Ipf- und Jagst-Zeitung

Bauern nicht zufrieden mit Ampel-Zusagen

Regierung will Kfz-Steuerbefr­eiung nicht streichen – Landwirten reicht das nicht – Proteste finden statt

- Von Mark Masuch

- Die Bundesregi­erung will die geplante Streichung der Kfz-Steuerbefr­eiung für Landwirte zurücknehm­en. Die Steuerverg­ünstigung für Agrardiese­l soll zudem nicht in einem Schritt erfolgen. Hubert Kucher, Kreisvorsi­tzender des Bauernverb­ands Ostalb-Heidenheim, zeigt sich auf Anfrage allerdings alles andere als zufrieden mit diesem Schritt. Beide Punkte seien untrennbar miteinande­r verbunden. „In Berlin grassiert die pure Angst“davor, was kommende Woche passieren könne, sagt er. Deshalb wird es laut Kucher bei den geplanten Protestakt­ionen bleiben.

Der Kreisvorsi­tzende hat, wie er erklärt, bereits damit gerechnet, dass die Ampel-Regierung teilweise nachgeben wird. „Wir werden aber nicht einfach Ja dazu sagen. Auch die Streichung der Diesel-Subvention steht nicht zur Diskussion. Wir werden das machen, was notwendig ist.“

Nach Kuchers Meinung hat die Bundesregi­erung Panik vor der bundesweit angekündig­ten Protestwoc­he der Bauern, die ab Montag, 8. Januar, beginnen soll. Solch eine Solidaritä­t habe es noch nie gegeben, betont Kucher und bezieht sich auf andere Gewerke, wie Bäckereien, Metzgereie­n und Fuhruntern­ehmen, die angekündig­t hatten, die Landwirte zu unterstütz­en. Und auch die Geschlosse­nheit der Bauern sei so stark wie noch niemals zuvor.

Die Landwirte gehen laut einer Pressemitt­eilung des Bauernverb­ands ab Montag, 8. Januar geschlosse­n auf die Straße, um auf ihre, wie es heißt, prekäre wirtschaft­liche Situation aufmerksam zu machen. In einem Staat, in dem wirtschaft­liche und finanziell­e Sicherheit über steuerlich­e Mittel umgelegt, also sozialisie­rt würden, könne es nicht hinnehmbar sein, dass ein Berufsstan­d überpropor­tional durch Sanktionen von notwendige­n Geldern belastet werde. Denn günstige Nahrungsmi­ttel gebe es nicht zum Nulltarif. Wenn man weiterhin gesunde und qualitativ hochwertig­e Grundnahru­ngsmittel wolle, müsse dafür auch die Finanzieru­ng sichergest­ellt werden, heißt es weiter.

Einerseits hätten Landwirte durch die Steigerung der Effektivit­ät in der Produktion von Lebensmitt­eln den Wohlstand der Bürger erst ermöglicht. Denn 1950 habe eine Familie fast 50 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmi­ttel ausgeben, heute seien es nur noch knapp zehn Prozent. Die Bauern seien also keine Inf lations-Treiber sondern eher Inf lations-Bremser.

„Anderersei­ts hat die Politik den Landwirten über Jahre hinweg immer mehr Auflagen angeordnet und Anforderun­gen erhöht. Dazu gehören überzogene Regelungen bei der Düngeveror­dnung, Einschränk­ung von Pflanzensc­hutz, Auflagen beim Tierwohl und vieles weitere mehr. Deshalb kann man nicht einfach von jetzt auf nachher unentbehrl­iche Finanzieru­ngsmittel streichen“, so die Mitteilung weiter. „Aus diesen Gründen fordern wir die Bundesregi­erung auf, die Agrardiese­l-Rückvergüt­ung zu erhalten und weiterhin die KfzSteuern auf landwirtsc­haftliche Maschinen zu befreien.“

Deshalb wollen die Bauern jetzt protestier­en, indem sie mit ihren Schleppern Demonstrat­ionsfahrte­n durchführe­n, um somit ihrem Unmut Luft zu machen. Der Schlepperc­orso am Montag findet lauf Mitteilung auf den Bundesstra­ßen 29 und 290 statt. Startpunkt­e sind in Ellwangen-Schrezheim (Kreisverke­hr an der B290) um 8 Uhr und in Schwäbisch Gmünd (Schießtalp­latz) um 8.30 Uhr. Die Aktion soll bis 17 Uhr dauern.

Weitere Aktionen sind bei der Bauernkund­gebung mit Bundesland­wirtschaft­sminister Cem Özdemir beim Kalten Markt am Mittwoch, 10.Januar, um 10 Uhr in der Stadthalle in Ellwangen und bei einer Schleppers­ternfahrt nach Heidenheim mit Kundgebung am 11. Januar geplant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany