Gipfelblick auf die Stadt am See
Folge 1: Ein Tag in Bregenz bietet Wasser und Berg, Kunst und Kulinarik
Wer in Bregenz das volle Programm durchziehen will, muss schon früh aufstehen – zumindest dann, wenn nur ein Tag zur Verfügung steht. Denn das, was die Vorarlberger Landeshauptstadt alles zu bieten hat, ist einzigartig: Kein anderer Ort am Bodensee hat sowohl einen Hafen als auch eine Bahn, die auf einen Berg führt.
Einmalig ist der Blick auf den Bodensee vom 1062 Meter hohen Pfänder, der zwar als Bregenzer Hausberg gilt, größtenteils aber auf Lochauer Gemarkung liegt. Sei’s drum, die Pfänderbahn hat ihre Talstation in Bregenz. Diese nimmt, wer es gemütlich mag. Die Sportlichen können hochspazieren. Und wem das alles nicht schnell genug geht, kann auch mit dem Auto fahren.
Wenn das Wetter stimmt wird der Aufstieg mit einem grandiosen Blick auf den Bodensee und die Bregenzer Bucht belohnt. Aber nicht nur den See gibt es zu sehen, sondern auch 240 Alpengipfel, angeblich. Aber da muss die Wetterlage schon wirklich gut und die Sicht sehr klar sein. Die Pfänderbahn fährt von 8 bis 19 Uhr. Zu spät für den Sonnenaufgang, der zur Zeit gegen 5.50 Uhr stattfindet.
Doch bevor man in einer der Berghütten die Zeit mit Käse, Schinken oder Kaiserschmarrn verliert, geht es gleich wieder runter in die Stadt, und zwar zum Wasser. Denn entlang der Hafenpromenade spielt das meiste kulturelle Geschehen in Bregenz. Bootsliebhaber können gucken, ob die berühmte Sonnenkönigin gerade im Hafen liegt. Oder das Kommen und Gehen der vielen Schiffsreisenden beobachten. Wer genug gesehen hat, schlendert einmal die Mole entlang zu den Uferstufen. Die zu kennen, lohnt sich, vor allem am Abend. Denn wer hier sitzt, dem scheint die Sonne beim Untergehen direkt ins Gesicht.
Weiter geht es, vorbei an Straßenmusikanten durch die Allee, zum Fischersteg, einer der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten in Bregenz. Einst für Angler erbaut befindet sich heute eine Bar darauf. Von hier blickt man nicht nur auf den See und die Promenade, sondern auch auf die Bühne der Bregenzer Festspiele – von der abends auch die Klänge herüberwehen.
Die Festspiele, weit über die Bodenseeregion hinaus bekannt, zeigen die Puccini-Oper „Madame Butterfly“. Wer die aber in diesem Jahr noch sehen möchte, der muss Glück haben. Es gibt nur noch wenige Restkarten. Ein Sommertag in Bregenz ist jedenfalls nur dann perfekt, wenn er mit dem Licht der großen Scheinwerfer der Seebühne endet.
Kunst und Kultur werden groß geschrieben in Bregenz. Wer durch die Innenstadt schlendert, wird an zahlreichen Galerien vorüberlaufen. Das liegt auch daran, dass in Bregenz das Kunsthaus steht – der milchglasige Kubus, direkt an der Hauptstraße neben der Hafenpromenade. In diesem Jahr feiert das Kunsthaus das 25. Jubiläum. Noch bis Oktober sind hier die skurrilen Plastiken des US-amerikanischen Künstlers Jordan Wolfson zu sehen. Wer sich bereits über die merkwürdigen Motive der Bregenzer Plakatwände gewundert hat: Sie gehören zur Ausstellung dazu.
Wer jedoch weniger an moderner Kunst und mehr an Geschichte interessiert ist, der sollte sich die Mühe machen und den Weg in die Oberstadt hinauflaufen. Es lohnt sich. Die Oberstadt ist eine Burgsiedlung, die gegen 1200 von den Grafen Montfort gegründet wurde. In ihren Grundzügen ist sie fast vollständig erhalten geblieben. Klein ist sie, in nur zehn Minuten ist man einmal drum herum gelaufen, aber die historischen Fachwerkhäuser und Gemäuer lassen gut erkennen, wie die Menschen vor 800 Jahren hier gelebt haben. Da sich das allermeiste Geschehen im Hafen und in der Innenstadt abspielt, ist die wenig bekannte Oberstadt eine absolute Empfehlung für historisch Interessierte. Hier steht übrigens auch der Martinsturm – eines der Bregenzer Wahrzeichen.
Den Weg zurück in die Innenstadt sollte man durch die Kirchgasse nehmen, um aus der Stadtgeschichte in die Neuzeit hinüberzugleiten. Und wer Hunger hat, der sollte hier ruhig mal nach links und rechts gucken, da findet sich der eine oder andere Geheimtipp dabei. Wie so oft, sind auch in Bregenz die besonderen Lokale nicht dort zu finden, wo die Menschenmassen strömen.
Wer noch tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, nicht nur die der Stadt, sondern auch die des Landes, der wird im Vorarlberg Museum am Kornmarktplatz auf seine Kosten kommen. Und wem das noch immer nicht reicht und ein architektonisches Highlight sehen will, dem sei die Vorarlberger Landesbibliothek zu empfehlen. Nicht nur für Bücherwürmer ein Augenöffner.
Weil es gerade so heiß ist, lohnt es sich, an Abkühlung zu denken. Da gibt es zweierlei Empfehlungen: Zunächst das riesige Bregenzer Strandbad mit Seezugang, Freibädern und Wasserrutschen – ein Badeparadies mit allem Drum und Dran. Oder man tut es einfach den Anwohnern gleich, die sich einfach eine nette Stelle in der langgezogenen Bregenzer Bucht suchen. Oder dort in das „Mili“gehen, ein auf Holzpfählen gebautes Seestrandbad. Wer zur richtigen Zeit kommt, findet dort sogar eine Slackline vor, die über den Bodensee gespannt ist. Da macht es gar nichts aus, wenn man herunterfällt. Im Gegenteil: Bei der Hitze will man das vermutlich sogar.
Zu guter Letzt gehört zu einem schönen Sommertag in Bregenz ein Eis dazu. Und wer glaubt, dass Eis mehr sein kann, als gefrorenes Wasser am Stil, der muss zur Eismanufaktur Kolibri gehen, die 2017 immerhin die „World Gelato Tour Germany“gewonnen haben. Schon die regulären Eissorten sind fantastisch. Aber die Wucht sind die wöchentlich wechselnden Wunderlichkeiten wie „Avocado-Limette-Kokos“– ein eiskalter Traum, der am besten auf den Uferstufen der Hafenmole genossen werden kann, während die Sonne im Bodensee untergeht.