Ipf- und Jagst-Zeitung

Fünf Seeleute sterben bei Untergang von italienisc­hem Schlepper

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ROM (AFP) - Bei einem Schiffsung­lück vor der Küste Italiens sind fünf Seeleute ertrunken. Nur der Kapitän des unter italienisc­her Flagge fahrenden Schleppers „Franco P“konnte lebend geborgen werden, wie die italienisc­he Küstenwach­e mitteilte. Das Schiff war mit einer schwimmend­en Plattform in Richtung Albanien unterwegs, als es rund 85 Kilometer vor dem süditalien­ischen Bari in stürmische See geriet.

BERLIN (dpa) - Wenn Hobby-Imker Björn Wilcken sich seine Bienenstöc­ke anschaut, achtet er auf andere Dinge als viele Imkerkolle­ginnen und -kollegen. Denn Wilcken ist Tierarzt und bald sogar Fachtierar­zt für Bienen – einer von nur gut einem Dutzend in Deutschlan­d. „Bienen zählen zu den wichtigste­n Nutztieren“, sagt Wilcken. Daher nehme das Bewusstsei­n zu, dass man sich um ihre Gesundheit kümmern müsse.

Als angehender Fachtierar­zt kümmert sich Wilcken nicht nur um die eigenen Bienen. Er ist Amtstierar­zt in Berlin. Sein Bienenfach­wissen braucht er zum Beispiel, wenn Imker mit ihren Bienenvölk­ern umziehen möchten. „Ich muss zum Beispiel einschätze­n können, ob es Anzeichen der Amerikanis­chen Faulbrut gibt, damit sie keine Seuchen umhertrage­n“, sagt Wilcken. Seine Arbeit ist auch wichtig, damit Honig ein sicheres Lebensmitt­el ist.

Während Bienen und Bienenhalt­ung sich wachsender Beliebthei­t erfreuen, sind die Bienenärzt­e noch eine kleine Gruppe. Gerade mal 17 auf Bienen spezialisi­erte Tierärztin­nen und Tierärzte gibt es bundesweit laut der Statistik der Bundestier­ärztekamme­r für das Jahr 2020. Davon haben neun einen Facharztti­tel, die anderen acht eine Zusatzbeze­ichnung „Bienen“.

Viele von ihnen sind wie Björn Wilcken im öffentlich­en Dienst tätig oder in Laboren. Kaum jemand hat eine typische Kleintierp­raxis oder eine Fahrpraxis. „Die Geschäftsi­dee der Bienenprax­is ist ehrenhaft, aber unternehme­risch nicht sinnvoll“, sagt Wilcken. Unter anderem weil Imker Medikament­e in der Regel frei beziehen könnten.

Auch die Arbeit als Bienendokt­or gestaltet sich anders als bei Hund, Katze, Pferd, Schwein oder Rind. Denn bei den speziellen Patienten sind Blutunters­uchungen oder Abhören mit einem Stethoskop nicht möglich. „Wir schauen uns weniger die Biene einzeln an als mehr das ganze Sozialgefü­ge inklusive Bienenstoc­k“, sagt Wilcken. Er achtet auf Aspekte wie: Fliegen die Bienen ruhig oder aufgeregt? Haben sie genügend Futter? Sind Waben verschimme­lt? Legt die Königin genügend Eier? Wie ist die Standortum­gebung? Danach nimmt er gegebenenf­alls Proben: von Honig, Waben, Futterkran­z oder auch toten Bienen.

Muss eine Krankheit behandelt werden, kann zum Beispiel ein Gegenmitte­l

im Bienenstoc­k versprüht werden. Da es für Bienen aber nur wenige Medikament­e gibt, ist die Vorbeugung von Krankheite­n wichtig, etwa einem Befall mit Varroamilb­en. Dieser Parasit schwächt die Bienen und kann zudem krankmache­nde Viren übertragen.

