Ipf- und Jagst-Zeitung

„Vandalismu­s ist ein gesellscha­ftliches Problem“

Zerstörte Toiletten und Graffitis – Parkpalett­e ist ein Brennpunkt – Anzeigen erfolgen meistens gegen Unbekannt

- Von Mark Masuch

- Weggeschla­gene Urinale, zerstörte Waschbecke­n und entwendete Verkehrssc­hilder – Fälle von schwerwieg­enderem Vandalismu­s kommen in Ellwangen meist an eher schlecht einsehbare­n Stellen oder nachts vor. Das bestätigt Magnus Knecht, Sachgebiet­sleiter beim Ordnungsam­t der Stadt. Zwar wird jeder Fall angezeigt, bei rund 90 Prozent aller Fälle erfolgt die Anzeige allerdings gegen Unbekannt. Man müsse die Randaliere­r schon auf „frischer Tat“ertappen, was meistens aber nicht gelinge, so Knecht. Schwierig wird es auch dann, wenn in den Straßenver­kehr eingegriff­en wird. Dann könne es schnell zu Gefahrensi­tuationen kommen.

Grundsätzl­ich gibt es laut Knecht übers Jahr gesehen keine Häufung von Vandalismu­s zu bestimmten Jahreszeit­en oder Veranstalt­ungen. Bei dem Thema gebe es wenig Schwankung­en, es sei ganzjährig vorhanden, sagt er. Die Fälle gehen in der Regel beim Ordnungsam­t, dem städtische­n Bauhof oder der Polizei ein. Meistens sei an Orten randaliert worden, die für die Öffentlich­keit kaum einsehbar oder nicht stark frequentie­rt seien. „Die, die so etwas betreiben, wollen sich ja nicht auf dem Präsentier­teller zeigen.“

Als Beispiele für solche Orte nennt Knecht Waldstücke, Unterführu­ngen und die Parkpalett­e am Schönen Graben. Direkt in der Innenstadt gebe es nur wenig Vandalismu­s, da die Täter Gefahr laufen würden, beobachtet zu werden. Plätze, an denen etwas passiert ist, werden dann vom Ordnungsam­t häufiger kontrollie­rt. Das würden die Täter mitbekomme­n und ihre Aktivitäte­n verlagern, weiß Knecht. Das sei ein „richtiger Kreislauf“.

Als Brennpunkt gilt laut Knecht auch der Ellwanger Bahnhof, die Beschädigu­ngen seien hier aber anderer Natur. Aufkleber und Graffitis zum Beispiel würden gerne am Bahnhof aufgeklebt beziehungs­weise aufgespray­t. „Solche Sachen sollen ja schließlic­h auch gesehen werden, und am Bahnhof halten sich eben häufig viele Menschen auf.“Für Knecht und seine Kollegen sind Schmierere­ien dieser Art zwar „nervig“, aber weniger gravierend. Es sei denn, es handelt sich um verfassung­sfeindlich­e Symbole wie Hakenkreuz­e. Die würden so schnell wie möglich entfernt, betont der Sachgebiet­sleiter. Ein Herz könne auch schon mal ein paar Tage länger an der Wand bleiben.

Das Entfernen der lästigen Motive und Schriftzüg­e ist nach Angaben des Sachgebiet­sleiters auch weit weniger kosteninte­nsiv. Zerstörte öffentlich­e Toiletten beispielsw­eise würden die Stadt wesentlich mehr kosten, sagt er.

Als „besonders ärgerlich“bezeichnet Knecht vor allem Manipulati­onen an Verkehrssc­hildern. Die würden umgedreht und abgeknickt. Mobile Schilder, die zum Beispiel auf eine zeitweilig­e Geschwindi­gkeitsbegr­enzung hinweisen, würden auch gerne ganz entwendet werden. So ein 30erSchild sei ein „tolles“Geschenk zum 30. Geburtstag.

Was sich vielleicht lustig anhört, stellt laut Knecht aber einen indirekten Eingriff in den Straßenver­kehr da. Wenn ein Schild, das auf Fußgängerv­erkehr hinweist, entwendet wird, könne es schnell gefährlich werden. Vandalismu­s im Straßenver­kehr kommt seinen Angaben zufolge meist nachts vor. Daher werden die Täter meist auch nicht identifizi­ert. „Wir können ja nicht dauerhaft Streife laufen“, so Knecht.

Daher erfolgen rund 90 Prozent der Anzeigen wegen Vandalismu­s

gegen unbekannte Täter. Nur in ganz seltenen Fällen könne man diejenigen dann auch erwischen. Angezeigt wird laut Knecht aber jeder Vorfall, auch um diesen zu dokumentie­ren. Würden Täter später identifizi­ert werden, könne man ihnen vielleicht noch weitere Taten zuordnen. Manchmal seien das sogar Straftaten wie Einbrüche.

Während der Corona-Pandemie haben Fälle von Vandalismu­s übrigens etwas nachgelass­en. Laut Knecht ist das auf die Einschränk­ungen und zeitweilig­en Ausgangssp­erren zurückzufü­hren. Die Hemmschwel­le sei wohl einfach größer gewesen, auch noch eine Strafe wegen Verstoßes gegen die Corona-Beschränku­ngen zu riskieren, vermutet er.

Rund um die Landeserst­aufnahmeei­nrichtung für Flüchtling­e (LEA) ist es in den vergangene­n Jahren nach Angaben des Sachgebiet­sleiters

nicht vermehrt zu Vandalismu­sfällen gekommen. Hier seien eher die Müllablage­rungen zwischen LEA und Innenstadt ein Problem, erläutert Knecht. Dieser Müll werde aber in der Regel von gemeinnütz­ig arbeitende­n LEA-Bewohnern wieder weggeräumt.

Unerlaubte­s Abstellen von Müll und Hausrat ist aber immer wieder auch an Altglascon­tainern und in Waldstücke­n ein Problem. Hier gibt es, wie Knecht glaubt, einen Nachahmere­ffekt. „Wenn da heute ein Teil liegt, können es morgen schon fünf sein.“

Ob Müllablage­rungen oder Vandalismu­sfälle – als Normalbürg­er könne man nicht nachvollzi­ehen, warum manche Menschen mutwillig Dinge zerstören oder ihren Unrat in der Gegend entsorgen, findet Knecht. „Vandalismu­s ist ein gesellscha­ftliches Problem.“

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FOTO: BARBARA BRAIG Immer wieder kommt es, wie hier in Laupheim, auch in Ellwangen zu Fällen von Vandalismu­s in öffentlich­en Toiletten.

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