Restauratoren enthüllen kunsthistorischen Schatz
Barockmaler Christoph Thomas Scheffler hat in einer Kammer ein persönliches Fresko angefertigt
- „Verklärt, verzückt, naiv, aber sehr interessant“– so beschreibt Museumsleiter Matthias Steuer das, was bei Sanierungen auf dem Schlossdachboden vor etwa acht Tagen unter Schichten von Putz zum Vorschein gekommen ist. In der Dienstbotenkammer des einstigen Hofmalers Christoph Thomas Scheffler haben Restauratoren ein kleines Fresko freigelegt, das Veronika und das Schweißtuch Jesu zeigt. Für Steuer gleicht der Fund einer kleinen Sensation. Der Maler gilt unter Kunsthistorikern als einer der bekanntesten deutschen Barockmaler.
In einem so großen Gebäude wie dem Schloss Ellwangen komme es zwar immer wieder vor, dass im Laufe der Geschichte in Vergessenheit Geratenes bei Bauarbeiten wieder zutage tritt, aber das Fresko sei tatsächlich das erste Bildmotiv, das nach Jahrhunderten neu entdeckt worden ist. „Das ist genial. Wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen“, freut sich Steuer über die Entdeckung.
Dass das Fresko überhaupt zutage gefördert wurde, war nach Ausführungen des Museumsleiters reiner Zufall. Im Zuge der Sanierungsarbeiten mussten im Dachgebälk des Schlosses einige Balken ausgetauscht werden. Die Arbeiter hatten dabei auch in den ehemaligen Dienstbotenkammern
zu tun, als ein paar der Restauratoren unter dem weißen Putz Farbspuren entdeckten und die Schichten daraufhin vorsichtig abtrugen.
Der Barockkünstler war von 1628 bis 1630 als Hofmaler auf dem Schloss angestellt und hatte dort als junger Mann etliche Deckengemälde angefertigt, die heute noch in den Prunkräumen sowie im Treppenaufgang zum Museum besichtigt werden können. Auch zuvor war Scheff ler schon in Ellwangen als Maler tätig, so hatte er in den zwei Jahren vor seiner Anstellung am Fürstenhof die Decken der ehemalige Jesuitenkirche – der heutigen evangelischen Stadtkirche – mit Mariendarstellungen
und Illusionsmalerei ausgestaltet.
Das besagte Fresko in Schefflers Schlaf kammer soll laut Steuer allerdings keine Auftragsarbeit gewesen sein, sondern diente zur Verschönerung des Raumes, möglicherweise aber auch zur inneren Einkehr. Der Maler sei nach Ausführungen Steuers ein sehr religiös gewesen, was für die Motivwahl sprechen würde. „Das Schweißtuch war eine typische Frömmigkeitsform im 18. Jahrhundert – in etwa so wie später dann der Rosenkranz“, erklärte der Museumsleiter bei einer Besichtigung der Dachkammer. Dass auch der Barockmaler eben jene Kammer bewohnt haben muss, weiß die Schlossverwaltung schon seit Längerem, denn das Deckenfresko, das einen Zeichner und einen Maler bei ihren Studien zeigt, stammt ebenfalls nachweislich von Scheff ler.
Dass die malerische Qualität von den Werken abweicht, die ansonsten im Schloss zu sehen sind, führt Steuer daraufhin zurück, dass der Maler vermutlich zum einen die meiste Zeit bei Kerzenlicht und zum anderen nur zum Selbstzweck gemalt haben wird. Warum das Fresko überputzt worden ist, ist laut Steuer nicht geklärt. Sicher ist aber, dass außer der „Veronika und das Schweißtuch Jesu“an den umliegenden Wänden keine weiteren Fresken verborgen liegen. Um den Fund auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, könnte sich Steuer vorstellen, die Kammer künftig auch in Sonderführungen einzubinden. Auch erwartet der Museumsleiter, dass es sicherlich noch einige kunstwissenschaftliche Untersuchungen geben wird, die sich genauer mit dem neu entdeckten Fresko auseinandersetzen werden.