Eine alte Burg taucht wieder auf
Bislang in Aalen einmalige private Grabungskampagne macht die Reste der Kocherburg wieder zugänglich
AALEN-UNTERKOCHEN - Viele Generationen lang hatte sie der Wald verschluckt gehabt. Zumindest waren von der einst stattlichen Kocherburg nur noch einige Mauerreste zu sehen. In ungezählten Stunden haben die Ehrenamtlichen der Initiative Kocherburg (INKO) sie freigelegt. Das erstaunliche wie beeindruckende Ergebnis ist nun am Wochenende zu sehen: Bei der „Eröffnung“(Samstag) der historischen Mauern gibt es Führungen, Musik und ein Kinderprogramm (Sonntag). Die Ruine soll künftig Besuchern, Ausflüglern und Touristen Einblicke in die Geschichte bieten.
Erdreich und Buchen hatten sich die Ruine des 1136 erstmals urkundlich erwähnten Sitzes der Herren von Kochen (daher historisch eigentlich Kochenburg) einverleibt. Die 1645 im Dreißigjährigen Krieg durch schwedische Truppen zerstörte Burg sollte, so das Ziel, zumindest zum Teil wieder ans Tageslicht. Und so starteten engagierte und geschichtsinteressierte Bürger eine in dieser Form im Ostalbkreis einmalige private Geschichtskampagne in ehrenamtlicher Arbeit.
Ein Rundgang mit Erich Holzwarth und Artur Grimm von der Initiative Kocherburg (INKO) rund um die Mauern gibt spannende Einblicke in das Mittelalter bis ins Zeitalter des Barock.
Denn die Anfänge der Kocherburg liegen wohl im 11. Jahrhundert. Nachdem die Burg baufällig geworden war, wurde sie 1627 abgerissen und mit dem Bau eines Schlosses begonnen. 1632 war es fertig. Lange währte die Freude der Burgherren aber nicht. Nur 13 Jahre später zerstörten es die Schweden. Ein Schicksal, das die Kocherburg auch mit anderen Burgen in und um Aalen und im Ostalbkreis teilte. Die Reste der Burg und des Schlosses dienten dann wie so oft als Steinbruch. Etliche der unten in Unterkochen gefundenen Original-Steine wurden nun bei der Sicherung der Ruine wieder nach oben geschafft.
2008 ging es dann damit los, die Kocherburg wieder „freizuschaufeln“und zu sichern. Erst die Schildmauer im Osten und 2015 die Südmauer. 2018 wurden im Westen ein Turmrest und die Schlossgrundmauern gesichert. Grimm ist es wichtig zu erwähnen, dass hier kein Nachbau entsteht und keine Mauern „hochgezogen“werden. Es werde nur das freigelegt, was verschüttet und überwachsen sei. Deshalb ist wegen der notwendigen Baumfällungen auch ForstBW mit im Boot, dazu unter anderem das Landesdenkmalamt und der Geschichtsverein Aalen. Bei den Mauern werden nur teilweise Stücke ergänzt, wo immer möglich durch Steine und Ziegel, die vor Ort gefunden werden.
Im Geschichtsverein wie in der Initiative ist auch Dieter Matzik für den Erhalt der Ruine aktiv. „Für Unkundige war ja von den Burgresten nichts mehr zu entdecken“, erklärt er das Projekt. Die schwerste und größte Aufgabe sei die vierte Kampagne im vergangenen Jahr gewesen. Allein um die nordöstliche Schildmauer, den Keller und die Innenmauern seit 2020 freizulegen, mussten in dem schwierigen gelände weit über 400 Kubikmeter Erdreich abgetragen werden.