Bopfingen hat jetzt einen Weinberg
Rund 40 Freiwillige pflanzen 515 Rebstöcke
– Mit „Wir schreiben heute Geschichte“war sich die ehemalige württembergische Weinprinzessin Henrike Heinicke der Bedeutung bewusst, was am Samstag oberhalb des Messplatzes am Fuße des Ipfs passierte. Damit die knapp 40 freiwilligen Helfer nach dem symbolischen Spatenstich durch Henrike Heinicke und Christian Escher loslegen konnten, gab es noch eine kurze Einweisung durch den Winzer. „Ich freue mich, dass wir heute starten“, beschreibt er seine Gefühle für den Start des Projekts „Ipf-Tröpfle“. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn nach einer Weinprobe und aus Lust und Laune heraus die Idee geboren wird, einen Weinberg zu machen. Heute wird aus der Idee Realität“.
Weshalb der Bopfinger Weinberg am Fuße des Ipfs auch in der Fachwelt etwas ganz Besonderes ist, erklären die beiden Fachleute mit der Lage. „Im Gegensatz zu den 99-Reben Versuchsweinbergen wie etwa in Neresheim, gehört der Bopfinger Weinberg offiziell zum Weinbaugebiet Württemberg“, so Heinicke. Deshalb sei dieser offiziell der östlichste Weinberg des Weinanbaugebietes Württembergs.
Dabei begann der Arbeitstag für Heinicke, Escher, der mit drei Helfern aus Schwaikheim angereist war, bereits viel früher. So musste der Weinberg gemeinsam mit dem Bauhof vermessen werden. In den acht ausgemessenen Pf lanzreihen wurden dann insgesamt 360 Pf lanzstäbe als Wachshilfe für die Rebstöcke geschlagen. Während die Pf lanzreihen einen Abstand von zwei Meter aufweisen, haben die Reben in den Reihen einen Abstand von einem Meter zueinander.
Nach der kurzen Einweisung und dem symbolischen ersten Spatenstich ging es dann für die Helfer los, die sich mit viel Euphorie ans Werk machten, wobei ihnen ein harter Arbeitstag bevorstand. Denn neben dem Graben der Pf lanzlöcher galt es auch noch die 136 Stangen für das Drahtgestell knapp 60 Zentimeter
in den Boden zu rammen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen trafen weitere Freiwillige ein, die mit neuem Elan weitermachten, bis Blasen und Schwielen bei einigen die Arbeit beendete. Während die kleineren Pflanzstäbe das vertikale Wachstum der Reben unterstützen, hat das stabile Drahtgestell eine Mehrfachfunktion. Neben einem kleinen Wetterschutz erleichtern die Drähte das horizontale Wachstum der Pflanzen. Zudem beherbergt das Drahtgestell die Tröpfchen-Bewässerungsanlage.
Neben den körperlichen Anstrengungen gab es für die Verantwortlichen im Vorfeld noch eine Vielzahl von bürokratischen Hürden zu meistern. Doch auch hier erwiesen sich Heinicke und Escher als Meister ihres Faches und gemeinsam mit der Stadt wurden alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und für fast alles Lösungen gefunden. Allerdings gab es keine Genehmigung in diesem Jahr, gleich die komplette Fläche des Weinbergs zu bepf lanzen.
So wurden nur 896 Quadratmeter mit der neuen Rebsorte „Calardis blanc“bepf lanzt.
Die restlichen 1300 Quadratmeter sollen 2025 mit der Rebsorte „Sauvignon gris“bestückt werden. Die beiden hybriden Rebsorten zeichnet eine hohe Pilzwiderstandsfähigkeit aus und sind nach Ansicht der Experten für den Bopfinger Weinberg bestens geeignet. Für die beiden Rebsorten hatten sich zahlreiche Bopfinger bei einem Besuch im Weingut Escher und bei einer Weinprobe in der „Schmiede“ausgesprochen. „Wenn ich mich so umschaue, dann sehe ich leider wenige, die bei den Weinproben dabei waren“, so eine Hobbywinzerin nach einem Block in die Runde. Aber zum Glück seien es trotzdem noch genügend Hobbywinzer.
Damit das Projekt Bopfinger Weinberg erfolgreich wird, wurde nichts dem Zufall überlassen. Um den idealen Standort zu finden, haben Escher und Bopfingens Bürgermeister Gunter Bühler
unzählige Standorte begutachtet und bewertet, ehe man sich einig war. Als dann auch noch die Bodenproben ein positives Ergebnis lieferten, stand der Platz für den Weinberg fest. Um die für Rebstöcke bestmöglichen Bedingungen, eine aufgelockerte, krümelige und stickstoffreiche Bodenstruktur zu schaffen, wurde nach einer Ruhephase die Winterbegrünung im Frühjahr eingegruppert.
Angesichts der idealen Rahmenbedingungen geht Escher davon aus, dass es in Bopfingen 2027 die erste Weinlese geben wird. Da sich die jungen Reben noch im Wachstum befinden und erst noch stärker werden müssen, erwartet er einen geringen Ertrag. „Unser Ziel sind vorerst einmal rund 700 Liter.“Aufgrund der sonnigen Lage und des guten Bodens erwarten sowohl er als auch Heineke einen Ertrag von rund 2000 Liter Rebensaft, aus dem dann etwa 1500 Liter vom „Ipf-Tröpfle“gewonnen werden können.