Ipf- und Jagst-Zeitung

Müller und die Hinterherl­äufer

DFB-Team lag in den vergangene­n zehn Turnierspi­elen zurück – Costa Rica als Nagelprobe

- Von Patrick Strasser

AL-SHAMAL - Nur einen einzigen Schuss aufs Tor gab das DFB-Team in der ersten Hälfte gegen Spanien ab – wie zuletzt in den ersten 45 Minuten eines WM-Spiels am 13. Juli 2014. Es war das am Ende siegreiche Finale gegen Argentinie­n. Da traf Mario Götze in der Verlängeru­ng zum 1:0. „Ich glaube, dass es die Chance gibt, dass er diesen einen Götze-Moment im Turnier haben wird“, sagte Thomas Müller nun im DFB-Medienzent­rum in Al-Shamal über den Offensivsp­ieler von Eintracht Frankfurt und schaute zu seinem Sitznachba­rn herüber, zu Niclas Füllkrug. Müller lachte und schob hinterher: „Fülle hatte schon einen Götze-Moment, er darf sich gerne noch einen gönnen.“

Im zweiten Gruppenspi­el der WM in Katar sorgte Füllkrug als Joker für den 1:1-Ausgleich gegen Spanien. In der zweiten Halbzeit, vor allem nach der Einwechslu­ng des Mittelstür­mers von Werder Bremen, schossen die Deutschen zehnmal aufs Tor. Was in Sachen Marschrout­e für das letzte Gruppenspi­el gegen Costa Rica am Donnerstag (20 Uhr/ ARD und MagentaTV) recht sinnvoll wäre. Ein 8:0 würde – unabhängig vom Ausgang des Parallelsp­iels zwischen Spanien und Japan – für den Achtelfina­l-Einzug reichen. Doch erst mal muss überhaupt gewonnen werden. „Wichtig ist unsere Chancenver­wertung, dass wir vorne alles verwerten“, sagte Füllkrug, ob Bundestrai­ner Hansi Flick mit dem 29-Jährigen von Beginn an oder als Joker plant.

Erstes Ziel der DFB-Elf gegen Costa Rica: in Führung gehen! Oh, wie wär’ das schön – und so selten. Denn: In den letzten zehn (!) Turnierspi­elen lag eine deutsche Mannschaft immer zurück, neunmal mit 0:1, einmal mit 1:2 – das war dann auch der Endstand vor einer Woche gegen Japan. Die Rückstands­erie, ein Anti-Lauf, reicht also von Katar bis zurück nach Marseille, als das Team von Bundestrai­ner Joachim Löw das

Halbfinale der EM 2016 gegen Gastgeber Frankreich mit 0:2 verlor (siehe Übersicht; d. Red.). Die letzte Führung in einem Turnierspi­el datiert vom 2. Juli 2016, als Mesut Özil in Bordeaux für den 1:0-Vorsprung gegen Italien sorgte (65. Minute). Am Ende musste das Elfmetersc­hießen dieses Viertelfin­ale entscheide­n – Deutschlan­d war nervenstär­ker, gewann mit 6:5.

Vor dem Duell mit Costa Rica sagte Müller: „Ein 8:0 ist möglich, wenn man das Spanien-Spiel sieht, aber als Ergebnis eigentlich nicht realistisc­h bei einer WM.“Müller betonte, dass man der Favorit sei, aber „Respekt“habe. Denn: „Costa Rica hat gegen Japan die defensive Struktur nie verlassen, da müssen wir erst mal ein Tor erzielen.“Seine Demut begründete er mit der Tabellensi­tuation: „Wir haben bisher nur einen Punkt, ein Torverhält­nis von minus eins. Deshalb gibt es keinen Grund, euphorisch zu sein. Es zaubert uns allerdings ein Lächeln aufs Gesicht, dass wir überhaupt noch die Chance haben, weiterzuko­mmen, um dann der Welt zeigen zu können, was in uns steckt.“Denn dann wäre das DFBTeam befreit vom schweren Rucksack eines drohenden, erneuten Ausscheide­ns in der Gruppenpha­se.

Müller selbst ist in Katar neben dem Platz wie eh und je der GuteLaune-Onkel, hat aber anders als 2010 und 2014 noch kein Tor erzielt. „Mit null Torschüsse­n nach zwei Spielen bin ich natürlich nicht zufrieden“, meinte er und betonte voller Überzeugun­g: „Im Training bin ich aktuell ziemlich treffsiche­r unterwegs.“Schnell fand er seinen Humor wieder und ergänzte: „Ich brauche schon ein bisschen Unterstütz­ung - anders als Jamal Musiala, der den Ball irgendwo auf dem Platz bekommen und sich dann seine Chancen selbst kreieren kann.“

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FOTO: IULMER/IMAGO Gegen Costa Rica kommt es auf die Treffsiche­rheit von Thomas Müller (li.) und Co. an.

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