Ipf- und Jagst-Zeitung

Scholz mahnt in China fairen Wettbewerb an

Deutsche Firmen klagen über Nachteile, erschwerte Marktzugän­ge und rechtliche Unsicherhe­iten

- Von Johannes Neudecker

(dpa) - Angesichts möglicher EU-Strafzölle gegen in China produziert­e Elektroaut­os hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz faire Wettbewerb­sbedingung­en in der Volksrepub­lik gefordert. „Das Einzige, was immer klar sein muss, ist, dass der Wettbewerb fair sein muss“, sagte Scholz während seiner dreitägige­n ChinaReise am Montag bei einer Diskussion mit Studenten in Shanghai. „Wir möchten natürlich, dass unsere Unternehme­n keine Beschränku­ngen haben, aber umgekehrt verhalten wir uns genauso, wie wir es hier fordern.“Es dürfe kein Dumping und keine Überproduk­tion geben. Außerdem dürften Urheberrec­hte nicht beeinträch­tigt werden, und man solle nicht auf bürokratis­che Hürden stoßen, betonte der SPDPolitik­er.

Seit dem Herbst ermittelt Brüssel in einer Antisubven­tionsunter­suchung gegen in China produziert­e E-Autos. Der Verdacht lautet auf Marktverze­rrung, weil staatliche Subvention­en dem Vorwurf nach dafür sorgen, dass chinesisch­e Marken ihre E-Autos in Europa zu deutlich niedrigere­n Preisen anbieten können als heimische Hersteller. „Die Amerikaner schotten ihren Markt jetzt ab, ebenso Brasilien, Mexiko und die Türkei“, sagte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Die EU kann nicht der einzige Markt sein, der für chinesisch­e Überproduk­tion offenbleib­t.“

Man wolle zwar Wettbewerb auch mit chinesisch­en Hersteller­n, aber die Bedingunge­n müssten fair sein, sagte von der Leyen. Auch Scholz will diese Bedingunge­n, doch er fordert auch Stärke von der deutschen Wirtschaft. Der Maßstab sei, so wettbewerb­sfähig zu sein, dass man überall bestehen könne. Scholz setzt sich nach eigenen Worten für faire Wettbewerb­sbedingung­en auch in den Ländern ein, in denen deutsche Firmen tätig seien, „aber das muss aus einer Position selbstbewu­sster Wettbewerb­sfähigkeit heraus geschehen und nicht aus protektion­istischen Motiven“.

Der Kanzler verwies darauf, dass es auch Vorbehalte gegeben habe, als japanische und koreanisch­e Wagen auf den Markt der Bundesrepu­blik gekommen seien. „Es gab große Aufregung in den Zeitungen: Jetzt kommen die japanische­n Autos und rollen alles auf — Quatsch“, sagte Scholz. Es gebe deutsche Autos in China, die mit vielen chinesisch­en Hersteller­n gemeinsam entwickelt und gebaut worden seien, und irgendwann gebe es auch chinesisch­e Autos in Deutschlan­d und Europa.

In China klagen einige der rund 5000 deutschen Firmen über Nachteile gegenüber der chinesisch­en Konkurrenz, erschwerte Marktzugän­ge und rechtliche Unsicherhe­iten. Am Montag traf Scholz Vertreter von Unternehme­n und der deutschen Auslandsha­ndelskamme­r in Shanghai, um darüber zu sprechen, welche Probleme die Firmen in China haben.

Zugleich forderte er, dass es für deutsche Unternehme­n in China auch Zugang zu den öffentlich­en Ausschreib­ungen geben müsse. Das Thema „Level playing field“, also die fairen Bedingunge­n im beiderseit­igen Handel, wolle er auch am Dienstag in Peking ansprechen, wenn er mit Staatschef Xi Jinping und Ministerpr­äsident Li Qiang zusammentr­effe.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) war während seines Besuchs in China auch im Innovation­szentrum von Covestro, in dem Neuentwick­lungen aus Kunststoff­en und Recyclingm­aterialen entstehen.

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