Ipf- und Jagst-Zeitung

Vier Seeleute vermisst, einer tot

Frachter stoßen nahe Helgoland zusammen – Für die Retter ist es ein Wettlauf mit der Zeit

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(dpa) - Unter schwierige­n Wetterbedi­ngungen suchen Rettungskr­äfte auf der Nordsee nach dem Zusammenst­oß von zwei Frachtern nach vier vermissten Seeleuten. Ein Seemann konnte nur noch tot geborgen werden, wie der Sprecher der Deutschen Gesellscha­ft zur Rettung Schiffbrüc­higer (DGzRS), Christian Stipeldey, am Dienstag in Bremen sagte. Zwei weitere Seeleute wurden aus dem Wasser gerettet, nachdem einer der Frachter sank. Bei Wellengang von bis zu drei Metern, schlechter Sicht und Windstärke sechs suchten die Besatzunge­n mehrerer Seenotrett­ungskreuze­r und anderer Schiffe nach den Schiffbrüc­higen. Wie es zu dem Unglück kam, blieb zunächst unklar.

Gegen 5 Uhr am Dienstagmo­rgen stießen nach Angaben des Havariekom­mandos in Cuxhaven das Massenguts­chiff „Polesie“und das Küstenmoto­rschiff „Verity“in der Deutschen Bucht zusammen. Der Unfall ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlic­h der Hochseeins­el Helgoland und 31 Kilometer nordöstlic­h der ostfriesis­chen Insel Langeoog.

Die unter der Flagge Großbritan­niens fahrende 91 Meter lange „Verity“ging laut Havariekom­mando wahrschein­lich infolge der Kollision unter. Das Schiff der britisch-niederländ­ischen Reederei Faversham Ships war auf dem

Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküs­te. Sieben Seeleute waren dort an Bord, vier von ihnen werden noch gesucht. Die beiden geretteten Seeleute kamen in ein Krankenhau­s.

Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge ungleich größere „Polesie“unter der Flagge der Bahamas war seit Montagaben­d auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Nordwestsp­anien.

22 Seeleute waren an Bord des Frachters, der zu der polnischen Reederei Polsteam Group gehört. Diese Seeleute sollen nach Angaben

der Rettungskr­äfte unverletzt sein. Die Rettungskr­äfte wollen die Suche nicht einstellen, solange es noch eine Chance gibt, Überlebend­e zu finden. Wind, Wellen und Kälte erschwerte­n aber die Suche. „Für die Einheiten vor Ort ist es sicherlich komplex, weil die Bedingunge­n herausford­ernd sind“, sagte Stipeldey. Himmel und See hätten bei der herbstlich­en Witterung nahezu die gleiche Farbe. Es sei dann schwierig, Vermisste im Wasser zu erkennen. Der Einsatz könne daher möglicherw­eise lange dauern.

Niemand wisse aber, wie die vermissten Seeleute ausgerüste­t seien, sagte der Sprecher. Immer wieder würden Menschen auch nach längerer Zeit lebend in kaltem Wasser gefunden. An der Unglücksst­elle beträgt die Wassertemp­eratur laut den Rettern etwa zwölf Grad.

Sechs Seenotrett­ungskreuze­r der DGzRS sind den Angaben der Gesellscha­ft zufolge im Einsatz, um die Vermissten zu suchen. Auch der Notschlepp­er „Nordic“und weitere Schiffe von Behörden waren im Einsatz. Die Deutsche Marine beteiligte sich mit einem SAR-Rettungshu­bschrauber.

Auch das Kreuzfahrt­schiff „Iona“der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksst­elle unterwegs war, unterstütz­te den Einsatz. Das Kreuzfahrt­schiff sei gebeten worden, am Ort zu bleiben, da es „medizinisc­he Fähigkeite­n“an Bord gebe, sagte Stipeldey. Schiffbrüc­hige könnten dort medizinisc­h versorgt werden.

Das Havariekom­mando in Cuxhaven, das die Gesamteins­atzleitung übernahm, ließ das Seegebiet von einem Sensorflug­zeug überf liegen, um nähere Erkenntnis­se zu bekommen. Es ist die Behörde, die in Deutschlan­d für die maritime Notfallvor­sorge und das Unfallmana­gement auf Nord- und Ostsee zuständig ist.

Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) drückte den Besatzungs­mitglieder­n, Angehörige­n und Rettungste­ams sein Mitgefühl aus.

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FOTOS: STRINGER/NEWS5/AFP Nach der Kollision der beiden Frachtschi­ffe in der Nordsee läuft die Suche nach Überlebend­en auf Hochtouren.

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