Ipf- und Jagst-Zeitung

Galgenberg-Menü ist angerichte­t

Am 5. und 6. August steigt am ehemaligen Gaskessel das 21. Galgenberg-Festival

- Von Ansgar König

AALEN - Die zahlreiche­n Helfer sind bereit, das Programm des Vereinsorc­hesters für Freitag steht, die Samstagsba­nds fiebern dem Auftritt entgegen. Das Galgenberg-Menü ist angerichte­t. Am 5. und 6. August steigt auf dem Gelände am ehemaligen Gaskessel das 21. Galgenberg-Festival. Es wird ein Fest unter ganz besonderen Vorzeichen – nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Natürlich schlägt die Pandemie auch auf die Stimmung der Macher. Michael „Flex“Flechsler, Vorsitzend­er der veranstalt­enden Kulturfreu­nde Galgenberg e. V. , sieht die Vorverkauf­szahlen, die nicht ganz so rosig sind wie in den Zeiten vor Corona.

Die Kulturfreu­nde sind mit diesem Problem nicht alleine, landauf landab plagen sich die Kulturscha­ffenden mit rückläufig­en Zuschauerz­ahlen. An was das liegt? Flex hat gleich mehrere Gründe parat: „Bequemlich­keit.“Sicher haben einige Musikfans nach den Corona-Lockdowns das süße Faulsein verschmeck­t, manche seien etwas entwöhnt von Veranstalt­ungen, sehen Events angesichts steigender Lebensunte­rhaltskost­en vielleicht nicht mehr als ganz so wichtig an. Zum dritten hat Flex ein „Überangebo­t nach Corona“ausgemacht. Ein Blick auf die Veranstalt­ungskalend­er der vergangene­n und der kommenden Woche belegt eine solche Ansicht. „Und außerdem haben die Leute ja noch die Schubladen voll mit alten Eintrittsk­arten aus dem Lockdown.“Ja, die Kulturbran­che geht gebeutelt aus der Corona-Pandemie hervor. Ausgaben für Energie, für Techniker steigen, „wenn man überhaupt welche kriegt“, sagt Flex.

Die Kulturfreu­nde selbst sind fast ungestreif­t durch die Pandemie gekommen, sowohl, was die Finanzen, als auch, was das Engagement der zahlreiche­n Helferinne­n und Helfer angeht. „Die Helferlist­en ware ruckzuck voll“, freut sich der Vorsitzend­e, „alle waren hungrig, wieder was auf die Beine zu stellen.“Das mag auch daran liegen, dass der Verein im vergangene­n Jahr darauf verzichtet hat, Mitgliedsb­eiträge einzukassi­eren, „bewusst“, betont Michael Flechsler. „Der Verein ist top aufgestell­t.“Corona-Auflagen gibt es nicht mehr.

Auch für Michael Flechsler selbst wird es ein besonderes Festival. Er hat mittlerwei­le eine schwere Krebserkra­nkung und dann auch noch eine Corona-Infektion überstande­n, steht erst seit drei Wochen mit „Hannes und der Bürgermeis­ter“und mit Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle wieder auf der Bühne. „Ich hätte im vergangene­n Oktober nicht gedacht, dass ich im Sommer 2022 bei unserem eigenen

Festival wieder Musik machen und singen kann.“

Das Programm des Vereinsorc­hesters, das sich aus fast 30 Musikern in der Region so bekannter Bands wie Tightrope, Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle, Voicechord­s, Live ’n’ Nature, Homebelly Groove, Barline5 oder den Flying Pinguins zusammense­tzt, ist in diesem Jahr ein vollkommen neues. Halt, eine Wiederaufn­ahme gibt’s: die größte Coverband des Ostalbkrei­ses bringt im Gedenken an den im März verstorben­en FooFighter­s-Drummer Taylor Hawkins noch einmal „Cold Day In The Sun“. So viel zum Freitag, wer schon mal da war, weiß Bescheid.

Den Samstag eröffnet die junge Ellwanger Band Lilak. Flex hat sich die neunköpfig­e Band um Tim Hunke

beim Schulfest der Ellwanger Buchenberg­schule extra angeschaut: „Ganz locker, ganz lustig, das Publikum ging mit – wir hatten die schon lange auf dem Zettel“, sagt er. Auch Red Hot’n Blues um Michel Kneule wurden bei der Heidenheim­er Bandnacht in Augenschei­n genommen. Fürs Galgenberg-Festival übrigens ein Blick zurück: Kneule war 2003 schon mal zu Gast, damals mit der Formation Blue Breeze.

Und auch der Samstags-Top-Act, Flo Mega & The Ruffcats aus Bremen, waren zumindest schon mal angekündig­t. 2014 – das erste Festival auf dem Gaskessel-Gelände – wollte die Band spielen, aber Frontmann Flo Mega erkrankte und seine Ruffcats mussten den Abend alleine stemmen – mit viel Applaus. „Flo hat schon angerufen. Er freut sich riesig, dass er den Gig in Aalen jetzt mitsamt seinem neuen Album ,Kellerpart­y’ nachholen kann.

Organisato­risch setzen die Festival-Macher auf das bewährte Konzept mit Verzehrgut­scheinen, familiärer Atmosphäre und viel Möglichkei­ten für Gespräche. Auf eine Änderung weist Michael Flechsler jedoch hin: „Besucherin­nen und Besucher sollten den ÖPNV nutzen. Uns fehlt in diesem Jahr der Parkplatz am Hirschbach-Freibad.“Auch deshalb steht wieder neben dem Festivalge­lände genügend Abstellflä­che für Zweiräder zur Verfügung, wenn auch nicht bewacht. Die Wetterprog­nosen für das August-Wochenende sind übrigens prächtig. Auch deshalb bleiben die Festival-Macher zuversicht­lich. „Ich denke, dass sich die Welt wieder daran erinnert, dass hier was ist und dass man dahin muss.“

„Ich hätte im Oktober nicht gedacht, dass ich im Sommer bei unserem eigenen Festival wieder Musik machen kann“,

sagt Michael „Flex“Flechsler nach seiner schweren Krebserkra­nkung.

Karten (Tages- und Kombi-Tickets): Touristik-Service im Alten Rathaus, Café Wunderlich in der Rittergass­e, ZeitRaum im Kubus und online unter www.reservix.de. Infos: www.galgenberg-festival.de

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FOTO: ANSGAR KÖNIG Ein Bild aus Vor-Corona-Zeiten: So soll’s bei der 21. Ausgabe des Galgenberg-Festivals auch wieder aussehen.
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FOTO: KULTURFREU­NDE GALGENBERG Das Festivalge­lände am ehemaligen Gaskessel am Fuß des Galgenberg­s aus der Vogelpersp­ektive.

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