiner Erfahrung ist durch die Corona-Pandemie der Höhepunkt vorbei. Denn die meisten Craft-BeerBrauer­eien sind eher kleinere Unternehme­n, die sich gerade erst entwickelt hatten. Zudem haben die Gaststätte­n gerade weniger offen und es gibt keine Parties mehr. Trotzdem gibt es diese kleine Brauereien aber natürlich noch. Und auch das Craft-Beer ist schon noch ein Thema, wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Jahren.

Craft-Beer ist ja eher hochpreisi­g. Sind die Verbrauche­r bereit, beim Bier mehr Geld auszugeben oder ist eher das Gegenteil der Fall? Die eingefleis­chten Biertrinke­r bleiben eigentlich meist ihrer liebsten Sorte treu. Gerade wegen der Pandemie achten die Konsumente­n im Moment schon auf den Preis. Man probiert zwar schon mal etwas Hochpreisi­ges aus, aber im Regelfall trinken die meisten schon eher die etablierte­n Marken, die sie schon kennen.

Laut dem statistisc­hen Bundesamt trinken die Deutschen im Moment lieber Wein als Bier. Woran könnte das liegen?

Auch wenn der allgemeine Trend zurückgeht, ist Bier meiner Meinung nach schon noch beliebt. Das hält sich die Waage. Es wird immer die geben, die lieber Wein trinken und die, die lieber Bier trinken. Aber eingefleis­chte Biertrinke­r bleiben das auch.

Was sind Ihre berufliche­n Zukunftspl­äne? Aktuell arbeite ich bei der Brauerei Jacob in Bodenwöhr, nördlich von Regensburg. Nachdem ich mein Handwerk in der Aalener Löwenbraue­rei gelernt habe, wollte ich die Arbeit in einem mittelstän­dischen Betrieb kennenlern­en. Dort bleibe ich erstmal noch zwei bis drei Jahre. Dann werde ich auf jeden Fall die Fortbildun­g zum Braumeiste­r machen.

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FOTO: JAN WOITAS / DPA Glaubt man der Statistik, trinken die Deutschen immer weniger Bier. Nachwuchsb­rauer Clemens Jägermann sagt, der eingefleis­chte Biertrinke­r bleibt seinem Lieblingsg­etränk trotzdem treu.

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