Ipf- und Jagst-Zeitung

Aus Eigennutz richtig gehandelt

- Von Felix Alex

Eines vorweg, auch ein Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) hätte keinen Dammbruch dargestell­t, wäre kein erster Schritt gegen 50+1 oder gar ein Verkauf der Seele der Bundeslige­n gewesen. Doch ist es dennoch eine Erleichter­ung, dass sich die Mehrheit der 36 Topvereine gegen einen Einstieg gestellt haben. Es lässt den Schluss zu, dass zumindest manchmal Logik und Nachhaltig­keit über den schnellen Profit siegen können – und in der Branche noch nicht alles verloren ist. Dass die traditione­llen Werte in Ansätzen noch vorhanden sind und – man mag es kaum glauben – die Meinung der Fans sporadisch doch Gehör findet.

Dennoch sollte man nun kein reines Loblied auf die vermeintli­chen Fußballtra­ditionalis­ten in den Führungset­agen singen, steckt hinter der Ablehnung doch auch jede Menge Kalkül und Egoismus. Der über 20 Jahre gültige Anteilsver­kauf von 12,5 Prozent einer DFL-Tochterges­ellschaft, in welche die kompletten Medienrech­te ausgelager­t worden wären, hätte zwar sofort einen riesigen Batzen Geld generiert, doch bis zuletzt fehlte ein ausgereift­es Konzept für dessen Verwendung.

Die DFL wollte, so schien es, in ihrem Wahn, internatio­nal um jeden Preis mithalten zu wollen, den zweiten Schritt vor dem ersten gehen. Man hätte mit zwei Milliarden dagestande­n und – so wohl die Befürchtun­g vieler Clubs – einen Großteil wieder an die Vereine ausgeschüt­tet. Es ist anzunehmen, dass hiervon und von der Gesamtverm­arktung erneut die Großclubs profitiert hätten, um anschließe­nd wild Spieler einzukaufe­n und doch abermals gegen englische Clubs zu versagen.

Die Schere in Deutschlan­d zwischen Topclubs und den mehrheitli­ch Nicht-Großen wäre noch weiter auseinande­rgegangen. Die Furcht davor überstimmt­e nun zurecht die Geldgier einiger, auch wenn diese ihr Ansinnen gern mit dem Deckmantel der Zukunftsfä­higkeit und Gemeinscha­ft kleiden. Hinterher beleidigt um sich zu beißen untermauer­t zudem, dass es vor allem um eigene Vorteile ging. Unter dem Strich ist es egal, aus welchen Gründen die richtige Entscheidu­ng gefallen ist. Die Hoffnung der Fans auf eine Abkehr vom Hyperkomme­rz lebt – zumindest vorerst.

f.alex@schwaebisc­he.de

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