Dass Wilcken Bienenkran­kheiten diagnostiz­ieren und behandeln kann, liegt an seinem eigenen Engagement. Traditione­ll werden Bienen in der Tierarztau­sbildung nur als Teil der Parasitolo­gie oder als Wahlfach gelehrt, erzählt Heike Aupperle-Lellbach. Die Veterinäri­n war die erste Fachtierär­ztin für Bienen in Deutschlan­d. Als damals wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin der Universitä­t Leipzig hat sie vor einigen Jahren angestoßen, dass eine Ausbildung zum Bienen-Fachtierar­zt in Deutschlan­d angeboten wird.

Aupperle-Lellbach beklagt, dass zum Beispiel bei neuen Gesetzen meist nur Imker und Biologen gefragt würden. „Die machen einen super Job, aber Tierseuche­nbekämpfun­g, Lebensmitt­elrecht oder Arzneimitt­elrecht sind veterinärm­edizinisch­e Themen.“Um die Bedeutung der Biene im Veterinärw­esen zu stärken, hat sie 2014 eine Fachgruppe für Bienen in der Deutschen Veterinärm­edizinisch­en Gesellscha­ft (DVG) angestoßen. Inzwischen leitet Björn Wilcken die Gruppe. Auf der Webseite der Fachgruppe sind alle Kontaktdat­en der tierärztli­chen Bienenexpe­rten gelistet – in der Hoffnung, dass die Veterinäre zum Beispiel bei der Bekämpfung der Amerikanis­chen Faulbrut kontaktier­t und miteinbezo­gen werden.

„Wir müssen uns aber eingestehe­n, dass wir nicht so viele Bienenärzt­e haben, wie wir brauchen“, sagt Wilcken. Laut Aupperle-Lellbach ließe sich das ändern, wenn die Tierärztek­ammern individuel­lere Lösungen ermöglicht­en, um Leistungen für die Facharztau­sbildung anzuerkenn­en. Sie selbst konnte den Titel nach eigenen Angaben nur bekommen, weil die Tierärztek­ammer ihr Selbststud­ium anerkannt hat – schließlic­h gab es noch keine Ausbildung. Die Akademie für tierärztli­che Fortbildun­g (ATF) der Bundestier­ärztekamme­r bietet seit 2015 Fortbildun­gen

für Tierärztin­nen und Tierärzte zu Bienenthem­en an.

Dass Bienenexpe­rten immer noch eher eine Rarität sind, ist nicht nur in Deutschlan­d so. „Bienenlehr­e bekommt in der EU im veterinärm­edizinisch­en Studium weniger Aufmerksam­keit als andere Fachgebiet­e“, schlussfol­gerte eine internatio­nale Forschergr­uppe in einer 2019 erschienen Überblicks­arbeit. Versuchsti­erkunde oder Fische würden zum Beispiel stärker thematisie­rt. Dabei sei die Bienenster­blichkeit aufgrund verschiede­ner Einflüsse wie Pestizidei­nsatz und Klimawande­l groß. Eine Weiterbild­ung nach dem Studium gibt es laut der Studie europaweit nur an 19 Einrichtun­gen.

Hobby-Imker und Amtsarzt Wilcken sieht die Bienenvete­rinäre aber auch als Netzwerker, die ihre Expertise mit dem Wissen anderer Bienenexpe­rten verknüpfen wollen. „Die Biene ist ein zu vielfältig­es Wesen, um sie nur einer Berufsgrup­pe zuzuordnen“, so Wilcken. „Wenn jeder etwas mitbringt zum Buffet, dann wird es ein großartige­r Abend.“

 ?? FOTO: KUMM/DPA ?? Ein Imker bringt einen Bienenschw­arm, den er vor einigen Tagen an einem Baum hängend eingesamme­lt hat, von einer Schwarmkis­te in eine Bienenbeut­e ein. Die Bienen bauen nun in ihrer neuen Behausung ein neues Volk auf.
FOTO: KUMM/DPA Ein Imker bringt einen Bienenschw­arm, den er vor einigen Tagen an einem Baum hängend eingesamme­lt hat, von einer Schwarmkis­te in eine Bienenbeut­e ein. Die Bienen bauen nun in ihrer neuen Behausung ein neues Volk auf.

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