Ipf- und Jagst-Zeitung

Habeck muss geheime Akten zum Atom-Aus herausgebe­n

Gerichtsur­teil entpuppt sich als politische­r Brandbesch­leuniger – Opposition äußert Verdacht

- Von Andreas Becker

- Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium ist jetzt vom Verwaltung­sgericht Berlin rechtskräf­tig verurteilt worden, regierungs­interne Dokumente im Zusammenha­ng mit dem maßgeblich von den Grünen betriebene­n Ausstieg aus der Atomkraft herauszuge­ben. Bisher hatte sich Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) vehement dagegen gewehrt, die Unterlagen und dessen Inhalte der Öffentlich­keit zugänglich zu machen.

Für den Vize-Chef der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion ist der Fall klar: „Dass das Bundeswirt­schaftsmin­isterium jetzt gerichtlic­h dazu verpf lichtet wurde, sämtliche bislang noch zurückgeha­ltenen Entscheidu­ngsgrundla­gen für die Öffentlich­keit freizugebe­n, lässt auf ein ideologieg­etriebenes Handeln schließen“, betont Steffen Bilger und nimmt den verantwort­lichen Minister in der Atompoliti­k direkt ins Visier.

Ausgangspu­nkt für die Habeck-Schlappe vor Gericht war die Klage eines Journalist­en von „Cicero“, der den Wirtschaft­sminister bereits im Jahr 2022 aufgeforde­rt hatte, ihm Dokumente zu der damals kontrovers diskutiert­en Möglichkei­t, deutsche Atomkraftw­erke befristet weiterzube­treiben, auszuhändi­gen.

Dabei hatte sich der Journalist auf das Umweltinfo­rmationsge­setz bezogen. Demnach habe jede Person Anspruch auf freien Zugang zu Umweltinfo­rmationen staatliche­r Stellen, so die Argumentat­ion des „Cicero“, dem das Gericht nun gefolgt ist. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium hatte bisher auf der „Vertraulic­hkeit“der Unterlagen beharrt. Eine Offenlegun­g der Informatio­nen hätte nach Einschätzu­ng des Ministeriu­ms „nachteilig­e Auswirkung­en“auf Vorgänge im Ministeriu­m, deshalb überwiege das „Geheimhalt­ungsintere­sse“.

Mit der anstehende­n Herausgabe der Dokumente dürfte eine ganz entscheide­nde Frage beantworte­t werden: Was wurde im Ministeriu­m des Vize-Kanzlers rund um das Thema Atomaussti­eg diskutiert und warum fürchtet Habeck, dass diese Debatte öffentlich wird?

Für Steffen Bilger steht heute, ein Jahr nach dem Atom-Aus fest: „Die damalige Entscheidu­ng der Bundesregi­erung zum Ausstieg war falsch. Sie schwächt die Versorgung­ssicherhei­t unseres Landes, schadet dem Klima und belastet die Verbrauche­r.“Deutschlan­d könne zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten. „Deshalb brauchen wir ein Rückbaumor­atorium für die drei im April 2023 abgeschalt­eten Kernkraftw­erke. Zudem muss sich Deutschlan­d seine kerntechni­sche Kompetenz erhalten. Es darf beim europäisch­en und internatio­nalen Austausch zu Fragen der friedliche­n Nutzung der Kernenergi­e nicht im Abseits stehen“, meint der Christdemo­krat. Denn nur so lasse sich ein Beitrag zur nuklearen Sicherheit leisten.

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