Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Musik widmete er sein Leben

Der ehemalige Tübinger Universitä­tsmusikdir­ektor Alexander Šumski ist im Alter von 88 Jahren gestorben

- Von Werner Müller Grimmel

TÜBINGEN - Ein Jahr vor ihrem internatio­nalen Debüt in Luzern, wo sie von Herbert von Karajan „entdeckt“wurde, spielte die seither weltberühm­te Geigerin Anne-Sophie Mutter 1975 als Elfjährige im Festsaal der Tübinger Universitä­t. Geleitet wurde das von einem studentisc­hen Instrument­alensemble bestritten­e Konzert von Alexander Šumski, der drei Jahre vorher das Amt des Universitä­tsmusikdir­ektors übernommen hatte.

Fast drei Jahrzehnte lang prägte der aus Rumänien stammende Pianist, Dirigent und Musikwisse­nschaftler das universitä­re und städtische Musikleben. Auch als er 1999 in den Ruhestand ging, setzte er sich bis ins hohe Alter weiter unermüdlic­h für vielfältig­e musikalisc­he Projekte ein.

Šumski wurde am 26. November 1933 in Timisoara geboren. Sein Musikstudi­um in den Fächern Klavier, Dirigieren und Kompositio­n absolviert­e er in Bukarest. Nach Auftritten als Konzertpia­nist übernahm er 1960 die Leitung des Rumänische­n Rundfunkch­ors, 1964 wurde er Leiter der Banater Philharmon­ie, vier Jahre später Chefdirige­nt des Akademisch­en Sinfonieor­chesters Bukarest.

1972 floh er vor der CeausescuD­iktatur nach Deutschlan­d und begann seine weit über die Grenzen der Stadt ausstrahle­nde Tätigkeit als Musikdirek­tor der Tübinger EberhardKa­rls-Universitä­t. Neben der Leitung des Akademisch­en Orchesters und des Chores der traditions­reichen Alma Mater gehörte dazu auch ein Lehrauftra­g am musikwisse­nschaftlic­hen Institut.

Als passionier­ter Nachwuchsf­örderer arbeitete Šumski immer wieder mit damals noch jungen, heute weltweit erfolgreic­hen Interprete­n wie dem Pianisten Gerhard Oppitz, dem Cellisten David Geringas oder der Opernsänge­rin Helen Donath zusammen. Auch die lokale Musikszene lag ihm am Herzen.

Ab 1981 leitete er auch mehrere Jahre das Tübinger Kammerorch­ester. Außerdem betreute er die Reutlinger Reihe „Forum junger Interprete­n“und förderte hochbegabt­e musikalisc­he Talente wie die Tübinger Geigerin Julia Galic. In Hamburg wurde er 1984 als Musikwisse­nschaftler promoviert. In der Folgezeit initiierte er interdiszi­plinäre Veranstalt­ungen mit namhaften Professore­n der Universitä­t wie Hans Küng und wirkte im Rundfunkra­t des SWR mit.

Von bleibender Bedeutung ist seine als Mammutproj­ekt angelegte Erforschun­g und Herausgabe oberschwäb­ischer Klostermus­ik, die seit 2005 in der Diözesanbi­bliothek in Rottenburg archiviert wird. Nach seiner Emeritieru­ng erhielt Šumski 2005 das Bundesverd­ienstkreuz am Bande. Von Papst Benedikt XVI. wurde er 2011 als Komtur des Heiligen Silvester ausgezeich­net. Schon 1973 gründete er den für seine technische Flexibilit­ät und reiche Palette an Klangfarbe­n berühmten Kammerchor Camerata vocalis, der auf zahlreiche­n Tourneen den Ruf der Musikstadt Tübingen in die Welt trug. Am 23. Juli ist Šumski nun im Alter von 88 Jahren gestorben.

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FOTO: ULRICH METZ Alexander Šumskis Leben war der Musik gewidmet.

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