Photovoltaik auf Freiflächen: Gemeinderäte haben Bedenken
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist auch in Neuler ein Thema
NEULER (hafi) - Ein Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung ist eine Freiflächen-Photovoltaikanlage auf der Gemarkung von Neuler gewesen. Nicht alle Gemeinderäte waren sich sicher, ob man das jetzt brauche.
Hinter den Bedenken stand die weitere Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen. Auch Bürgermeisterin Sabine Heidrich war nicht unbedingt dafür, aber sie sagte auch: „Jetzt haben wir es noch in der Hand, welche Fläche wir zur Verfügung stellen können, in zwei Jahren vielleicht wird uns das vorgeschrieben.“Auf jeden Fall sollen die Bürger in die Entscheidung einbezogen werden.
Land und Bund fordern von den Kommunen einen straffen Zeitplan, um vermehrt erneuerbare Energien zur Verfügung zu stellen. Neuler decke bereits jetzt 200 Prozent und damit das Doppelte seines Energiebedarfs über Photovoltaikanlagen auf Dachflächen und über Windenergieanlagen ab.
Heidrich mahnte dennoch: „Wir können die Energiewende nur schaffen, wenn wir auch im ländlichen Bereich mitmachen. Wir müssen uns deshalb Gedanken machen, ob wir eine Freiflächen-Photovoltaikanlage bauen oder nicht.“Die Größe einer solchen Anlage liege bei 20 Hektar, sagte sie, hob aber auch hervor, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen nicht durch so eine Anlage vernichtet werden dürften. Trotz allem gebe es in der Gemeinde Flächen, die sich grundsätzlich dafür eignen würden. Doch gelte es zu prüfen, wie weit sie vom nächsten Umspannwerk entfernt seien.
Ohnehin habe der örtliche Stromversorger EnBW/ODR derzeit fast keine Möglichkeiten, erneuerbaren Strom in sein Netz einzuspeisen. Ebenfalls müsse nach der Wirtschaftlichkeit einer Freiflächen-Photovoltaikanlage gefragt werden. „Trotz allem gibt es einen gewissen Druck, weil viele Menschen fragen, was Neuler für die Umwelt tut“, stellte Heidrich fest und forderte dazu auf, dass über dieses Thema im Gemeinderat, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden müsse.
Das geschah dann auch. Viele in der Diskussion fragten, ob man jetzt mit aller Macht so eine Entscheidung samt dazugehörigem Bebauungsplan herbeiführen müsse. Es gebe ja noch genügend freie Flächen für Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Zudem
redeten alle von mehr Energie, aber keiner von Einsparpotenzialen. So eine Freiflächen-Photovoltaikanlage gehe immer zu Lasten der Landwirtschaft, und gerade in Neuler gebe es sehr gute Böden, die nicht durch so etwas vernichtet werden dürften. Außerdem wisse man derzeit noch gar nicht, wie lange es sich hinzieht, bis zum Beispiel der erneuerbare Strom ins Netz der EnBW/ ODR eingespeist werden könne.
Gemeinderat Veit Hofrichter hinterfragte ebenfalls, warum Neuler so pressieren müsse, wenn zum Beispiel an Bahnstrecken oder Autobahnen bisher keine diesbezüglichen Maßnahmen unternommen würden. Gemeinderat Kurz schlug vor, dass man sich zuerst einmal genau informieren solle. Dazu gebe es den Bundesverband neue Energiewirtschaft. Diese könnte zum Beispiel in einer Infoveranstaltung Klimaschutz, Artenschutz und vieles mehr beleuchten.
Die Bürgermeisterin bezeichnete die Freiflächen-Photovoltaikanlage als ein ambivalentes Thema, bei dem man bisher nicht wisse, ob man ja oder nein sagen solle. „Eigentlich bin ich dagegen“, sagte sie, „aber wir müssen auf der anderen Seite auch auf politische Forderungen reagieren, denn gibt es keine Energie mehr, wäre das das nackte Grausen. Wir müssen dieses Thema für die Zukunft forcieren, aber eben zu den Bedingungen, die wir wollen, mit klarer Flächenbegrenzung und unter Berücksichtigung unseres Landschaftsbildes, Natur- und Artenschutzes“, forderte sie, „und wir müssen die Bürgerschaft mit in die Entscheidung einbeziehen.“