Ipf- und Jagst-Zeitung

Terminator, Gouverneur, Umweltakti­vist

Mit 75 Jahren steht Arnold Schwarzene­gger nicht nur weiter vor der Kamera

- Von Jonas Voss und dpa

Schwere Muskelpake­te und Action-Auftritte machten ihn weltbekann­t. Arnold Schwarzene­gger (Foto: Herbert Neubauer/ dpa/APA), geboren 1947 im beschaulic­hen Thal in der Steiermark, wusste früh, in der Enge seiner Heimat hält er es nicht aus. Mit gerade einmal 20 Jahren wanderte er in die USA aus, wurde dort Bodybuildi­ng-Legende, Immobilien-Millionär und schließlic­h Schauspiel­er von Weltruhm. Wer „Arnie“, wie er auch genannt wird, einmal in seinen vielen Paraderoll­en – ob in der Conan- oder Terminator-Reihe, als „Running Man“, „Eraser“oder „Last Action Hero“– gesehen hat, vergisst die Leinwandpr­äsenz des Wahl-USAmerikan­ers nie. Mag sein Englisch lange Zeit schlecht gewesen sein, mit seiner Körperlich­keit beherrscht­e Schwarzene­gger früh die Kinosäle.

Als „Terminator“(1984) prägte er den legendären Satz „I'll be back“(Ich komme wieder). Die Rolle machte ihn zum Weltstar. Das Verspreche­n hat Arnold Schwarzene­gger nie gebrochen. Heute ist der gebürtige Österreich­er nicht nur als Hollywood-Star, sondern auch als Umweltakti­vist und als politische­r Berater voll im Einsatz. An diesem Samstag steht sein 75. Geburtstag an. Der berufliche Tausendsas­sa gehört allerdings noch lange nicht zum alten Eisen.

Denn nur eine Rolle ist „Arnie“seit Langem nicht genug. Der frühere siebenfach­e „Mr. Olympia“, fünffache „Mister Universum“und Gouverneur von Kalifornie­n (2003 bis 2011) hat heute den Kampf gegen die Klimakrise zu seiner Mission gemacht.

So schaltete er sich Mitte Juni vom Drehort im kanadische­n Toronto per Video zum Austrian World Summit dazu, einer jährlichen Klimakonfe­renz in Wien, die von seiner Plattform Schwarzene­gger Climate Initiative mitveranst­altet wird. Mit starken Worten mahnte der ActionStar zur Abkehr von fossilen Brennstoff­en. Europa würde mit seinen Milliarden-Zahlungen an Russland für Brennstoff­importe Moskaus Angriffskr­ieg in der Ukraine mit finanziere­n. „Wir haben Blut an den Händen“, wetterte Schwarzene­gger. Der Westen verfüge über Technologi­en, um fossile Brennstoff­e zu ersetzen. Es sei nun unsere „moralische Verpflicht­ung“, dies zu nutzen.

Ein gutes Jahr zuvor, nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar 2021, hatte der Wahl-Kalifornie­r in einer Rede „an meine amerikanis­chen Mitbürger und Freunde auf der ganzen Welt“appelliert, die Spaltung des Landes zu überwinden. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump habe einen Putsch versucht, „indem er die Menschen mit Lügen in die Irre führte“, sagte Schwarzene­gger. „Präsident Trump ist ein gescheiter­ter Anführer. Er wird als der schlechtes­te Präsident aller Zeiten in die Geschichte eingehen.“

Mit seinen vielen Anliegen jettet Schwarzene­gger, wenig klima-konform, durch die Welt. Natürlich auch zu Events in der früheren Heimat. In Kitzbühel feiert er gerne bei der alljährlic­hen Weißwurstp­arty vor den Hahnenkamm-Rennen beim SkiWeltcup mit. Beim Münchner Oktoberfes­t war er schon öfter in Lederhosen zu Gast. Überall, wo „Arnie“auftaucht, bilden sich Menschentr­auben. Er gilt als volksnah und zugewandt.

Die „steirische Eiche“, wie Schwarzene­gger aufgrund Erscheinun­g und Herkunft auch genannt wird, verkörpert mit seiner Karriere den amerikanis­chen Traum – vom Tellerwäsc­her zum Millionär: Der Polizisten­sohn wuchs in ärmlichen Verhältnis­sen auf. Bis heute glaubt er an die USA als Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten. Dabei ist Arnie nie Asket gewesen, er gilt als Liebhaber edler Zigarren. Und seine erste Million soll er, gerade 25 Jahre alt, mit Champagner und Kuchen gefeiert haben. Immerhin im Fitnessstu­dio.

Die erste Krönung – zum „Mister Universum“– kam bereits ein paar Jahre zuvor mit 20. Als Bodybuilde­r macht er in den USA Karriere. Seine Ästhetik, sein Arbeitseth­os und seine zahlreiche­n Titel machen ihn bis heute zum populärste­n Bodybuilde­r überhaupt. Parallel zu den Erfolgen als Athlet nahm die Schauspiel­karriere Fahrt auf – mit Akzent und einem unaussprec­hlichen Namen. Mit „Conan, der Barbar“startete er 1982 in Hollywood durch. In Komödien wie „Twins – Zwillinge“und „Kindergart­en Cop“bewies Arnie endgültig, dass er seinen Erfolg als Schauspiel­er nicht nur seiner beeindruck­enden körperlich­en Erscheinun­g zu verdanken hatte.

Doch herrschte nicht nur Sonnensche­in in „Arnies“amerikanis­chem Leben. In seinen Memoiren „Total Recall: Die wahre Geschichte meines Lebens“schrieb er auch über seine Glamour-Ehe mit der liberalen Kennedy-Nichte Maria Shriver. Sie haben vier gemeinsame Kinder. Im 29.

Kapitel „The Secret“(Das Geheimnis) packte er über seine Affäre mit der langjährig­en Haushälter­in der Familie aus. Das Verhältnis und die Folgen, ein jetzt 24-jähriger Sohn, hatte er seiner Frau damals verschwieg­en, Shriver reichte die Scheidung ein.

Im Kino zeigte sich der Muskelmann zuletzt 2019 in „Terminator: Dark Fate“als gealterte Kampfmasch­ine, die das Kämpfen aber immer noch nicht verlernt hat. Im echten Leben muss der Action-Star allerdings ein paar Zugeständn­isse ans Alter machen. „Kniebeugen und all diese Arten von schweren Beinübunge­n kann ich nicht mehr machen“, sagte er 2018 der US-Zeitschrif­t „Men's Health“. „Meine Knie sind zerschosse­n.“

Nicht die einzigen Gesundheit­sprobleme des Action-Superstars. 1997 hatte er sich erstmals einem Herzeingri­ff unterziehe­n müssen, als ihm eine Aortenklap­pe eingesetzt wurde. Die Ärzte wollten damit einen angeborene­n Herzfehler korrigiere­n. Weitere Herzoperat­ionen folgten 2018 und 2020. 2006 brach er sich beim Skilaufen den Oberschenk­el, eine neue Hüfte hat er auch schon. Auch eine steirische Eiche altert irgendwann.

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FOTO: IMAGO Arnold Schwarzene­gger im Jahr 1984 im Film „The Terminator“, eine seiner Kultrollen.
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