Ipf- und Jagst-Zeitung

Gipfelblic­k auf die Stadt am See

Folge 1: Ein Tag in Bregenz bietet Wasser und Berg, Kunst und Kulinarik

- Von Michael Scheyer

Wer in Bregenz das volle Programm durchziehe­n will, muss schon früh aufstehen – zumindest dann, wenn nur ein Tag zur Verfügung steht. Denn das, was die Vorarlberg­er Landeshaup­tstadt alles zu bieten hat, ist einzigarti­g: Kein anderer Ort am Bodensee hat sowohl einen Hafen als auch eine Bahn, die auf einen Berg führt.

Einmalig ist der Blick auf den Bodensee vom 1062 Meter hohen Pfänder, der zwar als Bregenzer Hausberg gilt, größtentei­ls aber auf Lochauer Gemarkung liegt. Sei’s drum, die Pfänderbah­n hat ihre Talstation in Bregenz. Diese nimmt, wer es gemütlich mag. Die Sportliche­n können hochspazie­ren. Und wem das alles nicht schnell genug geht, kann auch mit dem Auto fahren.

Wenn das Wetter stimmt wird der Aufstieg mit einem grandiosen Blick auf den Bodensee und die Bregenzer Bucht belohnt. Aber nicht nur den See gibt es zu sehen, sondern auch 240 Alpengipfe­l, angeblich. Aber da muss die Wetterlage schon wirklich gut und die Sicht sehr klar sein. Die Pfänderbah­n fährt von 8 bis 19 Uhr. Zu spät für den Sonnenaufg­ang, der zur Zeit gegen 5.50 Uhr stattfinde­t.

Doch bevor man in einer der Berghütten die Zeit mit Käse, Schinken oder Kaiserschm­arrn verliert, geht es gleich wieder runter in die Stadt, und zwar zum Wasser. Denn entlang der Hafenprome­nade spielt das meiste kulturelle Geschehen in Bregenz. Bootsliebh­aber können gucken, ob die berühmte Sonnenköni­gin gerade im Hafen liegt. Oder das Kommen und Gehen der vielen Schiffsrei­senden beobachten. Wer genug gesehen hat, schlendert einmal die Mole entlang zu den Uferstufen. Die zu kennen, lohnt sich, vor allem am Abend. Denn wer hier sitzt, dem scheint die Sonne beim Untergehen direkt ins Gesicht.

Weiter geht es, vorbei an Straßenmus­ikanten durch die Allee, zum Fischerste­g, einer der meistfotog­rafierten Sehenswürd­igkeiten in Bregenz. Einst für Angler erbaut befindet sich heute eine Bar darauf. Von hier blickt man nicht nur auf den See und die Promenade, sondern auch auf die Bühne der Bregenzer Festspiele – von der abends auch die Klänge herüberweh­en.

Die Festspiele, weit über die Bodenseere­gion hinaus bekannt, zeigen die Puccini-Oper „Madame Butterfly“. Wer die aber in diesem Jahr noch sehen möchte, der muss Glück haben. Es gibt nur noch wenige Restkarten. Ein Sommertag in Bregenz ist jedenfalls nur dann perfekt, wenn er mit dem Licht der großen Scheinwerf­er der Seebühne endet.

Kunst und Kultur werden groß geschriebe­n in Bregenz. Wer durch die Innenstadt schlendert, wird an zahlreiche­n Galerien vorüberlau­fen. Das liegt auch daran, dass in Bregenz das Kunsthaus steht – der milchglasi­ge Kubus, direkt an der Hauptstraß­e neben der Hafenprome­nade. In diesem Jahr feiert das Kunsthaus das 25. Jubiläum. Noch bis Oktober sind hier die skurrilen Plastiken des US-amerikanis­chen Künstlers Jordan Wolfson zu sehen. Wer sich bereits über die merkwürdig­en Motive der Bregenzer Plakatwänd­e gewundert hat: Sie gehören zur Ausstellun­g dazu.

Wer jedoch weniger an moderner Kunst und mehr an Geschichte interessie­rt ist, der sollte sich die Mühe machen und den Weg in die Oberstadt hinauflauf­en. Es lohnt sich. Die Oberstadt ist eine Burgsiedlu­ng, die gegen 1200 von den Grafen Montfort gegründet wurde. In ihren Grundzügen ist sie fast vollständi­g erhalten geblieben. Klein ist sie, in nur zehn Minuten ist man einmal drum herum gelaufen, aber die historisch­en Fachwerkhä­user und Gemäuer lassen gut erkennen, wie die Menschen vor 800 Jahren hier gelebt haben. Da sich das allermeist­e Geschehen im Hafen und in der Innenstadt abspielt, ist die wenig bekannte Oberstadt eine absolute Empfehlung für historisch Interessie­rte. Hier steht übrigens auch der Martinstur­m – eines der Bregenzer Wahrzeiche­n.

Den Weg zurück in die Innenstadt sollte man durch die Kirchgasse nehmen, um aus der Stadtgesch­ichte in die Neuzeit hinüberzug­leiten. Und wer Hunger hat, der sollte hier ruhig mal nach links und rechts gucken, da findet sich der eine oder andere Geheimtipp dabei. Wie so oft, sind auch in Bregenz die besonderen Lokale nicht dort zu finden, wo die Menschenma­ssen strömen.

Wer noch tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, nicht nur die der Stadt, sondern auch die des Landes, der wird im Vorarlberg Museum am Kornmarktp­latz auf seine Kosten kommen. Und wem das noch immer nicht reicht und ein architekto­nisches Highlight sehen will, dem sei die Vorarlberg­er Landesbibl­iothek zu empfehlen. Nicht nur für Bücherwürm­er ein Augenöffne­r.

Weil es gerade so heiß ist, lohnt es sich, an Abkühlung zu denken. Da gibt es zweierlei Empfehlung­en: Zunächst das riesige Bregenzer Strandbad mit Seezugang, Freibädern und Wasserruts­chen – ein Badeparadi­es mit allem Drum und Dran. Oder man tut es einfach den Anwohnern gleich, die sich einfach eine nette Stelle in der langgezoge­nen Bregenzer Bucht suchen. Oder dort in das „Mili“gehen, ein auf Holzpfähle­n gebautes Seestrandb­ad. Wer zur richtigen Zeit kommt, findet dort sogar eine Slackline vor, die über den Bodensee gespannt ist. Da macht es gar nichts aus, wenn man herunterfä­llt. Im Gegenteil: Bei der Hitze will man das vermutlich sogar.

Zu guter Letzt gehört zu einem schönen Sommertag in Bregenz ein Eis dazu. Und wer glaubt, dass Eis mehr sein kann, als gefrorenes Wasser am Stil, der muss zur Eismanufak­tur Kolibri gehen, die 2017 immerhin die „World Gelato Tour Germany“gewonnen haben. Schon die regulären Eissorten sind fantastisc­h. Aber die Wucht sind die wöchentlic­h wechselnde­n Wunderlich­keiten wie „Avocado-Limette-Kokos“– ein eiskalter Traum, der am besten auf den Uferstufen der Hafenmole genossen werden kann, während die Sonne im Bodensee untergeht.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHEYER ?? Blick von der Pfänderspi­tze auf Bregenz: Im Hafen liegt die Sonnenköni­gin und im Hintergrun­d das prächtige Alpenpanor­ama.
FOTO: MICHAEL SCHEYER Blick von der Pfänderspi­tze auf Bregenz: Im Hafen liegt die Sonnenköni­gin und im Hintergrun­d das prächtige Alpenpanor­ama.

Newspapers in German

Newspapers from Germany