Ipf- und Jagst-Zeitung

Koalition einigt sich auf Solarpaket

Ein Maßnahmenb­ündel soll den Ausbau der Solarenerg­ie in Deutschlan­d beschleuni­gen – Was alles drin steckt

- Von Andreas Hoenig und Martina Herzog

(dpa) - Die Ampel-Koalition will dem Ausbau der Solarenerg­ie einen Schub geben. Nach langen Verhandlun­gen einigten sich die Regierungs­fraktionen SPD, Grüne und FDP auf ein Solarpaket, wie sie am Montag in Berlin mitteilten. Über das Vorhaben bestand dem Vernehmen nach bereits länger Einigkeit in der Ampel, es war aber an eine umstritten­e Reform des Klimaschut­zgesetzes gekoppelt – auch dazu gab es nun aber eine Einigung. Der Bundestag dürfte das Solarpaket in der kommenden Woche beschließe­n, dann muss es noch den Bundesrat passieren. Das steckt drin:

Die Bedeutung der Solarenerg­ie

Solarenerg­ie ist neben Windenergi­e eine wichtige Säule der Energiewen­de – dem schrittwei­sen Abschied von fossilen Energien wie Kohle und Gas. Das Ziel der Bundesregi­erung lautet: 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus den erneuerbar­en Energien stammen. Im vergangene­n Jahr war es mehr als die Hälfte.

Im vergangene­n Jahr hat der Ausbau der Solarleist­ung stark zugenommen: Nach Zahlen der Bundesnetz­agentur verdoppelt­e sich der Zubau im Vergleich zum Vorjahr fast auf 14,1 Gigawatt.

Dies sei auf zahlreiche private Anlagen zurückzufü­hren, außerdem habe es einen verstärkte­n Zubau von Solaranlag­en auf gewerblich­en Dächern und auf Freifläche­n gegeben. Am Jahresende 2023 betrug laut Bundesnetz­agentur die installier­te Gesamtleis­tung in Deutschlan­d 81,7 Gigawatt. Damit müssten künftig jährlich 19 Gigawatt zugebaut werden, um das Ausbauziel von 215 Gigawatt für Solar im Jahr 2030 zu erreichen.

Nach dem Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung zum Solarpaket soll die Hälfte der neuen Solaranlag­en auf Gebäude, also vor allem Dächer, die andere Hälfte auf Freifläche­n wie Felder entfallen.

Erleichter­ungen für Balkonkraf­twerke

Das Kabinett hatte das Paket schon im vergangene­n August auf den Weg gebracht, durch den Streit ums Klimaschut­zgesetz zog sich der Prozess jedoch hin. Um den Ausbau zu erleichter­n und damit zu beschleuni­gen, sind verschiede­nste Maßnahmen enthalten. Kommunen könnten etwa einfacher und schneller Wind- und Solarparks planen und umsetzen, sagte GrünenFrak­tionsvize Julia Verlinden. „Und Millionen Bürgerinne­n und Bürger können noch einfacher mit Balkonsola­r zu Hause Geld sparen und etwas Gutes für den Klimaschut­z tun.“FDP-Fraktionsv­ize

Lukas Köhler sagte, die Menschen könnten sich auf deutlich weniger Bürokratie und schnellere Verfahren freuen, wenn sie sich eine Solaranlag­e anschaffen wollen.

Bei den zunehmend beliebter werdenden Balkonkraf­twerken ist vorgesehen, dass sie grundsätzl­ich nicht mehr beim Netzbetrei­ber gemeldet werden müssen. Ausreichen­d sein soll eine Registrier­ung im Marktstamm­datenregis­ter der Bundesnetz­agentur. Die Anmeldung soll einfacher

und auf wenige Daten beschränkt werden. Zähler sollen nicht extra umgerüstet werden müssen und die kleinen Balkonsola­ranlagen künftig auch leistungsf­ähiger sein dürfen.

Außerdem sollen Hürden für sogenannte­n Mieterstro­m, wo der Strom für ein Wohngebäud­e von der Solaranlag­e vor Ort kommt, gesenkt werden. Solar auf dem Dach soll mit verbessert­en Förderbedi­ngungen, angehobene­n Fördersätz­en und unkomplizi­erten Abrechnung­smöglichke­iten

bei selbst genutztem Strom deutlich attraktive­r werden.

Daneben sollen Solaranlag­en auf Gewerbegeb­äuden wie Supermärkt­en oder Fabrikhall­en sowie auf Firmenpark­plätzen gefördert und Solaranlag­en über Ackerfläch­en forciert werden.

Auch zum Ausbau der Windenergi­e gibt es einen Punkt: Es sollen sogenannte Beschleuni­gungsgebie­te nach europäisch­em Recht eingeführt werden, um den Ausbau zu beschleuni­gen.

Kein Bonus für heimische Solarindus­trie

Vor allem die Grünen wollten einen „Resilienz-Bonus“zur Förderung der heimischen Solarindus­trie. Hintergrun­d sind wesentlich billigere Module aus China. Die FDP lehnte aber neue Subvention­en ab, unter Verweis auch auf zusätzlich­e Kosten für die Stromverbr­aucher. Bundesfina­nzminister und FDP-Chef Christian Lindner hatte gesagt, Solarmodul­e gebe es auf dem Weltmarkt, diese seien „keine Hightech-Technologi­e“.

FDP-Fraktionsv­ize Köhler sagte am Montag: „Es wird keinen Resilienz-Bonus geben, um einzelne Unternehme­n auf Kosten der Allgemeinh­eit zu subvention­ieren.“Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Matthias Miersch sagte, die Fraktionen forderten die Bundesregi­erung auf, auf EUEbene den sogenannte­n Net Zero Industry Act zügig umzusetzen und dabei insbesonde­re auch die heimische Solarindus­trie zu stärken.

Das Unternehme­n Meyer Burger hatte Ende März das endgültige Aus für seinen Standort im sächsische­n Freiberg besiegelt. Die rund 500 Mitarbeite­r erhielten demnach ihre Kündigung. Das Unternehme­n hatte die Zukunft des Standorts in Freiberg von staatliche­r Unterstütz­ung abhängig gemacht, die es nun nicht geben wird.

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FOTO: STEFAN SAUER/DPA Mit Solarpanee­len am Balkon kann man eigenen Strom erzeugen.

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