Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn Träume nicht zerplatzen

Die Tübinger Firma Pustefix verkauft seit 75 Jahren erfolgreic­h Seifenblas­en

- Von Aleksandra Bakmaz

(dpa) - In der Kunst stehen sie für Vergänglic­hkeit, in der Mathematik bewundert man ihren Minimalism­us und für Kinder sind sie ein lustiger Zeitvertre­ib: Seifenblas­en. Anbieter des uralten Kinderspie­ls gibt es viele. Eine besonders bekannte Rezeptur lieferte vor 75 Jahren ein Unternehme­n aus Tübingen, das bis heute bekannt ist: Pustefix. Die Idee für die Marke wurde aus der Not geboren.

Eigentlich wollte Firmengrün­der Rolf Hein 1948 Waschmitte­l an die Haushalte bringen, wie Pustefix-Geschäftsf­ührer Armin Christian berichtet. Die Pläne des promoviert­en Chemikers seien aber von großen Konzernen mit günstigere­n Preisen durchkreuz­t worden. „Dadurch kam Hein in Not und musste sich etwas anderes für seine Rezeptur überlegen“, so der 45-Jährige.

Beim Experiment­ieren mit seinem Waschmitte­l habe sich gezeigt, dass es sich perfekt für Seifenblas­en eignet. „Und so ist er auf die Idee für Pustefix gekommen.“Das ist in diesem Juni genau 75 Jahre her. Die erste Dose habe noch aus Aluminium, einem Stahlstift, einer Feder und einem Blasring mit Kork-Deckel bestanden. Die Seife sei noch per Hand aus einer Kaffeekann­e abgefüllt worden. Heute würden die Seifenblas­en-Spiele natürlich vom Band kommen, aus Tübingen.

Die Rezeptur fuße nach wie vor auf dem Ursprungsk­onzept des Erfinders. „Die Vorgaben zur Spielzeugs­icherheit haben sich über die Jahrzehnte geändert, deshalb musste auch die Rezeptur immer wieder punktuell angepasst werden“, so Christian. Die Richtlinie für Spielzeugs­icherheit gibt die Europäisch­e Union vor.

Neben Pustefix gibt es auch andere Anbieter von Seifenblas­en aus der Dose. Konkrete Zahlen für das Segment gibt es laut dem Deutschen Verband der Spielwaren­industrie (DVSI) nicht. In Deutschlan­d sei Pustefix quasi ein Synonym für Seifenblas­en, sagt

DVSI-Geschäftsf­ührer Ulrich Brobeil. Im Handel spielten auch Eigenmarke­n, Importe aus Asien und Lizenzprod­ukte eine Rolle. Der Markt sei stabil und krisenfest. „Seifenblas­en sind beliebt und wecken positive Emotionen“, so Brobeil.

Die Rezeptur für die Seifenblas­en von Pustefix sei streng geheim, sagt der Chef. Wasser sei natürlich drin und Seife. „Und ein Verdickung­smittel, um die Seifenblas­en entstehen zu lassen.“Seifenblas­en

an sich seien nichts Neues gewesen, sagt Christian. Aber die Flüssigkei­t abzufüllen und fix für das Pusten fertigzuma­chen, das sei neu bei den Spielwaren gewesen. Daher auch der Name Pustefix.

Zum Maskottche­n habe der Erfinder den Teddybären seiner Kinder gemacht. Den Vertrieb übernahm damals noch der Chemiker selbst. Zunächst habe er in Tübingen und dem Umland sein Produkt verkauft. Später wuchs die Kundschaft auch außerhalb des Schwabenla­ndes an, ab den 1970er-Jahren wurde das Geschäft immer internatio­naler. Am Design der Dose habe sich in den vergangene­n 75 Jahren kaum etwas geändert. „Wir wollten den Wiedererke­nnungswert immer beibehalte­n.“

Der Kinder-Klassiker sei bei den Kunden hoch im Kurs, heißt es vom Bundesverb­and des Spielwaren-Einzelhand­els (BVS). Gefragt seien die Seifenblas­en auf Kindergebu­rtstagen oder auf Hochzeiten. Die Faszinatio­n dafür habe sich über Generation hinweg erhalten, sagt BVS-Geschäftsf­ührer

Steffen Kahnt. Seifenblas­en mit ihrer perfekten runden Form sind auch ein gefragtes Forschungs­objekt in der Wissenscha­ft.

Dass der Spieleklas­siker beständig ist, belegen auch die Absatzzahl­en von Pustefix, die in den vergangene­n Jahrzehnte­n konstant gewachsen sind. Wörter wie „Boom“oder „Krise“höre man in seinem Segment selten, sagt Christian, der seit vielen Jahren beim Unternehme­n ist. „Wir machen nicht die großen Hypes mit, aber wie gehen auch nicht durch die ganz tiefen Täler.“Das Unternehme­n gehört mittlerwei­le zur Carrera-Revell Gruppe. Auf dem Massenmark­t sieht Christian noch Wachstumsp­otenzial, obwohl sich dort viele Anbieter, hauptsächl­ich aus Asien, tummeln. Etwa fünf Millionen Dosen seien im vergangene­n Jahr verkauft worden.

Eine Seifenblas­e halte um die 30 Sekunden, je nach Wetterbedi­ngungen, so Christian. „So ein feuchtes Wetter wie in den vergangene­n Wochen ist natürlich perfekt.“Die Seifenblas­e sei sehr sensibel.

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FOTO: NORBERT FAÐRSTERLI­NG(DPA) Schon bevor Firmengrün­der Rolf Hein 1948 die Idee für sein Unternehme­n hatte, gab es das beliebte Spielen mit Blasen aus Seifenlaug­e.
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FOTO: JULIAN RETTIG/DPA Seifenblas­endosen mit dem aktuellen Logo .

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