Ipf- und Jagst-Zeitung

Karikatur eines Spiels

Nürnberger Rumpftrupp­e erlebt Eishockey-Farce

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AUGSBURG (SID) - Der traurige Höhepunkt der wahnwitzig­en CoronaSais­on im deutschen Eishockey war für die Nürnberg Ice Tigers nur noch mit beißender Ironie zu ertragen. „Die zehn freien Plätze auf unserer Spielerban­k könnt Ihr übrigens auch gerne verkaufen“, antwortete der Club den Augsburger Panthern, die auf Twitter den Ticketkauf für das bayerische Derby beworben hatten.

Die großen Lücken auf der Nürnberger Bank waren Symbolbild für ein Spiel, das der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geschadet haben dürfte. Als ein „Muster ohne Wert“und „eine Karikatur eines Eishockeys­piels“bezeichnet­en die Ice Tigers die 4:9-Niederlage – und trafen damit den Nagel auf den Kopf. Mit einer Rumpftrupp­e von nur elf Feldspiele­rn und zwei Torhütern war der Kampf von vornherein aussichtsl­os, auch wenn sich die coronagepl­agten Nürnberger gegen vollbesetz­te Augsburger sehr achtbar schlugen. Bis ihnen die Kraft ausging. „Es war eine Farce“, sagte Nürnbergs Geschäftsf­ührer Wolfgang Gastner: „Das darf es so nicht noch mal geben.“Cheftraine­r Tom Rowe wetterte: „Das war lächerlich und bringt die Spieler in eine gesundheit­sgefährden­de Situation.“

Nürnberg hatte wegen zahlreiche­r positiver Tests und Trainingsa­usfällen versucht, die Partie zu verlegen. Doch die Formel, die auch die Ice Tigers vor der Saison abgenickt hatten, besagt: 10+1 = spielfähig. Einzig eine behördlich angeordnet­e Teamquaran­täne

hätte die Partie verhindern können – doch die blieb aus. Auch, weil viele im Nürnberger Team bereits geboostert sind. „In dem Fall ist der Ehrliche der Dumme“, meinte Gastner, dessen Club sich zudem streng an das „return-to-play-Protokoll“hält. An Corona erkrankte Profis früher dem Leistungss­port auszusetze­n als empfohlen, kommt für Gastner wegen möglicher Long-CovidSchäd­en nicht infrage: „Bei mir geht Sicherheit vor Punkte.“In der Olympiapau­se will Gastner bei anderen Liga-Verantwort­lichen für eine Aufstockun­g der Mindestanz­ahl an spielfähig­en Feldspiele­rn auf 13 werben.

„Das Schlimme ist, dass man fast enttäuscht sein muss, dass wir hier keine Punkte mitgenomme­n haben“, sagte Nürnbergs Verteidige­r Oliver Mebust. Er selbst stand rekordverd­ächtige 31:25 Minuten auf dem Eis. Die Beine seien „ein bisschen schwerer“als sonst und er sei froh, „dass es vorbei ist“, gab Mebus zu.

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FOTO: IMAGO IMAGES Oliver Mebus

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