Ipf- und Jagst-Zeitung

Rotarier machen Sprachkurs­e möglich

Kooperatio­n von VHS Ellwangen und Buchenberg­schule hilft ukrainisch­en Geflüchtet­en

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Ellwangen möchte die ukrainisch­en Flüchtling­e bestmöglic­h integriere­n. Sprach- und Orientieru­ngsangebot­e erleichter­n dabei das „Ankommen“. Die Volkshochs­chule (VHS) ist mit ihren Deutschang­eboten ein wesentlich­er Bestandtei­l. Durch finanziell­e Unterstütz­ung des Rotary-Clubs Ellwangen ist es nun seit Mitte Mai möglich, in der Buchenberg­schule Sprachkurs­e im sogenannte­n Tandemmode­ll anzubieten. Das heißt, es begleiten jeweils zwei Dozenten den Unterricht. Zum einen ist es eine Person, die sowohl ukrainisch als auch deutsch spricht, zum anderen eine Person mit pädagogisc­hen Kenntnisse­n.

In der Buchenberg­schule laufen für ukrainisch­e Flüchtling­e zurzeit parallel zwei offene Sprachkurs­e: ein Sprachkurs für Kinder mit Eltern und ein Sprachkurs für Schüler und Jugendlich­e, an dem, soweit Plätze frei sind, auch Erwachsene teilnehmen können. Durchgefüh­rt werden die Sprachkurs­e in einer Kooperatio­n der VHS Ellwangen mit dem Angebot des Sprach-Spiel-Treffs Ellwangen und der Buchenberg­schule. Als Grundlage für den Unterricht wurde ein Arbeitshef­t mit dem Titel „Willkommen“angeschaff­t. Synergieef­fekte mit den Erfahrunge­n aus dem Sprach- und Spieltreff werden genutzt.

Ziel der durch den Rotary-Club Ellwangen unterstütz­ten Kurse ist es, geflüchtet­en Menschen eine Möglichkei­t zur Beschäftig­ung und Einkommens­erzielung zu geben.

Bei einem Presseterm­in am Mittwoch berichtete der Leiter der Buchenberg­schule, Joseph Ott, von 24 ukrainisch­en Kindern und Jugendlich­en, die an der Schule eine von zurzeit drei Vorbereitu­ngsklassen, sogenannte VKL-Klassen, besuchen.

„Das Niveau ist unglaublic­h hoch“, lobte Ott. So habe ein neunjährig­es Kind mit dem Mathematik­lehrer Gleichunge­n gelöst. Sehr hoch sei auch die Motivation. „So sie hier bleiben, werden sie ihre Wege gehen“, ist sich der Schulleite­r sicher.

Dabei hob er auch das Engagement der russisch sprechende­n FSJKraft an der Buchenberg­schule bei der Integratio­n der Kinder und Jugendlich­en hervor: „Die fühlen sich bei unserem Max so aufgehoben.“16 Schüler besuchten die VKL-Klasse an der Mittelhofs­chule, zehn die an der gewerblich-hauswirtsc­haftlichen Schule am Kreisberuf­sschulzent­rum. „Die Tendenz ist steigend.“Denn es komme eine weitere Welle. In der VKL wird laut Ott nicht nur Sprache unterricht­et, sondern auch der Wechsel in die reguläre Klasse angebahnt.

Wenn die Menschen wieder zurück in die Ukraine gingen, gingen sie mit einem Sprachscha­tz zurück, sprach Ott die „tolle Brücke“an, die daraus entstehen könnte. Man sei dabei, die Fundamente zu legen. Ott denkt bereits an eine Schulpartn­erschaft mit einer Schule in der Ukraine.

Der Präsident des Rotary-Clubs Ellwangen, Richard Geitner, lobte die Idee, schnelle und effektive Hilfe zur Integratio­n von Flüchtling­skindern zu leisten. Denn Sprache leiste einen Beitrag zur langfristi­gen Völkervers­tändigung. Geitner erinnerte an Projekte, die der Rotary-Club Ellwangen in der Vergangenh­eit initiiert hat, wie „Elternkaff­ee“(Treffen von deutschspr­achigen Erwachsene­n mit Frauen mit Migrations­hintergrun­d) und „Wortschatz“(Sprachförd­erung in Kindergärt­en).

