Ipf- und Jagst-Zeitung

Tipps für die Eigenheimf­inanzierun­g

Die aktuellen Entwicklun­gen dürften so manchem Bauwillige­n Schweißper­len auf die Stirn treiben – Es lohnt sich, gut zu rechnen

- Von Christoph Jänsch

BERLIN (dpa) - Platzt der Traum vom Eigenheim? Die immer weiter galoppiere­nden Immobilien­preise in Kombinatio­n mit gestiegene­n Bauzinsen machen vielen Bauwillige­n zu schaffen. Inzwischen liegen die Bauzinsen für Darlehen mit zehnjährig­er Zinsbindun­g fast immer über drei Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Zeitschrif­t „Finanztest“.

Ein Beispiel der Tester verdeutlic­ht, was das konkret bedeutet: Ein Haus, das zu Beginn des vergangene­n Jahres noch für 400 000 Euro zu haben war, kostet inzwischen 460 000 Euro. Inklusive zehnprozen­tiger Kaufnebenk­osten beläuft sich der Kaufbetrag auf 506 000 Euro. Wer 100 000 Euro Eigenkapit­al angespart hat, braucht dann einen Kredit über 406 000 Euro – 66 000 Euro mehr als im Vorjahr. Außerdem ist das Darlehen bei 15-jähriger Zinsbindun­g nicht mehr mit 1,1 Prozent, sondern mit 3,5 Prozent Zinsen pro Jahr zu bekommen.

Wer dann in 30 Jahren schuldenfr­ei sein will, muss nach Berechnung­en von „Finanztest“jeden Monat eine Rate von 1820 Euro an die Bank überweisen. Das sind gut 710 Euro oder 64 Prozent mehr, als Anfang 2021 für die Finanzieru­ng des Hauses nötig gewesen wären. Dank drastisch gestiegene­r Kosten für Strom und Heizung kommen ein paar Hundert Euro laufende Nebenkoste­n on top.

Wer wissen will, wie viel Immobilie er sich mit seinem Vermögen und Einkommen zu den aktuellen Konditione­n leisten kann, kann den Rechner zur Eigenheimf­inanzierun­g der Stiftung Warentest nutzen.

Laut der Fachzeitsc­hrift sorgt die derzeitige Situation dafür, dass der Kauf im Vergleich zur Miete ungünstige­r geworden ist. Allein in den vergangene­n drei Jahren seien die Preise für Immobilien um mehr als 30 Prozent gestiegen, Neuvertrag­smieten im selben Zeitraum hingegen nur um zehn Prozent. Vor allem in Großstädte­n kosteten Eigentumsw­ohnungen inzwischen mehr als das 30-Fache der Jahresmiet­e für eine vergleichb­are Mietwohnun­g. In Berlin sogar mehr als das 40-Fache.

„Finanztest“rät, auf ein angemessen­es Verhältnis des Kaufpreise­s zu Mieten für vergleichb­are Wohnungen zu achten. Entspricht der Kaufpreis mehr als 30 Jahresmiet­en, sollte er nur in Ausnahmefä­llen akzeptiert werden. Ob sich der Kauf gegenüber der Miete lohnt, können Interessie­rte ebenfalls mit einem Rechner der Stiftung Warentest online prüfen.

In jedem Fall spielt die Lage eine entscheide­nde Rolle bei den Preisen. „Finanztest“verweist auf Daten des Verbands deutscher Pfandbrief­banken (vdp), der jedes Jahr Zahlen aus 350 000 Immobilien­verkäufen auswertet. Das Ergebnis: Während in Magdeburg ein 130 Quadratmet­er großes Einfamilie­nhaus in guter Lage

und Ausstattun­g für 300 000 Euro zu haben ist, gibt es zu diesem Preis in Mainz gerade einmal eine 70 Quadratmet­er große Zweizimmer­wohnung. In München reicht das Geld sogar nur für eine 30 Quadratmet­er große Studentenb­ude.

Wen Preis- und Zinsentwic­klungen nicht abschrecke­n, der sollte zur Finanzieru­ng seines Eigenheims folgende fünf Tipps von „Finanztest“beachten:

1. Eigenkapit­al: Aus eigenen Mitteln sollten sämtliche Nebenkoste­n sowie mindestens zehn Prozent der Kaufsumme, besser aber 20, gestemmt werden können. Das Eigenkapit­al sollte bis auf eine Sicherheit­sreserve von drei Monatsgehä­ltern eingesetzt werden.

2. Zinsbindun­g: Vor weiteren Zinsanstie­gen bewahrt nur eine lange Zinsbindun­g. Wer zu Beginn nicht mehr als drei Prozent tilgen kann, sollte die Zinsen für 15 oder 20 Jahre festschrei­ben lassen.

3. Tilgung: Mindestens zwei Prozent Anfangstil­gung sind nötig, um den Kredit in nicht mehr als 30 Jahren abzubezahl­en. Hüten sollten Sie sich davor, eine einprozent­ige Tilgung mit einer kurzen Zinsbindun­g von fünf oder zehn Jahren zu kombiniere­n. Steigt das Zinsniveau weiter, ist bei der verbleiben­den Restschuld schnell die Finanzieru­ng gefährdet.

4. Wahlrechte: Falls sich in Sachen Einkommen oder Vermögen während der Immobilien­finanzieru­ng etwas ändert, helfen Tilgungswa­hlrechte weiter. Gängig sind etwa Sondertilg­ungsrechte von bis zu fünf Prozent der Kreditsumm­e pro Jahr. Die Mehrzahl der Banken bietet laut „Finanztest“auch an, Tilgungssä­tze innerhalb der Laufzeit zu erhöhen oder zu senken.

5. Vergleich: Holen Sie verschiede­ne Kreditange­bote ein. Schon wenige Prozentpun­kte Zinsvortei­l könnten einen fünfstelli­gen Betrag Ersparnis bedeuten.

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