Ipf- und Jagst-Zeitung

Alternativ­e gesucht

Die Energiekos­ten steigen rasant – Ein Austausch der alten Heizung könnte sich ziehen – Es lohnt sich trotzdem

- Von Simone Andrea Mayer

BERLIN (dpa) - Sie haben eine Öloder Gasheizung – und machen sich Sorgen um die hohen Energiepre­ise und die unsichere Versorgung­slage? Verständli­ch. Und leider muss man sagen: Diese Sorge kann Ihnen auf die Schnelle vermutlich niemand nehmen. Aber Sie haben durchaus Möglichkei­ten, etwas zu tun. Sie können zum Beispiel die Heizungsan­lage aufrüsten oder austausche­n, um die Preissteig­erungen zu dämpfen.

Wie kann ich meine Gas- oder Ölheizung ersetzen?

Im Ein- und Zweifamili­enhaus ist momentan die Wärmepumpe die erste Wahl, wenn man seine bestehende Öl- oder Gasheizung ersetzen möchte, sagt Tim Geßler, Redakteur und Heizungsex­perte der Fachzeitsc­hrift „SBZ Sanitär.Heizung.Klima“.

Die Wärmepumpe ist in den vergangene­n Jahren vom Nischen- zum Trendprodu­kt unter den Heizungen im Privatbau geworden – auch mit Unterstütz­ung in Form einer guten staatliche­n Förderung.

Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Heizungsan­lage mit Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt. Sie entzieht je nach Variante dem Erdreich, der Umgebungsl­uft oder dem Grundwasse­r Wärme. Rund drei Viertel ihrer Energie werden laut dem Bundesverb­and Wärmepumpe so gewonnen. Ein zugekaufte­r Anteil Strom wird aber zum Betrieb der Pumpe und ihres Antriebs benötigt.

„Eine weitere Alternativ­e ist die Holzheizun­g, in der Regel ist es ein Pelletkess­el.“Auch er kann eine Öloder Gasheizung für Wärme im Wohnraum und zur Warmwasser­bereitung komplett ersetzen.

Für beide Heiztechno­logien muss man mit Kosten von mindestens 20 000 bis 30 000 Euro rechnen. Dazu können Kosten für Umbauten kommen, die notwendig werden, um die Anlagen effizient betreiben zu können. Zum Beispiel ein Heizkörper­tausch.

Eine dritte Möglichkei­t kann eine Umstellung auf Fernwärme sein. Die gibt es aber vornehmlic­h in dicht besiedelte­n Räumen und ein Energiever­sorger muss bereit sein, sein Netz auszubauen und neue Anschlüsse zu legen. „Dann ist das natürlich eine gangbare und gute Option“, so der Heizexpert­e.

Eignet sich jedes Haus für eine Wärmepumpe oder Holzheizun­g?

Jede Heizung muss zum Gebäude passen: Größe und Beschaffen­heit des Hauses, die Anzahl der Bewohner, Dachausric­htung, Heizkörper oder Fußbodenhe­izung und viele andere Faktoren spielen bei der Frage, welches Heizsystem das beste ist, eine Rolle. Eine Wärmepumpe ist zum Beispiel nicht in jedem Bestandsba­u einsetzbar, auch wenn die Hersteller in den vergangene­n Jahren vermehrt auch Modelle für höhere Vorlauftem­peraturen entwickelt haben. Je nach Zustand des Hauses muss aber die Dämmung von Dach, Fassade, Fenster oder Kellerdeck­e verbessert auch Öl oder Gas zugeschalt­et. Deren Verbrauch sinkt damit deutlich.

„Die klassische Hybridlösu­ng, die auch staatlich gefördert wird, ist die Kombinatio­n eines Öl- oder GasBrennwe­rtkessels plus Solartherm­ieanlage“, sagt Tim Geßler. „Wer eine funktionie­rende Heizungsan­lage hat und ein bisschen was tun möchte, für den ist Solartherm­ie definitiv eine Option.“

Tim Geßler hält zehn bis 20 Prozent Ersparnis für möglich. „Es kann aber auch weniger oder vielleicht sogar mehr werden. Das kann man schlecht isoliert betrachten, weil der Brennwerte­ffekt zum Beispiel von der Rücklaufte­mperatur im Heizsystem abhängt.“

Und Geßler ergänzt: „Man muss sich im Klaren darüber sein, dass das nicht die nachhaltig­ste Lösung ist.“Man bliebe schließlic­h beim Energieträ­ger Gas. „Auf die Gaspreise gibt momentan keiner Wetten ab, wie hoch die noch steigen“, so der Energieexp­erte. „Man bleibt mit einem Fuß in der Bredouille.“

Diese Variante hat allerdings einen großen Vorteil: Die notwendige Infrastruk­tur ist bereits vorhanden. Ein Tausch kann – wenn man das Gerät und Handwerker bekommt – daher schnell gehen. Aber ganz ohne ein Nachrüsten kommt man trotzdem nicht immer aus. Zum Beispiel muss wegen der niedrigen Abgastempe­raturen, die bei der Brennwertt­echnik entstehen, womöglich der Schornstei­n umgerüstet werden.

Eine Brennwerta­nlage bekommt man laut Geßler für circa 8000 Euro – plus die Kosten für Umbauten.

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