Rotarier machen Sprachkurse möglich
Kooperation von VHS Ellwangen und Buchenbergschule hilft ukrainischen Geflüchteten
ELLWANGEN - Ellwangen möchte die ukrainischen Flüchtlinge bestmöglich integrieren. Sprach- und Orientierungsangebote erleichtern dabei das „Ankommen“. Die Volkshochschule (VHS) ist mit ihren Deutschangeboten ein wesentlicher Bestandteil. Durch finanzielle Unterstützung des Rotary-Clubs Ellwangen ist es nun seit Mitte Mai möglich, in der Buchenbergschule Sprachkurse im sogenannten Tandemmodell anzubieten. Das heißt, es begleiten jeweils zwei Dozenten den Unterricht. Zum einen ist es eine Person, die sowohl ukrainisch als auch deutsch spricht, zum anderen eine Person mit pädagogischen Kenntnissen.
In der Buchenbergschule laufen für ukrainische Flüchtlinge zurzeit parallel zwei offene Sprachkurse: ein Sprachkurs für Kinder mit Eltern und ein Sprachkurs für Schüler und Jugendliche, an dem, soweit Plätze frei sind, auch Erwachsene teilnehmen können. Durchgeführt werden die Sprachkurse in einer Kooperation der VHS Ellwangen mit dem Angebot des Sprach-Spiel-Treffs Ellwangen und der Buchenbergschule. Als Grundlage für den Unterricht wurde ein Arbeitsheft mit dem Titel „Willkommen“angeschafft. Synergieeffekte mit den Erfahrungen aus dem Sprach- und Spieltreff werden genutzt.
Ziel der durch den Rotary-Club Ellwangen unterstützten Kurse ist es, geflüchteten Menschen eine Möglichkeit zur Beschäftigung und Einkommenserzielung zu geben.
Bei einem Pressetermin am Mittwoch berichtete der Leiter der Buchenbergschule, Joseph Ott, von 24 ukrainischen Kindern und Jugendlichen, die an der Schule eine von zurzeit drei Vorbereitungsklassen, sogenannte VKL-Klassen, besuchen.
„Das Niveau ist unglaublich hoch“, lobte Ott. So habe ein neunjähriges Kind mit dem Mathematiklehrer Gleichungen gelöst. Sehr hoch sei auch die Motivation. „So sie hier bleiben, werden sie ihre Wege gehen“, ist sich der Schulleiter sicher.
Dabei hob er auch das Engagement der russisch sprechenden FSJKraft an der Buchenbergschule bei der Integration der Kinder und Jugendlichen hervor: „Die fühlen sich bei unserem Max so aufgehoben.“16 Schüler besuchten die VKL-Klasse an der Mittelhofschule, zehn die an der gewerblich-hauswirtschaftlichen Schule am Kreisberufsschulzentrum. „Die Tendenz ist steigend.“Denn es komme eine weitere Welle. In der VKL wird laut Ott nicht nur Sprache unterrichtet, sondern auch der Wechsel in die reguläre Klasse angebahnt.
Wenn die Menschen wieder zurück in die Ukraine gingen, gingen sie mit einem Sprachschatz zurück, sprach Ott die „tolle Brücke“an, die daraus entstehen könnte. Man sei dabei, die Fundamente zu legen. Ott denkt bereits an eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in der Ukraine.
Der Präsident des Rotary-Clubs Ellwangen, Richard Geitner, lobte die Idee, schnelle und effektive Hilfe zur Integration von Flüchtlingskindern zu leisten. Denn Sprache leiste einen Beitrag zur langfristigen Völkerverständigung. Geitner erinnerte an Projekte, die der Rotary-Club Ellwangen in der Vergangenheit initiiert hat, wie „Elternkaffee“(Treffen von deutschsprachigen Erwachsenen mit Frauen mit Migrationshintergrund) und „Wortschatz“(Sprachförderung in Kindergärten).
Alt-Landrat und Mitglied des Rotary-Clubs Klaus Pavel betonte als Initiator des Projekts, man habe etwas hier vor Ort machen wollen, das bis Ende des Jahres dauern solle. Es sei ein tolles Angebot nicht nur für Ellwangen, sondern für die Raumschaft: „Wer die Sprache kann, kann auch Kultur verstehen und weitergeben.“Beim anschließenden Besuch des Kurses sagte er zu den Teilnehmern: „Menschen, die sich verstehen, führen keine Kriege.“
Sprache sei ganz wichtig, um an der Gesellschaft teilhaben zu können, betonte auch Volker Grab und dankte dem Rotary Club für das schnelle, unbürokratische finanzielle Engagement. Wie der Bürgermeister mitteilte, leben aktuell 233 Menschen mit ukrainischem Hintergrund in Ellwangen. Genauso wichtig wie die Sprache sei der Bereich Arbeit. 32 ukrainische Flüchtlinge hätten in der Stadt bereits Arbeit gefunden, so Grab, der auch von Ukrainern berichtete, die aus Ellwangen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt seien.
Olga Krasniqi, zuständig für interkulturelle Kompetenz bei der Stadtverwaltung, betonte, die Kursteilnehmer würden auch erfahren, wie die Deutschen leben, und ihre Vereinskultur kennenlernen. Svitlana Huthovska, die aus einem verminten Dorf in der Nähe von Kiew kommt und ukrainisch und deutsch spricht, leitet zusammen mit Volker Köhler von der Jagsttalschule Westhausen den Kurs. Als Dank für die finanzielle Unterstützung überreichte sie dem Rotary-Präsidenten ein von einer ukrainischen Frau gemaltes Bild.
Der Leiter der VHS, Bernd Beckler, sagte, die beiden Kurse seien seit vergangener Woche in Betrieb. Man könne zu bestimmten Zeiten einsteigen. Beckler dankte dem RotaryClub, dass alles so schnell und so unkompliziert geklappt habe. Die Teilnehmer der Sprachkurse erhielten ein Erstausstattungsset: VHS-Taschen mit Unterrichtsmaterialien und Schokolade.
Am Sonntag, 22. Mai, findet um 17 Uhr im Forum des PeutingerGymnasiums ein Konzert mit dem Schwäbischen Salonensemble statt, Einlass ab 16.30 Uhr. Dazu lädt der Rotary Club ein.