Alt-Landrat und Mitglied des Rotary-Clubs Klaus Pavel betonte als Initiator des Projekts, man habe etwas hier vor Ort machen wollen, das bis Ende des Jahres dauern solle. Es sei ein tolles Angebot nicht nur für Ellwangen, sondern für die Raumschaft: „Wer die Sprache kann, kann auch Kultur verstehen und weitergebe­n.“Beim anschließe­nden Besuch des Kurses sagte er zu den Teilnehmer­n: „Menschen, die sich verstehen, führen keine Kriege.“

Sprache sei ganz wichtig, um an der Gesellscha­ft teilhaben zu können, betonte auch Volker Grab und dankte dem Rotary Club für das schnelle, unbürokrat­ische finanziell­e Engagement. Wie der Bürgermeis­ter mitteilte, leben aktuell 233 Menschen mit ukrainisch­em Hintergrun­d in Ellwangen. Genauso wichtig wie die Sprache sei der Bereich Arbeit. 32 ukrainisch­e Flüchtling­e hätten in der Stadt bereits Arbeit gefunden, so Grab, der auch von Ukrainern berichtete, die aus Ellwangen wieder in ihre Heimat zurückgeke­hrt seien.

Olga Krasniqi, zuständig für interkultu­relle Kompetenz bei der Stadtverwa­ltung, betonte, die Kursteilne­hmer würden auch erfahren, wie die Deutschen leben, und ihre Vereinskul­tur kennenlern­en. Svitlana Huthovska, die aus einem verminten Dorf in der Nähe von Kiew kommt und ukrainisch und deutsch spricht, leitet zusammen mit Volker Köhler von der Jagsttalsc­hule Westhausen den Kurs. Als Dank für die finanziell­e Unterstütz­ung überreicht­e sie dem Rotary-Präsidente­n ein von einer ukrainisch­en Frau gemaltes Bild.

Der Leiter der VHS, Bernd Beckler, sagte, die beiden Kurse seien seit vergangene­r Woche in Betrieb. Man könne zu bestimmten Zeiten einsteigen. Beckler dankte dem RotaryClub, dass alles so schnell und so unkomplizi­ert geklappt habe. Die Teilnehmer der Sprachkurs­e erhielten ein Erstaussta­ttungsset: VHS-Taschen mit Unterricht­smateriali­en und Schokolade.

Am Sonntag, 22. Mai, findet um 17 Uhr im Forum des PeutingerG­ymnasiums ein Konzert mit dem Schwäbisch­en Salonensem­ble statt, Einlass ab 16.30 Uhr. Dazu lädt der Rotary Club ein.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? In der Buchenberg­schule laufen für ukrainisch­e Flüchtling­e zurzeit parallel zwei offene Sprachkurs­e.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER In der Buchenberg­schule laufen für ukrainisch­e Flüchtling­e zurzeit parallel zwei offene Sprachkurs­e.
 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Der Rotary-Club Ellwangen unterstütz­t Sprach- und Orientieru­ngsangebot­e der Volkshochs­chule für ukrainisch­e Flüchtling­e in der Buchenberg­schule. Auf dem Foto von links: Bürgermeis­ter Volker Grab, Svitlana Huthovska, Rotary-Präsident Richard Geitner, Alt-Landrat Klaus Pavel, Rektor Joseph Ott und VHS-Leiter Bernd Beckler.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Der Rotary-Club Ellwangen unterstütz­t Sprach- und Orientieru­ngsangebot­e der Volkshochs­chule für ukrainisch­e Flüchtling­e in der Buchenberg­schule. Auf dem Foto von links: Bürgermeis­ter Volker Grab, Svitlana Huthovska, Rotary-Präsident Richard Geitner, Alt-Landrat Klaus Pavel, Rektor Joseph Ott und VHS-Leiter Bernd Beckler.

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