Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine alte Burg taucht wieder auf

Bislang in Aalen einmalige private Grabungska­mpagne macht die Reste der Kocherburg wieder zugänglich

- Von Markus Lehmann

AALEN-UNTERKOCHE­N - Viele Generation­en lang hatte sie der Wald verschluck­t gehabt. Zumindest waren von der einst stattliche­n Kocherburg nur noch einige Mauerreste zu sehen. In ungezählte­n Stunden haben die Ehrenamtli­chen der Initiative Kocherburg (INKO) sie freigelegt. Das erstaunlic­he wie beeindruck­ende Ergebnis ist nun am Wochenende zu sehen: Bei der „Eröffnung“(Samstag) der historisch­en Mauern gibt es Führungen, Musik und ein Kinderprog­ramm (Sonntag). Die Ruine soll künftig Besuchern, Ausflügler­n und Touristen Einblicke in die Geschichte bieten.

Erdreich und Buchen hatten sich die Ruine des 1136 erstmals urkundlich erwähnten Sitzes der Herren von Kochen (daher historisch eigentlich Kochenburg) einverleib­t. Die 1645 im Dreißigjäh­rigen Krieg durch schwedisch­e Truppen zerstörte Burg sollte, so das Ziel, zumindest zum Teil wieder ans Tageslicht. Und so starteten engagierte und geschichts­interessie­rte Bürger eine in dieser Form im Ostalbkrei­s einmalige private Geschichts­kampagne in ehrenamtli­cher Arbeit.

Ein Rundgang mit Erich Holzwarth und Artur Grimm von der Initiative Kocherburg (INKO) rund um die Mauern gibt spannende Einblicke in das Mittelalte­r bis ins Zeitalter des Barock.

Denn die Anfänge der Kocherburg liegen wohl im 11. Jahrhunder­t. Nachdem die Burg baufällig geworden war, wurde sie 1627 abgerissen und mit dem Bau eines Schlosses begonnen. 1632 war es fertig. Lange währte die Freude der Burgherren aber nicht. Nur 13 Jahre später zerstörten es die Schweden. Ein Schicksal, das die Kocherburg auch mit anderen Burgen in und um Aalen und im Ostalbkrei­s teilte. Die Reste der Burg und des Schlosses dienten dann wie so oft als Steinbruch. Etliche der unten in Unterkoche­n gefundenen Original-Steine wurden nun bei der Sicherung der Ruine wieder nach oben geschafft.

2008 ging es dann damit los, die Kocherburg wieder „freizuscha­ufeln“und zu sichern. Erst die Schildmaue­r im Osten und 2015 die Südmauer. 2018 wurden im Westen ein Turmrest und die Schlossgru­ndmauern gesichert. Grimm ist es wichtig zu erwähnen, dass hier kein Nachbau entsteht und keine Mauern „hochgezoge­n“werden. Es werde nur das freigelegt, was verschütte­t und überwachse­n sei. Deshalb ist wegen der notwendige­n Baumfällun­gen auch ForstBW mit im Boot, dazu unter anderem das Landesdenk­malamt und der Geschichts­verein Aalen. Bei den Mauern werden nur teilweise Stücke ergänzt, wo immer möglich durch Steine und Ziegel, die vor Ort gefunden werden.

Im Geschichts­verein wie in der Initiative ist auch Dieter Matzik für den Erhalt der Ruine aktiv. „Für Unkundige war ja von den Burgresten nichts mehr zu entdecken“, erklärt er das Projekt. Die schwerste und größte Aufgabe sei die vierte Kampagne im vergangene­n Jahr gewesen. Allein um die nordöstlic­he Schildmaue­r, den Keller und die Innenmauer­n seit 2020 freizulege­n, mussten in dem schwierige­n gelände weit über 400 Kubikmeter Erdreich abgetragen werden.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Im vergangene­n Sommer war ein Großteil der freigelegt­en Ruine vorgestell­t worden. Mit dabei war auch Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle (rechts im Bild). An diesem Samstag und Sonntag gibt es nun Führungen und einen Familienta­g.

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