Durch Reflex-Medien zur Realität
Susanne Scholz malt gespiegelte Wirklichkeit in leuchtenden Farben – 50 Bilder im Schloss Fachsenfeld
AALEN-FACHSENFELD - Eigenartig, wie bisweilen die Natur der Kunst den Weg bereitet. Eine knappe Stunde vor der Kunstausstellung im Schloss Fachsenfeld haut ein Sturm Baumstämme um und wirft Äste auf die Straße – ein Stück verzerrte und zerstörte Schöpfung. Und dann steht man vor den Bildern der Lauchheimer Künstlerin Susanne Scholz. Auch hier auf den ersten Blick verzerrte Wirklichkeit, unscharfe Umrisse, die erst auf den zweiten Blick die Realität erkennen lassen.
Auch Oberbürgermeister Frederick Brütting kommt nicht umhin, in seinem Grußwort von den Schäden in der Natur auszugehen, die bis in den Fachsenfelder Schloßpark reichen. Aber die städtische Stiftung ist „sturmerprobt“, schlägt er die Brücke. Die Stätte der Begegnung und Verbundenheit trotzt allen Widrigkeiten. Die Seerosen im Teich führen zu Selbstreflexion und Spiegelung. Das lasse tiefer in uns hineinblicken, so Brütting.
Und schon ist das Stichwort gefallen. Ein Blick auf Susanne Scholzens Bilder zeigt verschwommene Linien. „Spiegel, Wasserflächen, Metalle und andere Augen sind reflektierende Medien, durch die das Sehen des
Sehens sichtbar wird“, weist Hermann Schludi den Weg zu diesen Bildern. Reflektionen in Spiegelbildern seien so alt wie die Menschheitsgeschichte, macht der Vorsitzende der Stiftung „Galerie Schloss Fachsenfeld“an Beispielen aus der Antike bis in die Gegenwart klar.
Susanne Scholz nutzt in ihren Bildern die Fähigkeit, Reflektionen über sich selbst anzustellen. Das gelingt ihr in ihren malerischen Betrachtungen bildhaft und augenfällig. Seien es gegenständliche Szenen wie das junge Paar, das gedankenverloren ins Wasser blickt oder der Mann mit Helm, dessen Umrisse in einer glitzernden Aura zerfließen. Seien es die abstrakten Sujets wie die Sommermelodie in leuchtenden Farben oder die in die Ewigkeit hineinströmende Heilquelle. Ihre Kunst hat Susanne
Scholz nicht auf klassischem Wege eines Kunststudiums erlernt, sondern in immer neuen Impulsen durch inspirierende Meisterkurse bedeutender Kunstexperten. Seit sie im Jahr 1993 zu Malen begonnen hat, setzte eine Entwicklung ein, die in immer neuen Schüben zu unerwarteten Entdeckungen in Form und Farbe, aber auch zu neuen Spiegelungseffekten führte.
Das läßt sich am Vergleich ihrer Bilder seit den beiden letzten Aalener Ausstellungen deutlich ablesen. Fasziniert haben ihre Bilder seit Anfang an, was große Ausstellungen in Stuttgart, Freiburg, Salzburg, Bad Reichenhall, Paris, Peking und Schanghai zur Folge hatte. - Musikalisch eingeführt in diese Bilderwelt hat das Lauchheimer Ehepaar Beate und Walter Heldt sowie Hedwig Hegele mit Piano, Flöten und Gesang. Passend erklangen Lieder von Genesis und Ozzi Osborn.
Die Ausstellung in den Räumen des Ökonomiegebäudes auf Schloss Fachsenfeld ist bis zum 30. September donnerstags von 9 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Infos: www.schloss-fachsenfeld.de