„Vandalismus ist ein gesellschaftliches Problem“
Zerstörte Toiletten und Graffitis – Parkpalette ist ein Brennpunkt – Anzeigen erfolgen meistens gegen Unbekannt
- Weggeschlagene Urinale, zerstörte Waschbecken und entwendete Verkehrsschilder – Fälle von schwerwiegenderem Vandalismus kommen in Ellwangen meist an eher schlecht einsehbaren Stellen oder nachts vor. Das bestätigt Magnus Knecht, Sachgebietsleiter beim Ordnungsamt der Stadt. Zwar wird jeder Fall angezeigt, bei rund 90 Prozent aller Fälle erfolgt die Anzeige allerdings gegen Unbekannt. Man müsse die Randalierer schon auf „frischer Tat“ertappen, was meistens aber nicht gelinge, so Knecht. Schwierig wird es auch dann, wenn in den Straßenverkehr eingegriffen wird. Dann könne es schnell zu Gefahrensituationen kommen.
Grundsätzlich gibt es laut Knecht übers Jahr gesehen keine Häufung von Vandalismus zu bestimmten Jahreszeiten oder Veranstaltungen. Bei dem Thema gebe es wenig Schwankungen, es sei ganzjährig vorhanden, sagt er. Die Fälle gehen in der Regel beim Ordnungsamt, dem städtischen Bauhof oder der Polizei ein. Meistens sei an Orten randaliert worden, die für die Öffentlichkeit kaum einsehbar oder nicht stark frequentiert seien. „Die, die so etwas betreiben, wollen sich ja nicht auf dem Präsentierteller zeigen.“
Als Beispiele für solche Orte nennt Knecht Waldstücke, Unterführungen und die Parkpalette am Schönen Graben. Direkt in der Innenstadt gebe es nur wenig Vandalismus, da die Täter Gefahr laufen würden, beobachtet zu werden. Plätze, an denen etwas passiert ist, werden dann vom Ordnungsamt häufiger kontrolliert. Das würden die Täter mitbekommen und ihre Aktivitäten verlagern, weiß Knecht. Das sei ein „richtiger Kreislauf“.
Als Brennpunkt gilt laut Knecht auch der Ellwanger Bahnhof, die Beschädigungen seien hier aber anderer Natur. Aufkleber und Graffitis zum Beispiel würden gerne am Bahnhof aufgeklebt beziehungsweise aufgesprayt. „Solche Sachen sollen ja schließlich auch gesehen werden, und am Bahnhof halten sich eben häufig viele Menschen auf.“Für Knecht und seine Kollegen sind Schmierereien dieser Art zwar „nervig“, aber weniger gravierend. Es sei denn, es handelt sich um verfassungsfeindliche Symbole wie Hakenkreuze. Die würden so schnell wie möglich entfernt, betont der Sachgebietsleiter. Ein Herz könne auch schon mal ein paar Tage länger an der Wand bleiben.
Das Entfernen der lästigen Motive und Schriftzüge ist nach Angaben des Sachgebietsleiters auch weit weniger kostenintensiv. Zerstörte öffentliche Toiletten beispielsweise würden die Stadt wesentlich mehr kosten, sagt er.
Als „besonders ärgerlich“bezeichnet Knecht vor allem Manipulationen an Verkehrsschildern. Die würden umgedreht und abgeknickt. Mobile Schilder, die zum Beispiel auf eine zeitweilige Geschwindigkeitsbegrenzung hinweisen, würden auch gerne ganz entwendet werden. So ein 30erSchild sei ein „tolles“Geschenk zum 30. Geburtstag.
Was sich vielleicht lustig anhört, stellt laut Knecht aber einen indirekten Eingriff in den Straßenverkehr da. Wenn ein Schild, das auf Fußgängerverkehr hinweist, entwendet wird, könne es schnell gefährlich werden. Vandalismus im Straßenverkehr kommt seinen Angaben zufolge meist nachts vor. Daher werden die Täter meist auch nicht identifiziert. „Wir können ja nicht dauerhaft Streife laufen“, so Knecht.
Daher erfolgen rund 90 Prozent der Anzeigen wegen Vandalismus
gegen unbekannte Täter. Nur in ganz seltenen Fällen könne man diejenigen dann auch erwischen. Angezeigt wird laut Knecht aber jeder Vorfall, auch um diesen zu dokumentieren. Würden Täter später identifiziert werden, könne man ihnen vielleicht noch weitere Taten zuordnen. Manchmal seien das sogar Straftaten wie Einbrüche.
Während der Corona-Pandemie haben Fälle von Vandalismus übrigens etwas nachgelassen. Laut Knecht ist das auf die Einschränkungen und zeitweiligen Ausgangssperren zurückzuführen. Die Hemmschwelle sei wohl einfach größer gewesen, auch noch eine Strafe wegen Verstoßes gegen die Corona-Beschränkungen zu riskieren, vermutet er.
Rund um die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA) ist es in den vergangenen Jahren nach Angaben des Sachgebietsleiters
nicht vermehrt zu Vandalismusfällen gekommen. Hier seien eher die Müllablagerungen zwischen LEA und Innenstadt ein Problem, erläutert Knecht. Dieser Müll werde aber in der Regel von gemeinnützig arbeitenden LEA-Bewohnern wieder weggeräumt.
Unerlaubtes Abstellen von Müll und Hausrat ist aber immer wieder auch an Altglascontainern und in Waldstücken ein Problem. Hier gibt es, wie Knecht glaubt, einen Nachahmereffekt. „Wenn da heute ein Teil liegt, können es morgen schon fünf sein.“
Ob Müllablagerungen oder Vandalismusfälle – als Normalbürger könne man nicht nachvollziehen, warum manche Menschen mutwillig Dinge zerstören oder ihren Unrat in der Gegend entsorgen, findet Knecht. „Vandalismus ist ein gesellschaftliches Problem.“